Vampire, Piraten - und ganz viele Narren

Der Hattersheimer Fassenachtsumzug lockte am Samstag wieder viel Publikum auf die Straßen der Stadt

Es war ein Fasse-┐nachtsumzug, wie man ihn sich wünscht: Stolze 95 Zugnummern, eine riesige fröhliche Zuschauermenge am Straßenrand und kein Regentropfen weit und breit. So schlängelte sich am Samstagnachmittag der Lindwurm durch die Hattersheimer Straßen, von Schulstraße und Albanstraße in die Mainzer Landstraße, von dort aus in Rotenhofstraße, Brückenstraße, Friedrich-Ebert-Straße, Rosengarten und die Frankfurter Straße, mit einem Schlenker durch Nassauer Straße, Falkenstein- und Rotenhofstraße, und dann schließlich wieder über die Frankfurter bis zur Hauptstraße, wo sich der Zug dann Richtung Rathausstraße auflösen sollte, gekrönt vom traditionellen Rathaussturm und der Prämierung der schönsten Festwagen und Fußgruppen.

Los ging es pünktlich um 14.11 Uhr, beginnend mit der üblichen Polizeieskorte, der sogleich die Clan Pipers Frankfurt folgten, in ihren Uniformen mit karierten Schottenröcken den Dudelsack spielend. Der Frauenchor Germania Sindlingen hatte sich ganz dem Motto "Wikinger" verschrieben und überzeugte mit gehörnten Helmen und Zopf-┐perücken. Der 1. Sindlinger Karnevalverein 1925 e.V. hatte junge Garden in unterschiedlichen Altersklassen dabei, die alle fröhlich lächelnd und fleißig "Helau!" rufend gute Laune verbreiteten. Politisch-kritisch zeigte sich die Privatgruppe Sascha Krüger: Auf ihrem Motivwagen zum "Zirkus der Kuriositäten" verwies sie auf den "Obskuren Olaf", der vor allem durch Abwesenheit und Vergesslichkeit überzeugt, und den "Großen Lindini", der lässig die Milliarden verschwinden lässt.

"Tutti-Frutti bunt" präsentierten sich die Kinder und Jugendlichen des TV Okriftel und mit dem Werfen und Reichen von Süßigkeiten wurde seitens der als Ananas und Melone kostümierten Nachwuchssportler natürlich nicht gespart - sehr zur Freude der jungen Zuschauerinnen und Zuschauer am Straßenrand. Die TVO Diamonds zeigten sich maritim gestimmt: In Matrosenkostümen jubelte man der Menge zu.

Närrinnen und Narrhalesen aus der Region

Auch aus der Umgebung bereicherten diverse Zugnummern den Hattersheimer Umzug: Aus Kriftel wäre da zunächst die Heimat- und Festwagengesellschaft, die als "Schwarzbachpiraten" von ihrem mit Kanonenrohren und Fangnetzen verzierten Piratenschiff aus grüßten. Ebenfalls am Start: Das Brass & Drum Corps (BDC) des Krifteler Karneval Klubs (KKK), das sich im vergangenen Jahr bei den European Drum Corps Championships in den Niederlanden den Europameistertitel sichern konnte. Nach den fahnenschwenkenden Mädchen und Damen des BDC folgten die Bläser und Drummer in ihren rot-schwarzen Uniformen. Und natürlich war auch wieder der KKK ausführlichst am Start: Nach der Garde folgte der Motivwagen, passend zum diesjährigen Kampagnenmotto, das kaum näher an der Fassenacht dran sein könnte: "Helau Ihr Leut', macht Euch bereit, zum Ball der 'Fünften Jahreszeit'!" Auch das vereinseigene JOY Dance-Team hatte man mit nach Hattersheim gebracht, und der Krifteler Bürgermeister Christian Seitz ließ es sich nicht nehmen, auch wieder in der Fußgruppe des KKK mitzulaufen. Ebenfalls vertreten: Der Flörsheimer Narren Club (FNC) sowie der Hofheimer Fastnachtszug e.V. mit seinem Motivwagen in Form einer blauen Narrenkappe.

Jubiläum und Gruselkabinett

Die Wilde Weiber Okriftel feierten ihr 20. Jubiläum natürlich auch auf Hattersheims Straßen und erinnerten an ihre bisherige Vereinsgeschichte mit Kostümen aus allen vergangenen Kampagnen.

Dem Rüsselsheim Crusaders American Football Team war die eigene Spielkluft mit Helm, Trikot und Shoulderpads verständlicherweise schon Kostümierung genug, dazu zeigten sie während des Umzugs kleine einstudierte Spielzüge - immer wieder musste man sich vor fliegenden Footbällen in Acht nehmen. Auch die Cheerleader mit ihren Pom-Poms sorgten einen Tag vor dem Superbowl in Las Vegas für standesgemäße Stimmung.

Zu diesem Zeitpunkt war erst etwa die Hälfte des Umzugs vorbei, und es folgte direkt einer der Höhepunkte: Der Carneval-Club Mainperle mit seinem neuen Umzugsmotto "Vampire - Schatten in der Nacht". Jede Menge kostümierte Blutsaugerinnen und -sauger umsäumten den großen Motivwagen, alle schwarz-rot verkleidet und blass geschminkt - gerne auch mit Blutresten am Mundwinkel. Und der Wagen konnte sich wahrlich sehen lassen: Die Front bildete ein riesiger Fledermauskopf mit nach hinten gewandten Flügeln, und der hintere Teil des Wagens stellte ein gar gruseliges Vampirschloss dar mit Geistern, Spinnen und Skeletten. Graf Dracula wäre stolz gewesen.

Prominenz und weitere Fußgruppen

Das Zugmarschallteam, bestehend aus Zugmarschall Ralf Meik und seinem Stellvertreter Markus Heuser, grüßte vom Cabrio aus die Narrenschar, gefolgt von Ehrenzugmarschall Dieter Freidhof, der ebenfalls vom Auto aus munter Popcorn und gute Laune beisteuerte. Auch der Kerbeverein Fischbach hatte einen Motivwagen am Start: Im grasgrünen Anhänger tummelten sich fleißige Bienchen zum Motto "Hat die Blume einen Knick, war die Biene wohl zu dick."

Die Mitglieder des Gesangvereins Liederkranz-Eintracht Eddersheim wurden als Spielkarten verkleidet dem Kampagnenmotto "Mau Mau und Helau" voll und ganz gerecht, ebenso wie die dazugehörige Showtanzgruppe Candy Girls, deren Oberteile und Hütchen mit ganzen Spielkartensets verziert waren.

Die Kicker vom FC 1931 Eddersheim feierten nach 20 Jahren ein Comeback und beteiligten sich mit fast 100 Personen als Fußgruppe mit dem Slogan "Eddschem bleibt stabil!", während die Privatgruppe "Recycled Dancers als Eisköniginnen und -könige den Hattersheimer Straßen ein frostiges Flair verliehen.

Der Hattersheimer Tennisclub (HTC) war auch mit einer Fußgruppe vertreten: Als Autoscooter verkleidet versprach man "Game! Set! Crash! Remmy Demmy beim HTC". Und die Sportgemeinschaft DJK Hattersheim stellte in Bauarbeiterkluft auch angesichts der Bauarbeiten am Sportpark Hattersheim klar: "Nothing can hold us down" - nichts kann uns aufhalten.

TV-Kameras begleiteten den Sanitätsdienst

Die Vielzahl der Zugnummern sprengt natürlich auch in diesem Jahr wieder den Rahmen, nicht alle können in diesem Bericht detailliert Erwähnung finden - obwohl sie es zweifellos alle verdient hätten. Hervorzuheben wären noch einmal mehr die Helferinnen und Helfer der Hattersheimer Feuerwehren, vom Deutschen Roten Kreuz, der Polizei und der Stadtpolizei, die während des Hattersheimer Fassenachtsumzuges wieder für einen sicheren Rahmen sorgten.

Auf Facebook resümierten die Feuerwehren der Stadt noch am Samstag, dass in 18 Fällen der Sanitätsdienst gefordert war, meist wegen übermäßigem Alkoholkonsum. Die Feuerwehr musste erfreulicherweise nur unterstützend für den Sanitätsdienst tätig werden, ansonsten koordinierte sie über ihren Einsatzleitwagen per Funk insgesamt 34 Einsatzkräfte der Feuerwehr und 47 Sanitätsdienstkräfte.

An dieser Stelle noch ein TV-Tipp, beziehungsweise eine Empfehlung für die entsprechende Online-Mediathek: Am Samstag begleitete der Hessische Rundfunk den Sanitätsdienst bei dessen Einsatz rund um den Hattersheimer Fassenachtsumzug. Am Sonntagabend wurde dieser dabei entstandene Beitrag unter dem Titel „Europaweiter Tag des Notrufs – Unterwegs mit Helfern während der Karnevalszeit“ ausgestrahlt.

Ehre für das Vampirschloss

Wie immer prämierte das Zugkomitee zum Schluß vor dem Hintergrund des Rathaussturms die beeindruckendsten Zugnummern. Bei den motorisierten Beiträgen ging Platz 1 an "Vampire - Schatten in der Nacht" vom CCM, gefolgt von den bestens gelaunten Quietscheentchen der Privatgruppe Martin Lindner und den Außerirdischen der TSG Flair Kelsterbach.

Beste Fußgruppe wurden die Eismajestäten der Recycled Dancers Hattersheim. Den zweiten Platz belegten hier die Spielkarten des Gesangvereins Liederkranz-Eintracht Eddersheim, Platz 3 ging an das bunte "Tutti Frutti"-Obst des TVO.

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