Eine der sicherlich ungewöhnlichsten Feiern

Zweite Abiturentlassfeier an der Heinrich-Böll-Schule während der Corona-Pandemie

Erneut fand die Abiturentlassfeier an der Heinrich-Böll-Schule unter freiem Himmel auf dem Schulgelände statt.

Bereits vor einem Jahr hatte die Aushändigung der Zeugnisse an die frisch gebackenen Abiturientinnen und Abiturienten der Heinrich-Böll-Schule (HBS) einen pandemiebedingt sehr ungewöhnlichen Touch, und dieser setzte sich in diesem Jahr erneut fort - wenn auch diesmal etwas weniger folgenschwer.

Zwar musste einmal mehr auf einen großen und besonders feierlichen Abi-Ball in der Hofheimer Stadthalle verzichtet werden, jedoch konnten am vergangenen Freitag wenigstens auch die Angehörigen der stolzen Schulabgängerinnen und Schulabgänger diesem besonderen Moment live beiwohnen. Vor einem Jahr noch mussten Eltern, Geschwister, Verwandte und Freunde der Zeremonie fernbleiben, damit die damals maximal erlaubte Anzahl von 100 anwesenden Personen nicht überschritten wurde. Nur die Abiturientinnen und Abiturienten selbst durften damals kommen. Ein trauriger Umstand, der in diesem Jahr dank sinkender Inzidenzzahlen und damit verbundener Lockerungen vermieden werden konnte.

Maskenfrei nur auf dem eigenen Platz

So waren in diesem Jahr die Gestaltungsmöglichkeiten für eine würdige Feier rund um diesen bedeutsamen Etappensieg auf dem persönlichen Karriereweg etwas größer als im Vorjahr; es war einfach wieder ein etwas lebendigeres und geselligeres Treiben auf dem Schulhof der HBS. Die Abiturientinnen und Abiturienten warfen sich mit großer Lust in schöne Outfits, vom ausladenden Abendkleid bis hin zum feinen Zwirn. Als "Gesichtsschmuck" diente dabei stets der längst in Fleisch und Blut übergegangene medizinische Mundschutz - lediglich auf dem eigenen Platz sitzend durfte dieser abgenommen werden. Davon ließ sich niemand die Laune verderben, vielmehr wirkten die FFP2- und OP-Masken wie modische Statements zum aktuellen Zeitgeschehen, die zusätzlich die reife Botschaft vermittelten, dass man das Virus nach wie vor angemessen ernst nimmt. Niemand wollte sich diesen besonderen Tag von der Corona-Pandemie vermiesen lassen, und gemeinsam machte man erfolgreich das Beste daraus.

So entpuppte sich das Areal vor dem HBS-Haupteingang als würdiger Feierort, der bei sonnigem Juliwetter allen Anwesenden auch durch das Vordach und einen eigens aufgebauten Pavillon genug Schatten bot.

Pünktlich um 17 Uhr schritten alle Abiturientinnen und Abiturienten an den Rand des Schulgeländes, während die Gäste ihre Plätze einnahmen. Musik ertönte: "The Final Countdown" von der schwedischen Hard-Rock-Band Europe, und schon marschierte die erste Schülergruppe unter dem Applaus der Angehörigen gen Bühne, um in einer der vorderen Reihen Platz zu nehmen. Insgesamt fünf solche Gruppen wurden es letztendlich, alle untermalt von weiteren zum Anlass passenden Hits wie "Celebration" von Kool & The Gang oder "We are the Champions" von Queen.

Eine besondere Reifeprüfung

Schulleiter Dr. Dietrich Heither bezeichnete in seiner Rede den Anlass als "eine der ungewöhnlichsten Abiturfeiern in der ungewöhnlichsten Zeit der Bundesrepublik". Er beglückwünschte die Abiturientinnen und Abiturienten, aber auch deren Eltern und Familien, die (nicht nur) in seinen Augen ebenfalls einen großen Anteil an diesem Erfolg hatten.

Dr. Heither rief den Beginn der Corona-Krise, die nun schon zwei Abiturjahrgänge enorm in Mitleidenschaft gezogen hat, in Erinnerung: Seit am 27. Januar 2020 der erste Corona-Fall in Deutschland gemeldet wurde, war nichts mehr wie zuvor. Am 13. März 2020 - zwei Tage nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) offiziell die COVID-19-Pandemie ausgerufen hatte - kam es dann zu den Schulschließungen. "Seitdem stand Ihr Abitur letztlich immer auf der Kippe", stellte Dr. Heither fest.

Gewohnte Strukturen waren plötzlich aufgelöst, und es stellte sich die Frage: Findet Schule überhaupt statt? Und wenn ja: Wie? Als Präsenz-, Wechsel- oder Onlineunterricht?

Doch gerade dieser Wegfall vieler Strukturen kann auch in Sachen Persönlichkeitsentwicklung als Chance in der Krise angesehen werden: Tugenden und Haltungen, Eigenständigkeit, Selbstorganisation, Eigenverantwortung gewannen immer mehr an Bedeutung. Und hierzu spannte der Schulleiter einen Bogen zum Studium, das sicher viele der an diesem Tage ausgezeichneten jungen Menschen in Kürze beginnen werden. Dort werde Haltung immer verlangt. An einer Universität müsse man sich, bei allen Freiheiten, selbst organisieren und die Verantwortung für den eigenen erfolgreichen Werdegang übernehmen.

Die Abiturientinnen und Abiturienten des Jahrgangs 2021 haben Dr. Heither zufolge stets verantwortungsbewusst gehandelt, gegenseitig aufeinander aufgepasst, sich gegenseitig gestützt und pandemiebedingte Notwendigkeiten als solche erkannt. Und damit haben sie sich als in besonderer Weise reif erwiesen für eben jenes Reifezeugnis, das ihnen an diesem Abend ausgehändigt wurde.

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