Spielerisch auf dem Weg nach Bethlehem

Die Martinspost der katholischen Gemeinde St. Martinus in Hattersheim am Main macht das möglich

V.l.n.r.: Sonja Schaefer, Verona Lutter, Bärbel Siebert und Walburga Seel haben für die "Martinspost" ein Weihnachtsspiel entworfen.

Die Martinspost der katholischen Gemeinde St. Martinus in Hattersheim am Main macht das möglich

Eigentlich soll die Martinspost seit 2017 mindestens zwei Mal im Jahr für die jüngsten Mitglieder der Gemeinde St. Martinus erscheinen, um ihnen kindgerecht und mit bunten Figuren verschiedene Dinge nahe zu bringen, die mit Kirche, der Bibel oder den christlichen Festen zu tun haben. In einer Auflage bis zu 750 Stück wird sie gedruckt und an alle Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse, manchmal auch an die Größeren der fünften und sechsten Klassen, verteilt.

In diesem Jahr hatte das Corona-Virus auch diesen Plan erst mal zunichte gemacht. „Wir hatten eine ganz tolle Oster-Ausgabe geplant, für die uns Kinder Szenen der Passionsgeschichte mit Lego nachgebaut hatten. Aber dann waren wir unsicher, ob wir während des ersten Lockdowns mit dem Einwerfen der Hefte in die Briefkästen und der Weitergabe der Martinspost in den Kirchen vielleicht doch jemanden gefährden würden“, erzählt Sonja Schaefer vom Martinspost-Team, „also haben wir darauf verzichtet. Deshalb war die Novemberausgabe 2019 das letzte Heft, das wir für die Kinder gemacht haben.“

In dem (wie immer sehr liebevoll gestalteten) Heft ging es damals nicht nur um die Geschichte vom Heiligen Martin, es gab auch ein interessantes Interview mit dem Limburger Bischof Georg Bätzing, geführt von Kinderreportern aus Hattersheim. Alle waren sehr stolz darauf, dass diese Martinspost dann sogar im Limburger Dom ausgelegt worden war.

Und noch einmal „eigentlich“ hatte das Martinspost-Team, bestehend aus Sonja Schaefer, Bärbel Siebert, Verona Lutter und Walburga Seel, schon Weihnachten 2018 die Idee, die Adventszeit für die Kinder mit einem Spiel in der Martinspost, welches den Kindern die Weihnachtsgeschichte noch einmal ausführlich erklären sollte, zu verkürzen. „Aber damals haben wir schnell gemerkt, dass man zu sowas mehr Vorlauf braucht“, erklärt Bärbel Siebert schmunzelnd, „so wie wir uns das vorgestellt haben, gab es das nämlich noch gar nicht.“ Nachdem also in diesem Jahr die Osterausgabe nicht wie geplant verteilt werden sollte, waren sich die Frauen schnell einig: wenigstens soll dann die Weihnachtsausgabe etwas ganz besonderes werden. Also machten sie sich schon im Sommer daran das Spiel „Auf dem Weg nach Bethlehem“ zu entwickeln. „Das war schon manchmal ein bisschen merkwürdig: wir saßen in der größten Sommerhitze zusammen und haben über unser Weihnachtsspiel gesprochen“, erinnert sich Walburga Seel gerne, denn das Team hatte selbst auch viel Spaß an der gemeinsamen Arbeit.

Ausgeklügelte Spielidee

An die Gestaltung der Grafik und des Layouts machte sich Sonja Schaefer, unterstützt von Bärbel Siebert, die auch das Lektorat übernahm. Walburga Seel brachte als langjährige „Erzieherin mit Leib und Seele“ ihre Erfahrung mit der jungen Zielgruppe ein, Verona Lutter ihren besonderen Blick für religiöse Texte. „Wir haben lange überlegt, wie überhaupt der Ablauf des Spiels sein soll, bis klar war: jeder Spieler sollte sich über die eingezeichneten Spielsteine selbst auf den Weg zur Krippe und zu Jesus machen. Das Ziel sollte sein, dass die Kinder dabei etwas – vielleicht sogar etwas Neues - über die Weihnachtsgeschichte erfahren und aber vor allem, dass sie Spaß daran haben“, erklärt Sonja Schaefer. Deshalb ist der Weg nach Betlehem im Spiel mit Aktionsfeldern gespickt: wenn der Würfel eine Spielfigur auf ein solches Feld schickt, dann muss die Spielerin oder der Spieler etwas Besonderes tun oder eine Engel- beziehungsweise Sternenkarte mit Aufgaben ziehen. „Die Aufgaben sind eine Mischung aus Fragen und zum Teil richtig lustigen Aktionen, die besonders viel Spaß machen, wenn Mama, Papa oder gar Oma und Opa mitspielen und diese dann erfüllen müssen“, verrät Sonja Schaefer. Zu den möglichen Aufgaben gehört es etwa, mit der Aufgabenkarte auf dem Kopf den Tisch zu umrunden oder seinen Namen zu buchstabieren – von Eltern und Großeltern wird das Buchstabieren sogar rückwärts erwartet. Von ihren Würfeln geführt starten die Mitspieler in Nazareth, auf ihrem „steinigen“ Weg erfahren sie etwa auf den roten Bibelfeldern, wie damals ein Engel Josef im Traum erschien, oder dass in dieser Zeit alle Menschen in ihren Geburtsort mussten, weil Kaiser Augustus das befohlen hatte. Auf Zahlenfeldern werden sie nach vorne, aber auch manchmal wieder zurück geschickt, auf Pausenfeldern müssen sie eine Runde aussetzen. Kommt ein Spieler auf einen lila Stein, darf er eine Engel-Karte ziehen, auf gelben Feldern eine Sternen-Karte. Auf dem orangenen Weg in Bethlehem angekommen, begegnen sie Hirten auf dem Feld und auch „drei sehr gescheiten Männern“. Gewonnen hat, wer als Erster im Stall bei Jesus ist, aber das Spiel ist erst zu Ende, wenn alle Mitspieler dieses Ziel erreicht haben.

„Wir wollten am Ende unser Spiel ja eigentlich auch zusammen testen, aber es wurde dann schwierig, uns alle zum Spielen auf Abstand zu treffen“, berichtet Sonja Schaefer von den letzten Tests des Spiels, „aber wir haben dann jede mit ihrer eigenen Familie das Spiel gespielt und uns per Telefonkonferenz kurzgeschlossen.“ Den zufriedenen Gesichtern der vier Damen kann man entnehmen, dass ihr Spiel die familiären Tests gut bestanden hat.

Ein Spiel für jedes Alter

Auf dem etwa DIN-A2-großen Spielfeld gibt es viel zu entdecken und zu sehen: nicht nur die liebevoll gestalteten Hauptakteure der Weihnachtsgeschichte, sondern natürlich auch wie Städte in dieser vergangenen Zeit aussahen (auch wenn die Ortseingangsschilder wohl eher moderne Vorbilder haben), exotische und heimische Tiere, Engel und natürlich die Krippe, in der Jesus geboren wurde. Bevor sich eine Familie ans Spielen macht, muss sie auch noch ein bisschen basteln: die 48 Aufgabenkarten müssen natürlich erst alle fein säuberlich ausgeschnitten werden. Und damit wirklich die ganze Familie – alle im Alter von 4 bis 99 Jahren - mitspielen kann, gibt es sogar noch mehr Karten mit einfacheren oder auch mit schwereren Fragen und Aufgaben zum herunterladen und selbst ausdrucken auf der Homepage der Gemeinde www.stmartinus.org.

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