„Hochheim ist the global Schrein,the capital of German wine“

Wein Lese Stunde im Weingut Schreiber

 

 

HOCHHEIM (vb) – Wer kennt ihn nicht in Hochheim? Tropenmediziner und Augenarzt Dr. Winfried Rathke gastierte am vergangenen Wochenende bereits zum vierten Mal in diesem Jahr in Hochheim und erneut waren beide Abende im Weingut Schreiber ausverkauft, obwohl das Volksbildungswerk dieses Mal sogar zwei Veranstaltungen anbot. Und wieder sollte es Rathke mit seinen Reimorgien aus Politik, Literatur und Kultur gelingen, den Ernst des Lebens in Spaß zu verwandeln, wie Angelika Kohl bereits in ihrer Begrüßungsrede ankündigte.
Und so begann der passionierte Künstler, Humorist, Liedermacher und Weinkenner mit seinen Reimen zu aktuellen Ereignissen oder historischen Begebenheiten, stets mit einem Zwinkern im Augenwinkel. Rathke reimte über die medizinischen Vorzüge der Weinbeere, den Traubenraub in vielen Weinbaugebieten in diesem Jahr, erläuterte die Unterschiede zwischen Wasser und Wein („… beim Wasser kollapsen die Synapsen“) und stellte fest: „Wein, so sagt auch schon die Bibel, ist mit dem Geiste kompatibel.“ Aber auch das aktuelle politische Geschehen wurde von ihm treffend persifliert. So pries er den alten Griechen Diogenes der, obwohl in einem Fass ohne Boden lebend, nie nach einem Rettungsschirm strebte. Zur Lösung der Finanzprobleme empfahl Rathke als neue Währung den „Fiasko“ und gab auch gleich die Umrechnungsformel bekannt, denn „1 Fiasko, das sind 10 Debakel“. Unumwundene Zustimmung beim Hochheimer Publikum erntete Rathke mit seiner – gespielten – Verwunderung über die Zugehörigkeit von Mainz zu den Great Wine Capitals, denn dieser Titel gebührt ja wohl dem „Wein-Mekka Hochheim“ und er reimte: „Hochheim ist the global Schrein, the capital of German wine.“
Dies zu untermauern war dann die Aufgabe des Gastgebers Uwe Schreiber vom Weingut Johanneshof. Er kredenzte zu den Reimen von Dr. Rathke Erzeugnisse aus seinem Weingut, das gerade an diesem Wochenende im Rahmen der Landes-Wein- und Sektprämierung mehrfach ausgezeichnet wurde. Beim Begrüßungssekt verwies Schreiber auf die langen Jahre der Sektbereitung in Hochheim, eine Tradition, die mittlerweile in Hochheim nur noch von ihm fortgeführt wird. Er erwähnte die Anfänge des Anbaus von Merlot in Hochheim, den er selbst 1993 bei einer Reise nach Australien kennenlernte und seit 2005 auch in Hochheim ausbaut, wofür er anfangs von vielen belächelt wurde. Besonderer Stolz schwang in Schreibers Stimme als er dem Publikum mitteilen konnte, dass er in diesem Jahr bei der Landes-Wein- und Sektprämierung sowohl bei den trockenen als auch bei den halbtrockenen Rieslingen die Siegerweine stellte und darüber hinaus auch bei den trockenen Rieslingen noch einen zweiten Platz erreichen konnte. Sein humoristisches Geschick bewies er, als er die Entdeckung der Spätlese im Jahr 1775 unter einen Hochheimer Bezug stellte, denn immerhin arbeitete zu diesem Zeitpunkt J.B. Enderle an den berühmten Fresken in St. Peter & Paul. Und vielleicht, so Schreiber, hat der Spätlesereiter ja einfach dem großen Meister ein wenig zugesehen und darüber seine eigentliche Aufgabe vergessen.
Sein großes Reimgeschick bewies Dr. Rathke dann immer wieder, wenn er nach der Weinbesprechung von Winzer Schreiber das Wort übernahm und das soeben Gesagte auf seine Art und in Reimform noch einmal auf den Punkt brachte, nur um dann wieder über Weinwanderungen, Google oder Physik und Metaphysik zu reimen. Für alle ein kurzweiliger Abend, der nach knapp 3 Stunden viel zu schnell zu Ende war. Aber es bleibt ja die Hoffnung auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr – sofern die Interessierten schnell genug beim Reservieren sind. Dass der vitale Dr. Rathke im kommenden Jahr wieder in Hochheim reimt, dürfte außer Frage stehen.

Kommentare

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.
Sicherheitsprüfung
Diese Frage hat den Zweck zu testen, ob Sie ein menschlicher Benutzer sind und um automatisierten Spam vorzubeugen.
Bild-CAPTCHA
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.


X