Klangbilder – Lebensbilder

Katholischer Kirchenchor Eddersheim startet mit Konzert in die Adventszeit

Ein wunderschönes und abwechslungsreich gestaltetes Adventskonzert des katholischen Kirchenchores St. Martin Eddersheim konnte das Publikum am Ersten Advent in der Pfarrkirche des Ortes erleben.
(Fotos: A. Kreusch)

 

EDDERSHEIM (ak) – Zu einer ganz besonderen Einstimmung in die Adventszeit hatte am Sonntag, 3. Dezember, dem Ersten Advent, der katholische Kirchenchor St. Martin Eddersheim in seine Pfarrkirche eingeladen: Der Chor stellte mit Texten und Musik die Lebensbilder von Hildegard von Bingen, Franz von Assisi, Martin Luther und Teresa von Ávila sowie zeitgenössische Klangbilder aus deren jeweiligen Epochen vor.

Prof. Dr. Christian Förch, der Dirigent des Chores, stellte die Idee hinter dem Konzert zu Beginn dem Publikum in der gut gefüllten Kirche zunächst anschaulich dar: „Was sind Klangbilder? Mit Musik ist das wie mit einem Teller mit Plätzchen – alle Stücke sehen anders aus und schmecken anders, je nachdem, wer sie gebacken hat. So ist es auch heute bei uns: Wir singen Stücke aus verschiedenen Epochen, alle sehr authentisch so wie sie in ihrer Zeit vorgetragen wurden, zum Teil nach ihren Original-Sätzen. Dabei können sie einen Eindruck bekommen, wie sich das damals angehört haben könnte, und sie können reflektieren, was ihnen davon gefällt und was nicht.“
Die Texte zu den Lebensbildern hatte Eva Manger ausgesucht, vorgetragen wurden sie von verschiedenen Chormitgliedern, zu jedem „Klangbild“ formierte sich der Chor an verschiedenen Stellen des Altarraumes neu.

Nach dem Begrüßungslied „Wieder naht der heil’ge Stern“ von Lorenz Maierhofer stellten sich die Damen des Chores in der linken Nische des Chorraumes in einer kleinen Gruppe auf. Die Lebensgeschichte der vielseitigen Hildegard von Bingen (1098-1179), der heilkundigen Äbtissin, die schon als Kind Visionen hatte, für Gerechtigkeit kämpfte, 2012 heiliggesprochen und zur Kirchenlehrerin ernannt wurde, war interessant anzuhören. Dass die Mystikerin auch Texte und Musik geschrieben hatte, wurde gleich mit zwei Liedern vorgeführt: Es erklangen „O quam mirabilis“ (Text und Musik von Hildegard von Bingen) sowie „Ave Maria“ (Musik Christian Förch). Im zuvor gedämmten Licht waren die hohen, klaren Frauenstimmen herrlich anzuhören, die bewusst zurückhaltende Klavier-Begleitung durch den Dirigenten unterstützte das mittelalterliche Klangbild wunderbar – schon der Einstieg in das Konzert verursachte ein beeindruckendes Gänsehaut-Feeling!

Der Heilige Franz von Assisi wurde 1181 oder 1182 geboren, er starb 1226. Zu Lebzeiten galt er als „Sonderling“, entsagte dem Geld, schlug sein Erbe als Nachkomme einer Kaufmannsfamilie aus, pflegte Leprakranke, sprach mit Vögeln und zähmte einen Wolf, gründete den Minoriten- (später Franziskaner-) Orden und den Orden der Klarissinen. Der Kirchenchor St. Martin Eddersheim sang zwei von Siegfried Fietz vertonte Texte von ihm: „Sei gelobt mein Herr“ und „Herr mach mich zum Werkzeug deines Friedens“. Dirigent Christian Förch verzichtete bei beiden Liedern auf eine instrumentale Begleitung der letzten Strophe, so konnte der Gesang seine beeindruckende Wirkung noch einmal sehr gut entfalten.

Martin Luther (1483-1546) konnte schon vor 500 Jahren gute Tipps geben, die heute noch Gültigkeit haben: „Viel wissen und wenig sagen, nicht antworten auf alle Fragen. Rede wenig und mach‘s wahr, was du borgest bezahle bar. Lass einen jeden sein, was er ist, so bleibst du auch wohl, wer du bist“ Solche Zitate hat man im Lutherjahr oft gehört. Luther sah Gott nicht als strafenden, sondern gerechten Gott an, er wurde wegen seiner Ansichten mit dem Bann des Papstes und mit der Reichsacht belegt.

Der frühere Mönch und spätere Lehrer der Theologie hatte mit seiner Frau Katharina von Bora, einer ehemaligen Nonne, sechs Kinder, er war Verfasser vieler Kirchenlieder, das bekannteste ist wohl „Ein feste Burg ist unser Gott“. Der Kirchenchor St. Martin präsentierte zunächst „eines der großen Adventslieder von Martin Luther“, das „Nun kommt der Heiden Heiland“ in einem Original-Satz von Johann Sebastian Bach. „Sie werden dabei eine komplizierte Instrumentalisierung hören, zu der wild geführte Stimmen dazukommen – so hat man das früher aufgeführt“, erklärte Christian Förch. „Das Lied, welches wir dann zusammen singen, hört sich danach viel einfacher, fast seicht an.“ Ebenso wie „Komm Du Heiland aller Welt“ strahlte aber auch Luthers „Abendsegen“ (Text Jürgen Werth, Musik Siegfried Fietz) vom Kirchenchor in der Pfarrkirche St. Martin gesungen eine ganz besondere, harmonische, beeindruckende Kraft aus.

Um die von Miriam Küllmer-Vogt und von Jacques Berthier vertonten Texte von Teresa von Ávila zu singen, verteilten sich die Chormitglieder im ganzen Chorraum von St. Martin. Dabei wurde allen Zuhörern noch einmal bewusst, dass die kräftigen Stimmen des Chores ganz ohne Mikrofone auskommen. 

Hatte der Dirigent zuvor, wenn er seine Sängerinnen und Sänger am Keyboard oder Klavier begleitete, sie mit Mimik und viel Körpersprache geführt, hielt er sich nun zurück, um das ruhige, fast statische Bild nicht zu stören.

Teresa von Ávila (1515-1582) lag nach schwerer Krankheit im Koma und wurde beinahe lebendig begraben, ihre Visionen von Gesprächen mit Jesus machten sie zur berühmten Mystikerin. Sie gründete den Orden der „unbeschuhten Karmeliterinnen“ und viele Klöster, sie wird als Heilige sowie als Kirchenlehrerin verehrt und ist Patronin von Spanien. Mit „Möge heut überall Friede sein“ hat Miriam Küllmer-Vogt ein Gebet von Teresa von Ávila wunderschön vertont, der Text des Liedes „Nada te turbe“ („Nichts beunruhige dich“) wurde auf einem Zettel handgeschrieben im Nachlass der Heiligen gefunden, das Klangbild aus ihrer Zeit wurde dabei mit einem anrührend schönen, warmen Solo-Part vervollständigt.

Das mit dem Publikum zusammen gesungene Adventslied „O Heiland reiß den Himmel auf“ hat einen Text von Friedrich Spee (1591-1635), es findet sich seit 1666 in den Gesangbüchern.

Zum Schluss entführte der Chor seine Zuhörer mit dem Lied „Ding! Dong! Merrily on High“ auf den New Yorker Times Square, „in die funkelnde, schrille Zeit des dortigen Advents“.

Mit stehendem Applaus dankte man dem Eddersheimer katholischen Kirchenchor St. Martin für das wunderbare Konzert, dass eine Zugabe gefordert wurde, war ganz offensichtlich und verständlich.

Im Anschluss an den musikalischen Nachmittag in der Eddersheimer Kirche St. Martin folgten viele Zuhörer angesichts des auf dem Heimweg zu erwartenden winterlichen Wetters sicher sehr gerne der Einladung des Chores zu wärmendem Glühwein im Pfarrheim.

Weitere Artikelbilder:

Noch keine Bewertungen vorhanden


X