Auf den Spuren von Dschingis Khan

Spannender und lehrreicher Besuch der Ferienspielkinder bei der Schützengemeinschaft Okriftel

Eine imponierende „Archers line“ bildeten die Ferienspielkinder zum Abschluss ihres Bogenschützenlagers bei der Schützengesellschaft Okriftel.
(Fotos: A. Kreusch)

OKRIFTEL (ak) – Auch in diesem Jahr hatte sich die Schützengemeinschaft Okriftel (SGO) wieder etwas ganz besonderes für das Wochenende während der Hattersheimer Ferienspiele ausgedacht: Neben dem Schützenhaus am Mühlgrabenweg in Okriftel hatte man wieder ein tolles Lager für 16 lernwillige junge Bogenschützen eingerichtet, in dem die Ferienspielkinder erneut viel Spaß haben konnten. Und es konnte dort diesmal mit Pfeil und Bogen nicht nur auf bunte Luftballons gezielt werden, sondern sogar vom „galoppierenden Pferd“ aus auf „Antilopen“!

Berittenes Bogenschießen
Getreu dem diesjährigen Ferienspielmotto „In 10 Tagen um die Welt – auf Entdeckungsreise in fremden Ländern“ führten die Schützen die Kinder nicht nur zum westlichen Bogenschießen, wie es etwa in England eine lange Tradition hat, sondern bis in die asiatischen Steppen, in denen das Reiterbogen-Schießen vom galoppierenden Pferd aus (der Pfeil muss erschütterungsfrei exakt auf sein Ziel abgeschossen werden, wenn das Fortbewegungsmittel alle vier Hufe in der Luft hat) vor allem von Hunnen und Mongolen ausgeübt wurde. Auch Indianerstämme in Amerika wie die Comanchen hatten diese Art der Jagd und der Kriegsführung perfektioniert.

„Wir haben lange überlegt, wie man das den Kindern darstellen könnte“, schmunzelte Jugendleiterin Melanie Schmidt. „Aber auf einem Holzpferd kann man dann ja nur ruhig sitzen, das wäre ja nicht so was Besonderes gewesen. Unser Trainer Manfred Brehl hatte dann die Idee, mit einer einfachen großen blauen Tonne eine Reitersituation nachzustellen, und das kommt auch bei den Kindern gut an. Sie können sich damit so richtig fantasievoll in die Situation reinfinden.“ 

Um die Fantasie-Jagd auf die drei „Antilopen“ (Metallständer mit Schaumstoffrollen standen etwa sechs Meter entfernt und warteten darauf, nach einem Treffer leicht umfallen zu können) so richtig echt zu machen, hatte Manfred Brehl nicht nur eine braune Decke als Satteldecke über eine auf die Seite gelegte große, blaue Tonne platziert, er hatte sogar einen Pferdeschweif aus drei einzelnen, aber dafür echten Pferdehaaren am geschlossenen Ende der Tonne angebracht – ein reitender Bogenschütze muss ja wissen, wo bei seinem Pferd vorne und wo hinten ist.

Für die Bewegung des „blauen Pferdes“ sorgte Manfred Brehl selbst ganz verblüffend einfach: Wenn das bogenschießende Kind auf dem „Pferd“ sitzend eine gewisse Treffsicherheit zeigte und schon mal eine der „Antilopen“ zu Fall gebracht worden war, dann setzte Brehl einen Fuß auf die Öffnung der Tonne (dort wo sonst der Deckel sitzt) und brachte damit die Sitzfläche für die „Reiter“ in „galoppierende“ Bewegung – und manchmal wieherte er sogar dazu. Dabei ging dann schon die Post ab, denn: „Das ist ja kein Schaukelpferd, ihr jagt Antilopen in der Steppe!“ Man merkte an seinen blitzenden Augen, dass auch er viel Spaß daran hatte, wie viel Einsatz und Intuition die Ferienspielkinder beim Reiterbogenschießen zeigten. „Es ist für uns ja immer viel Arbeit, diesmal bin ich sogar wegen der Ferienspiele extra einen Tag früher aus dem Urlaub heimgekommen – und wenn ich dann sehe, wie die Augen der Kinder leuchten und mit wie viel natürlichem Körpergefühl sie an das Bogenschießen herangehen, dann ist das einfach immer wieder toll“, freute sich der Trainer über jeden abgeschossenen Pfeil, der in die Nähe einer „Antilope“ traf oder gar eine zu Fall brachte.

Selbstverständlich hatte er den jungen Ferienspiel-Reitern auch die Unterschiede in der Handhabung zwischen den Reiterbögen, den Langbögen und den Sportbögen erklärt. Reiterbögen sind wesentlich kürzer als die beiden anderen Bogenarten, damit der Schütze keine Probleme mit der Handhabung vom Pferdesattel aus bekommt, denn so ein echtes Pferd hat ja einen Hals, der sonst im Weg sein könnte. Jede Schützin und jeder Schütze musste einen speziellen Schutzhandschuh anziehen. Zielen, spannen – und schon ging der Pfeil los.

Stockbrot am Lagerfeuer
„Und – der Daumen? Vibriert er jetzt auch?“, fragte Brehl seine jungen Schüler augenzwinkernd nach einem gelungenen Schuss, um gleich zu ergänzen: „Hm - hier riecht es wie in einer Bäckerei!“ Denn auch ein großes Lagerfeuer, an dem man süßes oder salziges Stockbrot backen konnte, gehörte wieder zum gerne angenommenen Angebot der Schützen an die Ferienspielkinder. „Wir haben dieses Jahr extra schon mehr Teig gemacht, aber auch der ist alle geworden“, freute sich Melanie Schmidt. „Am Lagerfeuer können die Kinder halt auch immer mal eine Auszeit nehmen, sich entspannen und in Geduld üben – auch das gehört beim Bogenschießen dazu.“ Die Erzieherin hatte neben dem Stockbrot-Teig auch eine „Gewürzreise“ um die Welt für die Ferienspielkinder vorbereitet. „Dafür habe ich extra solche Gewürze wie Kardamom, Koriander, Nelken und viele mehr ausgesucht, die man nicht nur mit der Nase erraten sollte, sondern es wurde auch gefragt, woher diese Kräuter wohl kommen.“

Auch der Abschluss des Vormittages wurde noch einmal zu einem Höhepunkt für die Ferienspielkinder gestaltet. Auf Anweisung von Trainer Manfred Brehl stellten sich alle an der Linie vor den Luftballon-Zielen auf, die von den Schützen nicht überschritten werden durfte, und hörten auf seine Kommandos. Wie bei großen Bogenschützenturnieren im alten England hieß es dann drei Mal: „Archers to the line!“ (Bogenschützen zur Linie!) – „Nock your arrows!“ (setzt euren Pfeil an!) – „Mark!“ (zielt!) – „Draw!“ (spannt den Bogen!) und schließlich „Loose!“ (schießt!). Für die Konzentration, welche die jungen Bogenschützen dabei zeigten, und auch für das imponierende Bild, welches die in einer Linie stehenden Schützen und die fast gleichzeitig abfliegenden Pfeile boten, gab es viel Applaus von den Betreuern und auch von den Eltern, die zum Abholen ihrer Kinder gekommen waren. Neben Trainer Manfred Brehl und Jugendleiterin Melanie Schmidt kümmerten sich noch 13 weitere Mitglieder der Bogenschützengruppe der SGO um die Ferienspielkinder.

Die Schützengemeinschaft Okriftel bietet Bogenschießen für Eltern, Kinder, Senioren und Menschen mit Behinderung an. „Reha-Mediziner, Physiotherapeuten und Psychologen setzen in der Therapie auf die Heilkraft durch Pfeil und Bogen bei Rückenleiden, ADHS oder Burn-out-Syndrom“, heißt es in einem Flyer des Vereins. Übungsstunden für Bogenschießen als Freizeitsport finden Sonntags von 11 bis 14 Uhr am Schützenhaus am Mühlgrabenweg in Okriftel statt.

Weitere Informationen zur Schützengemeinschaft Okriftel gibt es im Internet unter www.sg-okriftel.de.

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