Der abscheuliche Krieg in der Ukraine zeigt uns nun auch deutlich, welche Auswirkungen sich aufgrund von politisch herbeigeführten wirtschaftlichen Abhängigkeiten ergeben können. Von Zeitenwende und neuer Weltordnung wird gerade gesprochen!
Vielleicht aus guter Absicht, wurden von Alt-Bundeskanzler Schröder die Weichen unserer derzeitigen Abhängigkeit von russischen Energielieferungen vor 20 Jahren gelegt. Alt-Bundeskanzlerin Merkel hielt, trotz Mahnungen und dem bevorstehenden Ausstieg aus den fossilen Energieträgern, am Kurs der Abhängigkeit fest und baute diese sogar weiter aus. Alles natürlich zum Ziel, unseren Wohlstand zu sichern. Moralisch fragwürdig war damals aber schon der schnelle Wechsel von Herrn Schröder als Berater zu den russischen Energiekonzernen nach seiner politischen Amtszeit. Heute können wir anstelle dieser Beratung auch von Lobbyarbeit sprechen.
Der aktuelle moralische Interessenskonflikt besteht tatsächlich darin, ob der weitere Energiebezug aus Russland für unsere Gesellschaft im Vergleich zum entstehenden Verlust an Wohlstand vertretbar ist. Der Hessische Ex-Ministerpräsident Koch sprengte mit seinem Wechsel aus der Politik in die freie Wirtschaft das bis dahin allgemeine moralische Verständnis der Trennung von Amt und Person. Als Verantwortlicher für den Ausbau des Frankfurter Flughafens wechselte er in kurzem Abstand in eine Führungsposition des zuvor beauftragten Bauunternehmens. Eine intensive öffentliche Diskussion, auch geführt von der Anti-Korruptions-Organisation "Transparency International", zeigte im Jahr 2010 klar auf, dass die gebotenen Regeln des politischen Anstandes überschritten wurden.
Daraufhin wurden die Karenzzeiten und Regeln für wechselwillige Politiker angepasst. Nach dem ersten Lockdown in der Corona-Pandemie im Jahr 2020 sagte der Vorstand der Lufthansa AG, dass die Lufthansa nie mehr so sein werde wie vor der Pandemie. Man könnte auch annehmen, dass dies auf die gesamte Deutsche Luftfahrtbranche zutreffen wird. In naher Zukunft wird sich also zeigen, inwieweit die Bemühungen von Herrn Koch, unseren Wohlstand nachhaltig zu sichern, erfolgreich waren.
Jetzt schon ist sicher, dass die abgeholzten Areale der Stadtwälder unwiderbringlich verloren gegangen sind. Als Vorstandsmitglied des Vereins "German Datacenter Association", wie auch als amtierender Bürgermeister der Stadt Hattersheim, legt Herr Schindling immer Wert auf das sogenannte "Win-Win". Seiner politischen Verantwortung, unsere Stadt in eine Zukunft zu führen, die die notwendigen Anpassungen an den Klimawandel sowie die weltpolitischen Veränderungen versucht zu berücksichtigen, scheint er hierbei nicht mit hoher Priorität nachkommen zu wollen. Wirtschaftlich verpasst er unserer Stadt mit seiner bevorzugten Leidenschaft "Bauen" einen massiven Stempel. Unter dem Motto "Neue Digitale Welt" wird verpackt, dass die energetische Infrastruktur der neuen modernen Datacenter in Hattersheim so gebaut werden könne, wie man das nahezu in den 1980er Jahren gemacht hatte. Auf eine Branche jetzt zu setzen, kann sich in 20 Jahren vielleicht als fatale Fehleinschätzung herausstellen. Im Bezug zu den Erfahrungen von Herrn Schröder und Herrn Koch scheint es für Herrn Schindling hier keine moralischen Interessenskonflikte zwischen seinem politischen Amt und seiner weiteren privaten Leidenschaft "Rechenzentrum" zu geben. Was Herr Schindling hier unter "Win-Win" verstehen mag, wäre interessant zu erfahren.
Ein Verlierer steht aber schon fest: Unsere Umwelt! Ein weiterer Verlierer könnte schon bald folgen: Die Zukunft unserer Kinder in Hattersheim!
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