Stadt Hattersheim startet das „IgelProjekt Hattersheim“

Auftaktveranstaltung am 16. Oktober mit Vortrag im Kutschersaal / Tipps und Empfehlungen für Gartenbesitzer

BUND-Mitglieder und interessierte Bürgerinnen und Bürger trafen sich zur Auftaktveranstaltung des IgelProjekts Hattersheim im Kutschersaal.
BUND-Mitglieder und interessierte Bürgerinnen und Bürger trafen sich zur Auftaktveranstaltung des IgelProjekts Hattersheim im Kutschersaal.

hb

Die Deutsche Wildtier Stiftung hat den Igel im vergangenen Jahr zum Tier des Jahres gewählt – und das aus traurigem Anlass. Immer weniger Igel finden ausreichend Futter und Schlafplätze zum Überwintern, weshalb der Bestand dieser Tiere in Deutschland bedroht ist. Daher wurde der Igel auf die Kategorie „Vorwarnliste“ der Roten Liste der Säugetiere hochgestuft. Nun ist es die Verantwortung aller, dafür zu sorgen, dass sich das wieder ändert. Auch die Stadt Hattersheim will dazu beitragen und hat das IgelProjekt Hattersheim gestartet.

Als Auftakt fand 16. Oktober der Vortrag „Igel – Unsere stacheligen Freunde“ im gut besuchten Kutschersaal statt. Eingeladen hatte die Stadt Hattersheim die beiden Expertinnen Bianca Menssen und Daniela Rasch. Es kamen über 40 interessierte Igelfreunde in den Posthof, um zu erfahren, wie man Igeln helfen kann gut über den Winter zu kommen, und welche Fehler es zu vermeiden gilt.

Die Expertinnen kümmern sich ehrenamtlich um Igel in Rüsselsheim und Hofheim. Es werden immer mehr hungrige, schlecht entwickelte und verletzte Igel abgegeben. Bianca Menssen nimmt bereits seit fünf Jahren Igel bei sich auf und hat in diesem Herbst schon über 160 Tiere in ihrer Station in Pflege. Dadurch sind ihre Kapazitäten inzwischen ausgeschöpft. Im Idealfall können einige der Patienten so rechtzeitig aufpäppelt werden, um noch vor dem Winter wieder freigelassen zu werden. Manche Tiere werden jedoch den ganzen Winter bei ihr verbringen müssen. Darum ist es umso wichtiger, dass es mehr Menschen gibt, die diese Arbeit selbst übernehmen können, damit noch mehr stachelige Freunde über den Winter kommen.

Eindrücklich schilderten die Frauen, warum es notwendig geworden ist, Igel zu unterstützen. Die Tiere müssen, um ausreichend Futter zu finden, immer größere Strecken zurücklegen und treffen dabei auf zahlreiche Hindernisse. Eingezäunte Grundstücke zwingen sie zu großen Umwegen und viele Straßen zerschneiden ihr Jagdrevier. Durch den zunehmenden Verkehr kommt es zu immer mehr tödlichen Unfällen. Umweltverschmutzung und ausgeräumte Landschaften führen zum Insektensterben. Die Gärten werden immer kleiner und eintöniger. Die immer beliebter werdenden Rasenmäher-Roboter fahren häufig auch nachts und verletzen dabei die kleinen Tiere schwer.

Starke Nerven brauchten die Gäste des Infoabends, als die Expertinnen Bilder von kranken und verletzten Igeln zeigten. Neben den Gefahren durch Autos und Mährobotern, leiden die kleinen Stacheltiere besonders unter Parasiten, wenn die Nahrung knapp ist. Dann fressen sie häufig auch Schnecken, die sie sonst meiden. Diese sind jedoch in der Regel Überträger von Würmern und anderen Krankheiten.

Also, was können wir tun?

Um die Hindernisse zu verringern, können Gartenbesitzer kleine Durchgänge in den Zäunen schaffen. Wer möchte, kann diese sogar schon mit einem Rahmen gestalten, dem Igel ist das Aussehen jedoch weniger wichtig. Außerdem hilft es, den Garten nicht bis in die hinterste Ecke aufzuräumen, sondern an ein paar Stellen Laub und Zweige zu einem kleinen Haufen aufstapeln. Darin können sich nicht nur die Igel verstecken, dort kann sich auch ihr Futter - Käfer und Insekten - vermehren.

Die Expertinnen betonten, dass es für die Igel besonders wichtig ist, diese mit dem richtigen Futter zu unterstützen. Auf dem Speiseplan stehen hauptsächlich tierische Proteine. Hochwertiges Katzenfutter (60% Fleischanteil) ist am besten geeignet. Spezielles Igelfutter ist nicht nur unnötig teuer, es enthält häufig auch Zutaten, die besser gemieden werden sollten, so Rasch. Pflanzliche Nahrung ist für Igel ungeeignet. „Oft sieht man süße Bilder, auf denen sie zusammen mit einem Apfel zu sehen sind. Die Igel sind jedoch nicht an der Frucht, sondern an den Insekten im Innern interessiert“, so Menssen. Besonders schädlich ist Milch für Igel, da sie laktoseintolerant sind. Wer Igeln etwas besonders Gutes tun möchte, besorgt Heimchen oder Wachsmaden und streut diese täglich frisch über das Futter.

Auch beim Bau von Igelhäuschen gibt es einiges zu beachten. Das Futterhäuschen wird durch spezielle Eingänge vor Ratten geschützt. Aus Erfahrung meiden sie Durchgänge, die mit einer Klappe oder einer Art Vorhang versehen sind, welche ihnen über den Rücken streicht. Igel hingegen stört das nicht.

Am Ende des Vortrags gab es noch Zeit für Rückfragen und Austausch mit den BUND-Mitgliedern. Als Dankeschön gab es von der Stadt Hattersheim und der Ortsgruppe vom BUND aus Eddersheim eine Spende für die beiden Frauen zur Weiterführung ihrer wichtigen Aufgabe.

Zuletzt stellte Benedict Heinrich vom städtischen Referat Friedhof, Grün, Natur die nächsten Schritte des „IgelProjektes Hattersheim“ vor. So sind auch weitere Veranstaltungen in Planung, bei denen unter anderem Kindertagesstätten, Bürgerinnen und Bürger sowie weitere Institutionen einbezogen werden.

Für Bürgermeister Klaus Schindling ist es wichtig, dass mit dem Igel-Projekt nicht nur die Bevölkerung sensibilisiert werden soll. „Auch wir als Stadt Hattersheim am Main werden unsere Arbeitsweisen schrittweise anpassen, sodass es den kleinen stacheligen Mitbewohnern in Zukunft besser ergeht. Dazu werden die Gärtnerinnen und Gärtner geschult und auch die Kooperation mit den Igelexpertinnen Menssen und Rasch wird fortgesetzt. Unter anderem werden Unterschlüpfe für Igel angelegt, die entsprechend den Anforderungen an den öffentlichen Raum angepasst sind.“

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