Ende des Nassauischen Militärs 1866

Hochheim wird preußisch

 

HOCHHEIM (pm) – Zu einem Vortrag bei der Arbeitsgemeinschaft Alt-Hochheim zum Thema „Ende des Nassauischen Militärs 1866“ hatten sich viele Interessierte im Gutsausschank Klosterhof von A. Weilbächer eingefunden.
Als Hintergrund ist zu sehen, dass Hochheim seit 1803 im Zuge der Sekularisierung zu Nassau gehörte und so auch Hochheimer als Soldaten ins Kriegsgeschehen einbezogen wurden.
Der Referent Friedhelm Henne hatte umfangreich zu dem genannten Thema recherchiert. Er konnte feststellen, dass was die Preußische Main-Armee und die Bundes-Main-Armee an militärischen Strategien geliefert haben, chaotisch war. Die an der Seite Österreichs in der Bundesarmee vereinigten süddeutschen Bundesländer, u. a. Nassau, Kassel, Hessen-Darmstadt, Württemberg, Baden und Bayern und auch österreichische Verbände auf der einen und die Preußen mit ihren Verbündeten auf der anderen Seite durch politische Finten und politische Behinderungen zu großem militärischen Chaos beigetragen haben. Preußen wollte offensichtlich diese westdeutschen Truppen von Kriegsschauplatz in Böhmen fern halten.
Aber wie kam es überhaupt zu dem Krieg: Dänemark will 1864 die Herzogtümer Schleswig und Holstein, die zum Deutschen Bund gehörten, unter dänische Herrschaft stellen. Aus diesem Grund erklärten die Ländervertreter Österreichs und Preußens als „Großmächte“ in einer Sitzung des Bundesrates in Frankfurt, sich selbst um die Angelegenheit zu kümmern und sie richteten ein Ultimatum an Dänemark die Annektion zu unterlassen.
Nach Ablehnung des Ultimatums durch die Dänen kam es zu einem kurzen Krieg mit dem bekannten Sturm auf die Düppeler Schanzen, den die Dänen verloren. Im Oktober 1864 wurde in Wien mit Dänemark ein Friedensvertrag abgeschlossen, Schleswig wurde Preußen unterstellt und Holstein fiel an Österreich.
Bei der Verwaltung der Länder bekamen die Regierungen von Preußen und Österreich Probleme miteinander und Österreich setzte beim Bundestag in Frankfurt am 14. 6. 1866 den Einsatz des Bundesheeres gegen Preußen durch. Den Ländern, die gegen Preußen gestimmt hatten, ging ein Tag später die Kriegserklärung zu. Damit war der Krieg um die Vorherrschaft in Deutschland zwischen Preußen und Österreich ausgebrochen. Er wurde an drei Kriegsplätzen geführt und zwar in Böhmen, Mittel-/Süddeutschland und in Italien.In Böhmen kämpften preußische gegen österreichische und sächsische Truppen, in Mitteldeutschland die preußische Mainarmee gegen das Bundesheer, gebildet aus dem VII. und VIII. Korps und in Italien, wo dieses Land gegen Österreich kämpfte, denn die Italiener war mit Preußen verbündet. Auf österreichischer Seite kämpften Länder wie Sachsen, Hannover, Bayern, Württemberg, Baden, Kassel, Großherzogtum Hessen-Darmstadt und Herzogtum Nassau, zu dem auch Hochheim gehörte. Auf preußischer Seite standen die Kleinstaaten Nord- und Nordostdeutschland, z.B. Oldenburg, Lippe-Detmold, Weimar u.a. die sich bedingt durch die Nähe zum preußischen Staatsgebiet sich lieber diesem anschlossen.
Gekämpft wurde an allen Fronten mit zum Teil sehr großen Unterschieden in der militärischen Ausrüstung. Nach der Niederlage der Österreicher bei Königsgrätz am 3. 7. 1866 mussten sich diese mit Preußen arrangieren und akzeptierten aus dem Deutschen Bund ausgeschlossen zu werden. Sie ließen somit ihre süddeutschen Verbündeten, damit auch Nassau, im Stich. Trotzdem wurde an der Westfront weiter gekämpft. Erst auf Grund von Befehlen einiger Länderregierungen wurden Truppenteile süddeutscher Länder in die Heimat zurück beordert.
Durch den vereinbarten Waffenstillstand am 31. 7. 1866 zwischen Preußen und Österreich konnte die österreichische Brigade in ihre Heimat zurückkehren. Damit war das VIII. Bundes-Korps war praktisch aufgelöst. Nur für die Nassauer und die kurhessischen Reiter war der Krieg noch nicht zu Ende, da eine Waffenruhe von preußischer Seite für Soldaten dieser bereits annektierten Länder abgelehnt wurde. Erst Wochen später konnte eine Vereinbarung auch für diese Soldaten getroffen werden, die ihnen die Rückkehr in die Heimat ermöglichte.
Friedensverträge mit den süddeutschen Staaten beendeten den Krieg. Preußen hatte mit dem Kriegsausgang sein Ziel erreicht. Der Main war für Preußen zur Grenze geworden und Hochheim damit preußisch. Die am Krieg teilnehmenden Soldaten dienten in der Nassauischen Feldbrigade. Soweit bekannt, ist keiner der Soldaten aus Hochheim im Krieg gefallen.
Nach diesem interessanten und gut recherchierten Vortrag wurde der Referent nach einer langen und hochinteressanten Frage- und Antwortrunde mit viel Applaus verabschiedet. 
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