Alles zum Wohle der Wildbienen

Zehn Jahre Wildbienengarten Okriftel: Jubiläumsfest unter strahlend blauem Himmel am vergangenen Sonntag

Am Anfang des Rundwegs erläutere eine Bauzaunausstellung die Geschichte des Wildbienengartens.

Zehn Jahre ist es nun schon her, dass ein Okrifteler Kleingarten zu einem Wildbienengarten umgestaltet wurde und seitdem von der Familie Jöckel ehrenamtlich betreut wird. Grund genug für eine gebührende Jubiläumsfeier, die am vergangenen Sonntag direkt vor Ort begangen wurde.

Bei strahlendem Sonnenschein erwartete die interessierten Gäste, darunter auch der Erste Stadtrat Karl Heinz Spengler, ein informativer Rundgang, der vorbei führte an besonders zum Wohle der Wildbienen mit Totholz und Lehmhügel gestalteten Stellen auf dem Gelände, am Wildbienenhotel, an einem Infostand des Hattersheimer Schlockerhofes sowie an einer Bauzaunausstellung, die skizzierte, wie der Wildbienengarten seinerzeit entstanden ist und sich bis heute entwickelt hat.

Am Anfang stand eine Idee

Bis Ende 2010 befand sich auf dem Grundstück am Schwarzbachweg in der Verlängerung der Beethovenstraße ein Kleingarten. Die Gelände zeigte sich in einem geradezu bemitleidenswerten Zustand: Ein großer Strommast war dort gerade erst durch einen großen Energieversorger zurückgebaut worden, zudem gab es einen Brand in einer der alten Gartenhütten.

Da sich das Grundstück im Überschwemmungsgebiet des Schwarzbaches befindet, war auch keine erneute Verpachtung als Kleingarten geplant. Der damalige Plan: Einzäunen und als extensives Grünland sich selbst überlassen. Die Fläche wäre fortan höchsten zweimal pro Jahr gemäht worden und hätte sonst keine Pflege erlebt.

Da kam Okrifteler Familie Jöckel aus der unmittelbaren Nachbarschaft eine Idee, mit der sie an die Stadt Hattersheim herantrat: Sohn Tim war damals schon stark am Naturschutz interessiert. Zudem hatte er gerade an der hiesigen Heinrich-Böll-Schule seine Biologie-Abschlussarbeit zum Thema Wildbienen geschrieben - das Thema war ihm also sehr präsent, mit den Nist- und Nahrungsgewohnheiten der Insekten kannte er sich in der Theorie bereits bestens aus. So stieg in ihm der Wunsch auf, auf dem Grundstück des alten, verwahrlosten Kleingartens einen Wildbienengarten anzulegen. Dass dieser Besuchern offen stehen sollte, war ihm auch von Anfang an klar - Sorge um die eigene körperliche Unversehrtheit muss man beim Kontakt mit Wildbienen ohnehin nicht haben, da diese, im Gegensatz zur Honigbiene, über keinen Stachel verfügen. Ein potenziell ideales Ausflugsziel für Jedermann also.

Verwahrloster Garten wurde zu Bienenparadies

Gesagt, getan: Bei der Stadt Hattersheim fiel der Vorschlag auf einen fruchtbaren Boden, und noch im Winter 2010 wurde der Kleingarten geräumt und von Landschaftsgärtnern vorbereitet, damit dieser möglichst bald seinen neuen Zweck erfüllen konnte. Auch bürokratische Hürden galt es zunächst im Bereich der naturschutz- und wasserrechtlichen Bedingungen zu überwinden. Dies alles konnte geklärt werden, zudem flossen Ausgleichsgelder des Kreises in das Wildbienenprojekt. Auch der städtische Bauhof übernahm einen Teil der enormen Arbeitslast, um aus dem heruntergekommenen Garten ein ansehnliches Bienenparadies zu machen. Im Mai 2011 wurde das Projekt bei der Einweihung des Regionalparkhauses der Öffentlichkeit präsentiert, wodurch weitere fleißige Helferinnen und Helfer gewonnen werden konnten.

Am 7. Oktober 2011 startete dann das große Bauwochenende. Die damalige Erste Stadträtin Karin Schnick lud alle am Projekt interessierten Nachbarn und Helfer ein, und mit der tatkräftigen Unterstützung des BUND Flörsheim sowie Mitarbeitern der Hattersheimer Stadtplanung und des Bauhofes schuf man endgültig den angedachten Wildbienengarten.

Eine kleine Hecke wurde entlang des Weges gepflanzt, ebenso diverse Sträucher im hinteren Bereich des Grundstücks. In der Mitte wurde ein kreisrundes Staudenbeet angelegt, im Randbereich wurde eine Wildwiese eingesät. Zudem entstand entlang des Rundweges eine fast sechs Meter lange und 70 Zentimeter hohe Bruchsteinmauer sowie ein Lehmhügel. Diese sollen - neben dem Wildbienenhotel - als Nistplätze dienen. Und das gerne auch für andere Insektenarten.

Im Laufe der Jahre entwickelte sich der Wildbienengarten natürlich immer weiter: Ein kleiner Hügel aus Natursteinen wurde aufgestapelt um einen Rückzugsraum für Wildbienen und Mauereidechsen zu schaffen. Im Zentrum des Gartens wurde ein alter Baumstamm platziert, der den Wildbienen als Bezugsquelle für Nistmaterial und einigen auf Totholz spezialisierten Insekten als Lebensraum dient.

Und die von Anfang an vorgesehene Besuchsmöglichkeit des Gartens wurde natürlich auch gewährleistet: Es finden dort immer wieder Führungen und Veranstaltungen zum Thema Wildbienen statt, an denen sich auch Familie Jöckel stets gerne beteiligt - einst im Rahmen des Regionalparksommers, heute im Zuge von GartenRheinMain. Schon seit vielen Jahren beteiligt sich die Stadt Hattersheim an diesem Projekt der KulturRegion FrankfurtRheinMain, und in Zusammenarbeit mit dem KulturForum und dem Stadtteilbüro der HaWoBau wird Jahr für Jahr ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, das insbesondere auf das jeweilige Jahresthema eingeht. In diesem Jahr lautet es "Grün im Wandel".

Familie Jöckel sowie städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pflegen den Wildbienengarten nun schon seit zehn Jahren. Und auch wenn es dort vielleicht manchmal auf den ersten Blick etwas "wild" aussieht - Wildbienen mögen das, und mit viel Sorgfalt und Einsatz wird der Garten permanent auf deren Wohl hin zugeschnitten.

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