Aus der tristen Mauer wird Kunst

,,One Wall free”-Graffitiaktion unter der Autobahnbrücke

EDDERSHEIM (idl) – Wie sangen es weiland die Rodgau Monotones in ihrem Lied ‚Ätzend’ : „Dann macht es sprüh, sprüh, sprüh um drei Uhr früh…“ Klingt illegal. Und ist es in den meisten Fällen auch. Das Besprühen von Flächen jedweder Form mittels Spraydosen.

Denn: „Nur Narrenhände beschmieren Tisch und Wände.“ Beschmieren ja, doch beim Sprayen sieht es inzwischen anders aus. Längst hat sich Graffiti als eigenständige Kunstform etabliert. Woraus sich zwar nicht die Legitimation zum ungebetenen ‚Verschönern’ jedweder Wand ableiten lässt, aber immerhin stößt die Kunstform mittlerweile nicht mehr auf die früher übliche Ablehnung.

Zum inzwischen vierten Mal fand am Wochenende in Hattersheim eine Graffiti-Kunstaktion unter dem Motto ‚One wall free’ statt. Das von der Stadt und weiteren Sponsoren unterstützte Meeting von Graffiti-Künstlern aus dem gesamten Bundesgebiet versammelte samstags und sonntags 15 Könner ihres Fachs an der zwischen Eddersheim und Flörsheim gelegenen Autobahnbrücke. Ein abgeschiedener Standort? Mitnichten, führt doch der Main-Radweg direkt unter der Brücke hindurch und somit unmittelbar am in Gemeinschaftsaktion entstandenen Groß-Kunstwerk vorbei. Nicht alle Beteiligten wollen ihren Namen in der Zeitung lesen. Zu bescheiden? Nein. Legale Aktionen, bei denen den Dosenkünstlern Flächen zur Verfügung gestellt werden, sind weiterhin rar, die Einladung der Stadt bildet nach wie vor – im vorliegenden Fall in Kooperation mit dem zuständigen Amt für Straßen- und Verkehrswesen – eine Ausnahme.

Es liegt im Selbstverständnis vieler Sprayer, das die Güte der Kunst den Maßstab dafür bildet, ob ein Graffiti als ‚illegal’ empfunden wird. Oder eben als Verschönerung einer vormals tristgrauen Mauer. Eines aber lehnen Graffitikünstler unisono ab: Schmierereien irgendwelcher Parolen, die oftmals mit der Verschandelung bestehender Wandgemälde einhergehen.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X