Die Anmerkungen der Redaktion zu dem Leserbrief von Herrn Raab sind richtig, soweit sie den Hirntod betreffen. Mit den geschilderten Untersuchungen kann nur festgestellt werden, dass das Gehirn nicht mehr funktioniert. Das Hirngewebe bleibt erhalten und wird weiter durchblutet. Das Problem liegt aber darin, dass der „hirntote“ Mensch nicht wirklich tot ist.
In Wahrheit existieren in ihm noch sehr viele Lebensvorgänge: Das Herz schlägt, das Blut zirkuliert in den Adern und erreicht alle Körperteile, die Sauerstoffanreicherung des Bluts in den Lungenbläschen funktioniert, Nahrung wird im Verdauungstrakt verwertet und die Nährstoffe werden aufgenommen, das Blut wird gereinigt, Abfallstoffe werden über Nieren und Darm ausgeschieden, das Immunsystem bekämpft eingedrungene Fremdkörper, das Rückenmark produziert neue Blutkörperchen und vermittelt verschiedene Muskelreflexe auf äußere Reize, Haare und Nägel wachsen, Wunden heilen. Wenn man es genau nimmt, bleibt trotz des Ausfalls der gesamten Gehirnfunktion der menschliche Körpers als Ganzes lebendig, mit Ausnahme der Funktion des Gehirns.
Der Anspruch, lebende Organe in einem toten Menschen zu bewahren, konnte mit der bis 1968 gültigen Bestätigung des Todes nicht erfüllt werden. Es musste eine neue Definition des Todes gefunden werden. Dieser neue „Tod“ eines Menschen musste so aussehen, dass der Mensch zwar für tot erklärt werden kann, aber seine Organe trotzdem weiter leben können. Die bisher gültige Tatsache, dass ein Mensch erst für tot erklärt werden konnte, wenn alle seine Organe nicht mehr funktionierten, musste geändert werden. So veröffentlichte die Harvard Medical School 1968 als neues Konzept den Hirntod. Dies erfolgte bereits ein Jahr nachdem Professor Barnard im Jahre 1967 die erste Herztransplantation durchgeführt hatte.
Dr. Herbert Pfeiffer
Kinder- und Jugendarzt, Hofheim
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