Was für eine Stimmung! Schon beim Einlass standen die Damen dichtgedrängt an der Tür zum Vereinshaus in Okriftel und konnten es kaum erwarten, in den Saal zu kommen. Man sah bunte Kostüme (sehr viele in Pastellfarben), weite Röcke aus Tüll und jede Menge Schmuck aus Süßigkeiten. Es gab bunte Bonbons als Armband oder als Haarreif zusammengeklebt, Lollipops als Ohrringe, Donuts auf dem Kopf oder als Tasche. Einige hatten die süßen Leckereien direkt auf die Kleidung geklebt. Die Wilden Weiber Okriftel empfingen in selbstgeschneiderten Kostümen ihre Zuschauerinnen. Sie trugen bunte Kleider aus rosa, blauen, türkisen und roten Stoffen mit passenden roten Hüten, ebenfalls mit Bonbons verschönert, genau richtig für das Candy-Land. Durch ihr Lachen sah man ihnen die Freude bei der Begrüßung der Gäste an. Endlich konnten sie nun nach drei Jahren Zwangs-Corona-Pause wieder drei Sitzungen organisieren, die durch das treue Publikum so gut wie ausverkauft waren.
Schon vor dem Start der Sitzung wurde im Saal zur Musik der „Spitzebuben“ geschunkelt. Im Lied „Que Sera, Sera“ entlud sich die Vorfreude auf die Sitzung. Durch den Abend führten gleich vier Moderatorinnen, Sabrina Schmidt, Nicole Merten, Monika Sandner und Natascha Reuter, da die Sitzungspräsidentin Daniela Heislitz auf Weltreise unterwegs ist. Die Wilden Weiber Okriftel bedankten sich für die Treue des Publikums und waren sich einig „es ist so, als wenn nichts gewesen wäre“. Gleich zu Anfang bewies das Publikum, dass das „Okriftel Helau“ und auch die „Rakete“ noch einwandfrei beherrscht wurden.
Das Programm bestand aus einem bunten Reigen von in Okriftel gut bekannten Künstlern, aber auch solchen, die zum ersten Mal auftraten. Zum festen Repertoire der WWO-Damensitzungen gehören auf jeden Fall die „Candy Girls“ vom Gesangverein Liederkranz-Eintracht aus Eddersheim. Ihre Kostüme, weiße, bauchfreie T-Shirts mit rosa Bändern und rosa schimmernde Tüllröckchen, passten genauso wie Ihr Einmarsch-Lied „Lollipop“ zum Motto des Abends.
Auch die zweite Mädels-Tanzgruppe, die „Diamonds“ vom Turnverein Okriftel (TVO), ließ es kräftig mit Rockmusik krachen. Ihr Outfit schwarze Hotpants, schwarze Westen und Netzstrümpfe. Die Zuschauerinnen sparten nicht mit Beifall. Eröffnet wurde der bunte Tanzreigen von der Hofheimer Jugendgarde, die mit ihrem Marsch die kleine Bühne zum Schwingen brachte.
Tanzende Männer auf der Bühne sind erlaubt
Während im Publikum bei den Damensitzungen keine Männer erwünscht sind, sind sie auf der Bühne hoch willkommen. Mit lauten Begeisterungsschreien, Klatschen, Tanzen am Platz oder auf dem Stuhl wurden alle auftretenden Männertanzgruppen vom Publikum begleitet. Die „Tugendbolde“ aus Nackenheim hatten sich etwas Besonderes ausgedacht: eine Sonderausstellung im Fastnachtsmuseum. Es wurde zurückgeblickt auf 1977, in die 90er Jahre und auf die Jahrtausendwende. Dieses in wechselnden bunten Kostümen mit Löffeln, Mülltonnen und Mainzelmännchen als Requisiten. Beim Gesang „Wir bauen euch eine Mainzelbahn“ konnte keine der Zuschauerinnen mehr ruhig auf dem Stuhl sitzen bleiben.
Die „Many Monkeys“ sind die Männertanzgruppe des Bretzenheimer Carneval Clubs. Die Tänzer aus der Nähe von Bad Kreuznach waren das erste Mal in Okriftel zu Gast. Bei ihrem Auftritt ging es um einen goldenen Affen, der die Zeit manipulieren kann. Das begeisterte Publikum bedankte sich für die schwungvolle Darbietung mit einer Rakete.
Nach der Pause konnte man sich noch auf zwei weitere Männertanzgruppen freuen. Das „Assenheimer Männerballett“ aus der Wetterau präsentierte ihre Show „Mission out of Control“, bei der drei Astronauten im Weltall unterwegs sind. Dabei landen sie auf einem anderen Planeten. Die Außerirdischen dort haben eine Maschine, die Gedanken lesen kann und die Astronauten in die Person verwandelt, die zu den Gedanken passt. Tolle Effekte, Überraschungsmomente und wilder Tanz waren den Zuschauerinnen ebenfalls eine Rakete wert. Es wurde verraten, dass die Gruppe im Hessischen Rundfunkt bei der Hessischen Weiberfastnacht zu bewundern sein wird.
Die „Atzmann Tornados“ sind 18 Männer, die aus Heidenrod stammen. 2021 feierten sie ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum. Schon beim Einmarsch zur Bühne wurden sie mit frenetischem Beifall begrüßt. Die Lautstärke steigerte sich durch laute Schreie, als die Männer bei ihrer Tanznummer die schwarzen Glitzerjacken und goldenen Westen ablegten. Sie zeigten durch ihren wirbelnden Auftritt, dass die Bezeichnung „Tornado“ passend für sie ist.
In der Bütt – aus dem Nähkästchen geplaudert
Auch Büttenreden fehlten natürlich nicht bei der Damensitzung. Gleich zu Beginn machte Oliver Betzer, „De Härtschd“, als Security-Mann klar, wie sehr ihm das Spazierengehen in der Coronazeit auf die Nerven ging. Um bei der ersten Damensitzung der Okrifteler Weiber dabei zu sein, scheute er die Anreise aus der Pfalz nicht.
Jürgen Wiesmann als „Ernst Lustig“, ein gern gesehener Gast aus Mainz, trat mit seiner typischen Sonnenblume auf dem Hut als Glücksbringer auf. Sein Motto: „Glück ist ein Rindviech und sucht seinesgleichen.“ Er entführte die Zuschauerinnen in alltägliche Situationen, wie den Umgang mit dem Enkeltrick, den Umtausch nach Weihnachten und ins China Restaurant.
„Appolonia“, Gabriele Elsener vom Rüsselsheimer Fastnachtsclub, die schon 38 Jahre auf der Bühne steht, berichtete über die Unmöglichkeit, ihre Büttenrede gendergerecht zu schreiben. Immer wieder gab es Korrekturhinweise vom Computer bei den vielen „/ - *innen“. Sie gab dann schließlich auf und schrieb von Hand weiter als der Hinweis „String alt entfernen“ kam, den sie auf ihre Unterwäsche bezog.
Der „Hoppes“, dargestellt von Hansi Greb gehört zu den festen Größen bei den Damensitzungen in Okriftel. Für ihn hatten die Wilden Weiber Okriftel extra eine mit Bonbons verzierte Bütt fertigen lassen. Er berichtete von seinen Erlebnissen als Second-Hand-Opa mit „drei Enkeln an de Back“. Auf dem Spielplatz erlebte er so allerlei.
Ebenfalls eine gute Bekannte bei den Wilden Weibern Okriftel ist Corinna Kuhn, die „Olle Dolle“. Sie berichtete von ihrer Ehe. In der Corona-Zeit hat sie sich bei Laune gehalten, indem sie ihr Hochzeitsvideo rückwärtslaufen ließ. Der schönste Moment dabei war, als ihr Mann ihr den Ring vom Finger zog. Trotz aller Probleme schickte sie ihren Mann zum Bärenfang nach Kanada, allerdings mit keinem guten Ende.
Mitreißender Gesang
Mit ihren selbstgeschriebenen Fastnachtsliedern konnten die Mainzer Brüder Andreas und Matthias Bockius als „Doppelbock“ punkten. „An welchen Worten erkennt man, dass 'er' es wirklich ernst meint?“, fragten sie ins Publikum. Die Antwort wurde gesungen und lautet: „Du bist mein Schoppe“.
Den Abschluss des bunten Programms bot Sascha Adam, alias „Tarabas van Luk“. Wow, kann man nur zu seinem Outfit sagen: knappe Shorts, schwarze Stiefel, viel Glitzer. Der Travestie-Künstler heizte dem Publikum noch mal so richtig ein. Die bekannten Songs wie beispielsweise „Schatzi schenk mir ein Foto“, „Dschinghis Khan“, „Layla“, „Joanna“ wurden lautstark mitgesungen. Van Luk verriet, dass er 100 verschiedene Kostüme besitze und sogar ein Lager zu Aufbewahrung gemietet hätte.
Es war ein gelungener Abend bei den Wilden Weibern Okriftel. Das Publikum war voller Begeisterung und unbändiger Freude vom Beginn bis zum großen Finale um halb eins. Jede Minute der Show wurde gefeiert, wodurch sich zeigte, dass die durchlebte Pandemie der wahren Fastnachtsgesinnung nichts anhaben konnte. Viele der Künstlerinnen und Künstler betonten ihre Dankbarkeit, dass nun endlich wieder Auftritte vor Publikum möglich sind. Darauf hatten sie alle so lange gewartet. Sie wurden von den Zuschauerinnen mit Begeisterungsstürmen und riesigem Applaus belohnt. Die Wilden Weiber Okriftel zeigten sich hoch zufrieden und dankten nicht nur den Künstlern, sondern auch allen Helfern, die im Hintergrund für das gute Gelingen gesorgt hatten. Nun kann man sich auf die beiden weiteren Damensitzungen am 20. und 21. Januar freuen.
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