„Der Trend geht zur Zweitgans“

Die Gänselotterie des Hattersheimer Weihnachtsmarktes hat eine lange Tradition

Ab dem späten Nachmittag herrschte dichtes Gedränge auf dem Hattersheimer Weihnachtsmarkt. Wenn alle Lichter leuchten und die Buden festlich strahlen ist es eben am schönsten, über den Marktplatz zu schlendern.
(Foto: A. Kreusch)

 

HATTERSHEIM (ak) – Wie schon seit mehr als 35 Jahren zog auch am 3. Advent der Weihnachtsmarkt wieder viele Besucher in die Altstadt von Hattersheim: In den Innenhöfen des Alten Posthofs und des Nassauer Hofes, auf dem Marktplatz und am Kirchgarten herrschte spätestens ab dem späten Nachmittag dichtes Gedränge und die Besucher schoben sich nur noch langsam durch die Gänge zwischen schön geschmückten Geschenke- und Verpflegungsbuden. 
 

Auch die Gänselotterie des Gewerbevereins hat eine lange Tradition und es ist wohl so, dass manch einer erst, nachdem er auf dem Weihnachtsmarkt keine Gans gewonnen hat, auf eigene Kosten einen Festtagsbraten kauft. Die Lose sind immer wieder sehr begehrt und finden reißenden Ansatz. So hatte auch Bürgermeister Klaus Schindling schon 20 Stück (ein Los kostete einen Euro) gekauft, als zwei nette Losverkäuferinnen ihn nochmals ansprachen. Seinen Einwand, er habe doch schon eine Gans gewonnen, ließen sie nicht gelten: „Der Trend geht zur Zweitgans!“, war die schlagfertige Antwort darauf. Und tatsächlich – nicht nur, dass Schindling noch mal Lose kaufte, er gewann sogar wirklich noch eine zweite Gans! „Die mach ich für mich selbst“, verriet er zufrieden, schließlich bringt der Loskauf nicht nur einen leckeren Braten, sondern er macht auch eine Spende an die Hattersheimer Kindergärten möglich.

Das Besondere am Hattersheimer Weihnachtsmarkt ist neben seiner wunderbar heimeligen Atmosphäre, dass die Besucher hinter vielen Ständen bekannte Gesichter sehen können. Zahlreiche Vereine und Organisationen der Stadt lassen es sich seit vielen Jahren nicht nehmen, die Weihnachtsmarktgäste mit selbst gemachten Leckereien wie Plätzchen, Bratwurst oder heißer Suppe und natürlich Glühwein und Punsch zu verwöhnen. „Wir sind jetzt schon seit 18 Jahren dabei“, strahlt etwa Alexandra Gutberlet vom Frauenchor Cantabile. Das Szegediner Gulasch, welches der Verein in jedem Jahr anbietet, hat viele Liebhaber, manche kommen sogar extra dafür zum Weihnachtsmarkt. „Wir haben ja sogar die schönste Standnummer“, freute sich die Chorchefin und zeigte stolz auf die „1“, die an der Seitenwand prangte. Natürlich haben aber auch die leckeren Hamburger der Germania Okriftel und die verschiedenen Suppenangebote des Elternbeirates der Regenbogenschule ihre Stammkundschaft. 

Dass es auch dem Nachwuchs Spaß macht, beim Weihnachtsmarkt mitzumachen, konnte man in diesem Jahr am Stand der „Konfis“ der evangelischen Kirchengemeinde sehen, auch Schüler der Heinrich-Böll-Schule boten Leckereien an und die Schüler der Robinson-Schule hatten wieder ganz viel selbst gebastelt. Der Erlös ihres bunten Verkaufsstandes ging wieder an ihr Patenkind in Afrika. Am Stand des Inklusionsforums Hattersheim konnte man fündig werden, wenn man noch ein ungewöhnliches Geschenkt suchte, der Tierschutzverein und seine Freunde versuchten, mit einem bunten Angebot wieder „Mäuse für den Tierschutz“ zu machen. Ebenso vertreten waren etwa der Spielkreis Eddersheim, die SG-DJK Hattersheim, die Hattersheimer Adler, die Chorgemeinschaft Hattersheim, die Griechische Gemeinde, die „Crazy Pearls“ des TV Okriftel, der Chor „L’espérance“ und der Katholische Kirchenchor St. Martinus. Alle hatten Leckereien im Angebot, die den Weihnachtsmarkt-Besuch zu einem kulinarischen Event machten. 

Beim Lionsclub Hattersheim-Kriftel wurde wieder der berühmte Winzer-Glühwein ausgeschenkt. Die Angel Sport Gemeinschaft aus Schwanheim steuerte sogar noch frisch geräucherte Forellen und andere Fischspezialitäten bei. Zusammen mit den Maronen, den Churros, den „Ahle Worscht-Brötchen“ und den übrigen Angeboten der professionellen Markt-Beschicker war das auch in diesem Jahr wieder ein wirklich breites Spektrum an Genüssen, mit denen der Weihnachtsmarkt seine Besucher beglücken konnte. An jeder Ecke boten sich andere duftende und strahlende Eindrücke. 

Darüber hinaus hatte der Hattersheimer Geschichtsverein wieder zur Besichtigung der renovierten Kutsche in der Remise des Nassauer Hofes eingeladen, das Modell des geplanten Stadtmuseums im Werkstattgebäude der Sarotti stand für interessierte Besucher ebenfalls zur Ansicht bereit und wurde gerne erklärt. Am Stand des Geowissenschaftlichen Freundeskreis e.V. konnte man neben hübschen Tonfiguren auch verschiedene Steine bewundern (oder als Geschenk erwerben). Beim DRK Ortsverein Hattersheim wurde fündig, wer eine schöne Handarbeit verschenken wollte, am Stand des Psychosozialen Zentrums MTK gab es bereits schön eingepackte, handgemachte Dinge zu erstehen.

Auch die Hattersheimer CDU, die FDP und die SPD waren jeweils mit einem Stand vertreten. Hier wurde nicht nur Nahrhaftes angeboten, auch Gespräche mit den Politikern der verschiedenen Parteien waren dort möglich. Selbst die Hattersheimer Stadtbücherei hatte am Weihnachtsmarkt-Sonntag ihre Türen geöffnet, an einem Stand war ein viel beachteter Bücherflohmarkt aufgebaut, an dem man Taschenbücher für einen Euro erstehen konnte. Die Stadt stellte zusammen mit Kooperationspartnern wie dem Kirchenladen das Faitrade-Angebot vor und bot Kostproben fair gehandelter Leckereien an. 

Zum Programm des diesjährigen Weihnachtsmarktes gehörte wieder ein Weihnachtsbasteln mit Petra Schall, bei dem in der Galerie Kinder sich mit dem Herstellen von Stern-Adventslichtern und dem Bemalen von Gipsformen beschäftigen konnten. Im Rahmenprogramm des Weihnachtsmarktes waren außerdem der Hattersheimer Posaunenchor und die Unterliederbacher Adventsbläser (im Nikolauskostüm) zu hören. Das Advents-Konzert der Musikschule und das Advents-Café im Barbarahaus luden zum Aufwärmen und Ausruhen ein. 

Natascha Ketterer, im Team des KulturForums die Organisatorin des Weihnachtsmarktes, zeigte sich bei einem Rundgang mit ihrem Kollegen Daniel Neumann zufrieden mit dem Ablauf. „Es läuft alles super. Dieses Jahr sind nur zwei der angekündigten Standbetreiber nicht gekommen, das Wetter spielt mit und den Leute gefällt es hier bei uns“, freute sie sich. Und die Gesichter der Kinder, die auf den Sitzen des kleinen Karussells juchzend durch die Luft flogen, bestätigten ihre Worte anschaulich.

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