Sogar die Grünen stimmten gegen Main-Radweg

Stadtverordnetenversammlung: Antrag der SPD-Fraktion gescheitert / Koalition und Grüne kritisieren geplanten Verlauf

Auch die Hattersheimer SPD macht sich Gedanken über die hiesige Fahrradinfrastruktur. So ist den Sozialdemokraten aufgefallen, dass im Rahmen der Maindamm-Sanierung momentan im Eddersheimer Bereich kein Radweg vor dem Damm geplant sei. Stattdessen seien Radfahrerinnen und Radfahrer künftig gezwungen, Wege oder Straßen hinter dem Damm benutzen.

Einen Radweg zwischen Damm und Main erachtet die SPD-Fraktion für den regionalen Freizeitverkehr als sehr wertvoll, man würde damit das Eddersheimer Mainufer aufwerten. Und die derzeit laufende Überarbeitung des Regionalen Flächennutzungsplans sei deshalb eine gute Gelegenheit, einen solchen Radweg in der regionalen Planung zu verankern.

Deshalb forderte die SPD die Stadtverordnetenversammlung auf, den Magistrat im Rahmen der Gespräche zum neuen Regionalen Flächennutzungsplan darauf hinzuwirken zu lassen, dass ein Main-Radweg vor dem Eddersheimer Maindamm in den Planentwurf aufgenommen wird.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Minnert holte in der Aussprache zu diesem Antrag während der Stadtverordnetenversammlung am 10. Oktober etwas weiter aus: So stellte er fest, dass der Main-Radweg ein etwa 600 Kilometer langer Radfernweg in Bayern und Hessen ist. Zwischen der Main-Mündung und Hanau hat der Weg den gleichen Verlauf wie der 258 Kilometer lange Hessische Radfernweg R3, bekannt als Rhein-Main-Kinzig-Radweg. Zum Vergleich hatte Minnert die vom Antrag betroffene Strecke nachgemessen, also von der Autobahnbrücke der A3 westlich Richtung Flörsheim bis etwa zum Ardelgraben, denn dort endet die Gemarkung der Stadt Hattersheim. Das sind etwa 1,3 Kilometer. Die andere Seite, von der Autobahnbrücke bis zur Ankerstraße, wo der Radweg endet, sind ca. 990 Meter. Das ergebe eine Gesamtstrecke von etwa 2,2 Kilometern.

Legt man nun die Geschwindigkeit von Radfahrenden zugrunde, also zwischen 15 und 25 Kilometern pro Stunde, dann liege die Wegdauer im arithmetischen Mittel bei etwa sieben Minuten. Sprich: Sieben Minuten lang blicken Radfahrerinnen und Radfahrer auf diesem Weg nicht auf den Main. "Da sei die Frage nach der touristischen Relevanz sicherlich mal erlaubt", so Minnert.

Zudem biete der geplante neue Radweg auch Vorteile, nämlich einen Blick auf weite Naturlandschaften und Felder bis zum Taunus, ebenso wie einen breiten asphaltierten Radweg, der ausreichend Platz für die Radfahrenden bietet. Ebenso werden die Retentions- und Auenräume nicht gestört und Landwirte werden nicht in ihrer Arbeit behindert.

Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Stefan Ehrecke, erkannte selbst die gewisse Ironie, wenn man hört, dass seine Partei einmal gegen einen vorgeschlagenen Radweg stimmt. Bereits in der vorherigen Ausschussrunde hatte man gegen den SPD-Antrag votiert.

Ehrecke nannte die Gründe für die ablehnende Haltung seiner Fraktion: Die Tatsache, dass der Radweg nach Vorstellung der Sozialdemokraten in den Auen- und Präventionsräumen gebaut werden soll, ist hierfür der Hauptbeweggrund. Zudem wurde bereits versichert, dass die Wirtschaftswege auf der anderen Dammseite geteert werden - dies sei den Grünen wichtig, auch wenn es dabei um Versiegelung gehe. "Wenn man den Mainweg weiterfährt durch Okriftel Richtung Sindlingen, dann hat man hinter den Tennisplätzen in Okriftel das beste Beispiel: Dann hört der Teer irgendwann auf (...), und dann sieht man aus wie ein Ferkel", machte Stefan Ehrecke deutlich.

Fuß- und Radweg müssen getrennt werden, die Situation auf dem Damm sei nicht schön. In Richtung Flörsheim ist es ja momentan bereits getrennt, dort verläuft der Fußweg oben auf dem Damm und der Radweg unten. "Und das wäre gut, wenn wir das hier auch so hinkriegen würden", wünschte sich Ehrecke.

Schließlich wurde der Antrag bei Zustimmung von SPD sowie Ablehnung von CDU, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und FW mehrheitlich abgelehnt.

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