Am Herd steppt das Pferd

Keine Sekunde Langeweile mit den Herren Zaches und Zinnober

EDDERSHEIM (ak) – Das „Konzert am Herd“ der Herren Zaches und Zinnober war sicher ein Juwel in der Veranstaltungskette der KinderKulturWoche. Wer es versäumt hat, dem ist eine volle Stunde purer Spaß entgangen.
Vor dem „Konzert am Herd“ im Rahmen der KinderKulturWoche des Kulturforum Hattersheim e. V. im Begegnungshaus in Eddersheim gab es die Gelegenheit, noch kurz mit den „Pressesprechern“ der „Herren Zaches und Zinnober“ –„So viel Zeit muss sein, da legen die Herren Wert drauf!“– zu sprechen. Die beiden unauffällig mit Jeans und Pullover bekleideten „Sprecher“ der Künstler gaben mit einer Tasse Tee in der Hand geduldig Auskunft: „Die Herren Zaches und Zinnober sehen sich in der Tradition von Laurel und Hardy, Kasperle und Seppl oder auch Mick und Keith“, berichten sie schmunzelnd. Mick und Keith? „Ja, na klar – die bei den Rolling Stones! Beim Konzert am Herd wird heiße Musik gemacht, da fühlen sich auch Erwachsene unterhalten“, ist die Erklärung dafür. 
Für Kinder sind sie die bunten „Herren Zaches und Zinnober“, machen Kindermusik und erzählen dabei skurrile und schräge Geschichten, aber auch sonst ist ihr „Beruf: Kultur!“. Der Bremer Michael Zachcial hat sich Musikmachen selbst beigebracht, er singt auch Chansons und Folk und mit der Gruppe „Grenzgänger“ ist er dafür schon mit dem „Preis der Deutschen Schallplattenkritik“ ausgezeichnet worden, er hat auch einen kleinen Verlag. Ralf Siebenand hat eine Musikausbildung in Klassik und Jazz, er ist Musik- und Theaterpädagoge, Komponist und Regisseur des „Musiktheaters Lupe“ in Osnabrück. Warum sie vielleicht sogar ein bisschen lieber vor Kindern als vor Erwachsenen spielen und singen, lässt sich nicht so ganz leicht erklären. „Die Texte von Zaches und Zinnober haben oft mehrere Ebenen, wir spielen zwar ein Spiel mit den Kindern, unterschätzen sie dabei aber auch nicht. Kinder können leicht in eine Phantasie-Ebene gebracht werden, und trotzdem kann man diese Phantasie-Ebene auch mitten im Spiel mal in Frage stellen – das macht ihnen sogar riesigen Spaß wenn wir dann mittendrin mal aussteigen!“, versucht Ralf Siebenand zu erklären. „Erwachsene mögen sowas nicht mehr unbedingt, die neigen dann dazu, das zu hinterfragen und fühlen sich irgendwie unwohl.“ 
Dass diese „Spielart“ von Zaches und Zinnober sogar bei Kindern funktioniert, deren Muttersprache nicht deutsch ist, konnten die beiden Herren bei einer Einladung des Goethe-Instituts nach Schottland erleben. Selbst die Kinder in Edinburgh und Glasgow hatten ihren Spaß an ihren „Sing-Spielen“. In welchem Maße die ausgezeichnete Musik, die mit Instrumenten wie Gitarre, Keybord, Saxophon aber auch Kochtopf und Küchenreibe erzeugt wird, zum großen Erfolg von „Zaches und Zinnober“ beiträgt, können die Zuschauer um punkt 15 Uhr selbst erleben. 
Die Herren Zaches und Zinnober haben keine Mühe, die zuschauenden Kinder sofort in ihren Bann zu ziehen und zum Mitmachen zu bewegen. Schon beim ersten Lied singen alle aus vollem Halse den Refrain „Dummda, dummda!“ mit. Der Text spricht ihnen sowieso aus dem Herzen – „Lerne was!“, „Iss auch mal ein Vitamin!“, solche Worte haben sie selbst schon mal irgendwo gehört, dabei ähnliches wie „ich darf nicht dies, ich darf nicht das“ gedacht und lachen nun ganz herzhaft drüber, wie Zaches und Zinnober das, was ihnen sonst vielleicht schon ein bisschen auf die Nerven geht, so lustig musikalisch mit dem „sonst stehst du dumm da, dummda!“ kombinieren. Es fällt schwer, von einzelnen Höhepunkten des Programms „Konzert am Herd“ zu berichten – nach den Reaktionen des Publikums zu urteilen reiht sich ein Höhepunkt an den anderen, es gibt gar keine Sekunde Langeweile bei Zaches und Zinnober. 
Alle ihre Geschichten werden spannend und mitreißend vorgetragen, Kinder und auch erwachsene Zuschauer vergnügen sich ununterbrochen. Sie staunen gemeinsam über den Hai, der aus der Suppe mit der Flosse winkt, „Hai-hai-hai!“ rufen sie, winken mit ihm zusammen und amüsieren sich köstlich, dass Herr Zaches nach seiner „Ballett-Einlage“ und seinem tollen Kochtopf-Solo doch tatsächlich noch ein „Hai-Ei“ am Topfrand klebend entdeckt. Alle finden es sehr glaubhaft, dass unter den vorgestellten „Kücheninstrumenten“ auch eine „sehr kostbare Raa-iiibe“ ist, deren wunderbar gleichmäßig angeordnete Löcher in stundenlanger Arbeit von einer uralten Oma am Strand von Mallorca eingestanzt worden sind. Sie freuen sich, wenn der kleinen Maus in der Kaffeemaschine das „Prrt-prrt“ und das „Klick-klick“ so gut gefällt. Kinder, Mütter und Großmütter singen alle mit beim „Saftlied“ – „Papa mag Ooo- Saft, Mama mag Aaa- Saft, Baby mag Möööhren-Saft…!“ und reiten danach zusammen mit Ritter Kunibert auf seinem schrecklichen Schlachtross, bis die Wand gemeinsam zum -„Rrrrumms!“- Wackeln gebracht wird.
 Auch die Erziehungsberechtigten auf den Stuhlreihen hinter den am Boden sitzenden Kindern halten dabei schon längst nicht mehr still, da wippen die Füße mit der Musik und gehen die Arme mit denen der Kinder in die Luft. Natürlich „wissen“ alle, dass Ritter Kunibert nicht wirklich von einem Kaktus, einer katzengroßen Hummel mit vielen Stacheln und noch dazu von einer ganzen schwarzen Wolke Stechmücken in den Allerwertesten gestochen worden sein kann – aber alle können nachvollziehen, dass es ihm genau so vorgekommen sein muss, als er vom Pferd in den Kaktus gefallen ist. Beim „Piratentanz“ hält es sie schließlich nicht mehr auf ihren Plätzen, jeder wird selbst zum „wilden Kapitän“ und flitzt sich im Kreise drehend durch den Raum.
Die beiden Musiker tragen vom ersten bis zum abschließenden Lied alles mit einer so großen und glaubhaften Spielfreude vor, dass sich wirklich keiner der tollen Stimmung, die sie verbreiten, entziehen kann. Sie freuen sich sichtlich sehr über jede Kommunikation mit ihrem Publikum, jedes Lachen scheint sie noch einmal anzuspornen – man spürt, dass nicht nur das Publikum Freude an diesem „Konzert am Herd“ hat, sondern auch die Macher sind in ihrem Element.
Die Herren Zaches und Zinnober bieten auf jeden Fall hervorragende Unterhaltung tatsächlich nicht nur für Kinder – wer die Gelegenheit bekommt, ihr „Konzert am Herd“ sehen und hören zu können, sollte sie sich und seinem Nachwuchs auf keinen Fall entgehen lassen!
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