Leserbrief Kein Quartiersmanagement für die Stadtteile

Der Magistrat hatte die Aufgabe zu prüfen, ob das Erfolgsmodell des Runden Tisches in der Hattersheimer Siedlung auch auf die Stadtteile übertragen werden könne. Das Fazit, das der Erste Stadtrat Karl Heinz Spengler zieht, zeugt von wenig Kenntnis, was tatsächlich vom Stadtteilbüro, aber auch von den vielen Ehrenamtlichen in der Siedlung geleistet wird.

Es war und ist nicht die vorrangige Aufgabe (Zitat aus dem Magistratsbericht) „dass Bewohnerinnen und Bewohner in ihrem Stadtteil die Möglichkeit vorfinden, niedrigschwellig ihre Anliegen vorzubringen“, das Stadtteilbüro ist keine Beschwerdestelle, sondern verfolgt das Ziel eine gute und lebendige Nachbarschaft zu ermöglichen und zu fördern.

Viele Ideen sind hier entstanden und konnten gemeinsam umgesetzt werden. Das Umfeld wurde von Mitgliedern des Runden Tischs gestaltet, so entstanden Plätze zum Feiern, Grünanlagen und Spiel- und Bolzplätze, Integrationslotsen unterstützen Neubürgerinnen und Neubürger zum Beispiel bei Behördengängen und Arztbesuchen, Jugendliche haben gelernt Verantwortung zu übernehmen und bei Festen die Bewirtung übernommen oder ihren Stadtteil gereinigt, Gärtnerinnen und Gärtner haben wunderbare Gärten gestaltet und pflanzen, jäten und ernten vor ihrer Haustüre, es werden Suppen verkostet und Kuchen gebacken, es wird miteinander und füreinander gekocht und gemeinsam gegessen und gerade ältere Menschen können Kontakte pflegen und sich nach ihren Möglichkeiten einbringen. Die „Sachsenhäuser“ haben die Geschichte der Siedlung wiederaufleben lassen, haben zu Mundart-Vorträgen, Theater, Fotoausstellungen und Filmnachmittagen oder zu Weihnachts- oder Fastnachtsfeiern eingeladen.

(Zitat) "Elementare Voraussetzung in der Kernstadt Hattersheim war der Bestand einer homogenen Bewohnerstruktur in der Siedlung" – Keinesfalls ist die Bewohnerstruktur homogen, vielmehr ist sie bunt und vielfältig. Genau das ist es ja, was die „Siedlung“ ausmacht. Verschiedene Generationen mit unterschiedlichen Bedürfnissen müssen sich auf gemeinsame Regeln verständigen, was nicht immer einfach ist. Die unterschiedlichen Nationalitäten überzeugen durch kulinarische Leckereien, Musik- und Tanzdarbietungen bei den immer wieder gut besuchten Festen. Man kommt ins Gespräch und versteht die Sorge und Nöte der Nachbarn dadurch besser.

Es ist mehr als traurig, dass dies offensichtlich von den Verantwortlichen der Stadt so nicht wahrgenommen wird. Seit 1999 wurde hier viel aufgebaut um das friedliche Zusammenleben in der Siedlung zu unterstützen. Viele Bewohnerinnen und Bewohner haben davon profitieren können und ich möchte an dieser Stelle den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Stadtteilbüros, aber auch allen, die sich aktiv um „ihre“ Siedlung kümmern, ganz herzlich für ihr Engagement danken. Den Menschen in unseren Stadtteilen wünsche ich, dass sie ebenfalls die Möglichkeit erhalten aktiv an der Gestaltung ihres Umfelds mitzuwirken.

Karin Schnick

Vorstand Bündnis 90/Die Grünen Hattersheim

Mitglied des Runden Tischs seit 1999

Durchschnitt: 5 (5 Bewertungen)


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