Leserbrief Denkmalschutz in Hattersheim

Es ist interessant zu lesen, dass sogar die Stadt Hattersheim die Geduld mit der unteren bzw. oberen Denkmalschutzbehörde verliert. Der alte Sarotti-Schornstein muss saniert werden und seitens der Denkmalschutzbehörde werden alle möglichen und sinnvollen Vorschläge abgelehnt bzw. ignoriert.

Wer Eigentümer eines denkmalschützten Gebäudes ist, weiß nur zu genau, wie verbohrt und kompliziert eine Absprache mit der Denkmalschutzbehörde sein kann. Egal, ob es sich nur um eine kleine Anfrage oder um einen formellen Antrag handelt. Nirgends ist der bürokratische Akt aufwendiger und kleinkarierter als in dieser Behörde. Von der Antragsstellung bis zur Fertigstellung. Nicht nur die Sanierung bestehender Wohngebäude, sondern auch die Umnutzung von Nicht-Wohngebäuden zu Wohnraum wird erheblich erschwert. Die Schaffung und Nutzung von Wohnraum wird geradezu verhindert. Mehr Steine kann man nicht in den Weg legen.

Geld darf bei einer denkmalschutzrechtlichen Sanierung keine Rolle spielen. Der Bauherr muss die Mehrkosten der teilweise unsinnigen und nicht nachvollziehbaren Vorgaben der Denkmalschutzbehörde zahlen. Die Folge ist, dass die Gebäude leer stehen und verfallen, trotz Wohnungsnot. Keiner traut sich mehr den Kontakt mit der Denkmalschutzbehörde herzustellen. Geschätzte ca. 70 % aller Sanierungen im denkmalgeschützten Bereich erfolgen deshalb inzwischen illegal.

Es spricht sich herum, dass die zuständigen Sachbearbeiter ihre Monopolstellung gnadenlos ausnutzen. Ihre angewandte Machtausübung ist teilweise beängstigend. Es gibt sogar Sachbearbeiter mit übersinnlichen Kräften. Tatsächlich wurde kürzlich anhand eines 100 Jahre alten Schwarzweißfotos die Fassadenfarbe eines damals verputzten Gebäudes bestimmt. Kein Scherz! Bei "Wetten, dass..?" wäre das die Sensation gewesen. Das ist fast noch besser, als die Wette mit der Farbermittlung durch Buntstift-Lecken mit verbunden Augen. Das war allerdings eine gefakte Wette des Satiremagazins „Titanic“. Hier ist es aber todernst. Weicht man nur um wenige, kaum sichtbare Nuancen vom ermittelten Farbton (anhand eines Schwarzweißfotos!) ab, gibt es gleich einen Bußgeldbescheid von 1.200 Euro für jeweils Bauherrn und Bauleiter.

Im Zeitalter des Klimawandels bleiben energetische Sanierungsmaßnahmen untersagt und unbeachtet. Klimaschutz und Denkmalschutz passen einfach nicht zusammen. Der Denkmalschützer darf kein Klimaschützer sein. Der Denkmalschutz lebt in der Steinzeit.

Immerhin werden jetzt PV-Module auf den Steildächern eingeschränkt geduldet. Das ist doch schon einmal ein Anfang. Bleibt zu hoffen, dass eine Lösung zur Sanierung und Erhalt des historischen Sarotti-Schornsteins gefunden wird, die vielleicht eines Tages von der Denkmalschutzbehörde gnädigerweise bewilligt wird.

Dipl.-Ing. Urs Höhne, Eddersheim

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