Die Spielplätze bleiben geöffnet

Kurzes Hin und Her vor dem Start des "Lockdown Light" / Maximal zehn Personen aus zwei Haushalten erlaubt

Im Vorfeld des "Lockdown Light", der am Montag in Kraft trat, sorgte die Ankündigung der Sperrung von Spielplätzen im Stadtgebiet für Diskussionen.

Kurzes Hin und Her vor dem Start des "Lockdown Light" / Maximal zehn Personen aus zwei Haushalten erlaubt

Die Coronavirus-Pandemie begleitet uns nun schon seit über sieben Monaten. Mit vielen Methoden und Strategien, die der Eindämmung der Infektionszahlen dienen sollen, ist man inzwischen recht gut vertraut. Aber natürlich handelt es sich hierbei immer noch um eine höchst außergewöhnliche Situation, und dementsprechend gibt es auch viel Raum für individuelle Interpretationen und Entscheidungen. So war und ist es auch möglich, dass die Kommunen Maßnahmen beschließen, die über den sogenannten "Lockdown Light" der Bundesregierung hinausgehen.

Am vergangenen Freitag, 30. Oktober, veröffentlichte die Stadt Hattersheim am Main eine Pressemitteilung, in der die neuen Corona-Regelungen für Hessen, die am Montag in Kraft getreten sind, näher beschrieben wurden. Ein besonderes Augenmerk legte man dabei auf die Art und Weise der Umsetzung in Hattersheim. Und ein Detail sorgte vorübergehend für gut vernehmbare Irritationen: Die Erklärung, dass auch die Spielplätze - wie schon im Frühjahr - wieder geschlossen werden sollen.

SPD kritisierte den "Alleingang"

Direkt am Folgetag - dem Halloween-Samstag - veröffentlichten die Hattersheimer Sozialdemokraten ihrerseits eine Pressemitteilung, in der sie den "Alleingang" der Stadt Hattersheim in dieser Sache kritisieren und eine Öffnung der Spielplätze fordern. Am Freitag hätten sich viele Eltern an die Partei gewandt, die an den Spielplätzen im Stadtgebiet über die neuen Hinweisschilder gestolpert waren, die über die angedachte Sperrung informierten. „Die Schließung aller Spielplätze ist ein Alleingang der Stadt Hattersheim, für den es keine Rechtsgrundlage gibt und der sofort rückgängig gemacht werden muss“, forderte der SPD-Fraktionschef Dr. Marek Meyer. Eine Schließung der Spielplätze sei weder von der Bundesregierung, noch von der Hessischen Landesregierung beschlossen worden. Andere Städte im Kreis wie zum Beispiel Hofheim hätten gleichzeitig ausdrücklich betont, dass die dortigen Spielplätze geöffnet bleiben. Die SPD hätte sich hierzu eine vorherige Koordination der Städte des Landkreises untereinander gewünscht. „Es kann nicht sein, dass die Städte das unterschiedlich handhaben", so Dr. Meyer. Zudem sei es seiner Ansicht nach "unlogisch, wenn Schulen, Krippen und Kindertagesstätten in Hattersheim weiterhin geöffnet seien, aber die Spielplätze geschlossen würden." Außerdem würden die Spielplätze auch weiterhin von Schulen für den Sportunterricht unter freiem Himmel genutzt.

Dr. Marek Meyer hält die von Bund und Ländern beschlossenen Maßnahmen grundsätzlich für richtig. „Wir müssen die Infektionszahlen auf ein Niveau drücken, wo eine effiziente Kontaktpersonen-Nachverfolgung durch die Gesundheitsämter wieder möglich ist", so der SPD-Fraktionsvorsitzende. Eine Spielplatz-Sperre in Hattersheim hält er dennoch für falsch. Stattdessen solle man lieber Schilder anbringen, die an die Vernunft der Eltern appellieren.

Sperrung direkt wieder aufgehoben

Es dauerte nur wenige Stunden, und auch aus dem Hattersheimer Rathaus trudelte am Samstagnachmittag eine weitere Pressemitteilung ein, die sich ebenfalls auf diese Problematik bezog. Zur ursprünglichen Mitteilung vom Vortag ergibt sich demnach eine wichtige Änderung: Die Spielplätze im Stadtgebiet bleiben nun doch geöffnet, jedoch unter Auflagen: Maximal zehn Personen aus zwei Haushalten dürfen sich gleichzeitig dort aufhalten.

Ausschlaggebend zum Umdenken des Bürgermeisters waren nicht zuletzt zahlreiche E-Mails und Nachrichten, die ihn in dieser Sache erreicht haben. Grundsätzlich hält Schindling es für richtig, angesichts der hohen Infektionszahlen in Hattersheim und im gesamten Kreis alle Freizeiteinrichtungen vorübergehend zu schließen, darunter auch Spiel- und Bolzplätze, Jugendtreffs und Sportanlagen. Jedoch: "Es sind nicht die Kinder, die auf den Spielplätzen ein erhöhtes Risiko der Weitergabe von Infektionsketten darstellen. Vielmehr sorgen wir uns um die Anzahl der Erwachsenen, die dort teilweise zusammensitzen", so der Bürgermeister, der daraufhin die Entscheidung traf, dass nun zwar doch alle Hattersheimer Spielplätze bis auf Weiteres geöffnet bleiben dürfen - an der verbindlichen Maßgabe, dass sich in der Öffentlichkeit maximal zehn Personen aus zwei Haushalten gemeinsam aufhalten dürfen, wird man jedoch auch an diesen Orten streng festhalten.

„Wir möchten den Hattersheimer Familien entgegenkommen und vertrauen darauf, dass sie die Regelungen zur Kontaktbeschränkung einhalten. Es wird dennoch engmaschige Kontrollen geben, ob den Bestimmungen Folge geleistet wird. Letztendlich entscheiden dann die Nutzerinnen und Nutzer der Spielplätze darüber, ob diese weiterhin geöffnet bleiben können", so Bürgermeister Klaus Schindling. "An dieser Stelle möchte ich noch einmal um Verständnis werben für die Maßnahmen, die wir aktuell treffen müssen, um das Infektionsgeschehen einzudämmen. Gleichzeitig möchte ich an die Vernunft der Hattersheimer Bürgerinnen und Bürger appellieren und bitte um Ihre Einsicht, sich weiterhin rücksichtsvoll zu verhalten und weitsichtig zu denken."

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