Abschied vom letzten Krifteler Traditionsbäcker

Ende einer Ära mit „Polonaise“ vor der Bäckerei und Konditorei Markus Kilb

Großer Bahnhof vor der Bäckerei Kilb am letzten Öffnungstag.

Es ist Samstag, der 23. Dezember 2023, ein Tag vor Heiligabend. Es ist 7.45 Uhr, dunkel, kalt und regnerisch. Vor dem Haus der Vereine versammelten sich viele Menschen. Man scheint sich zu kennen, Hände wurden geschüttelt und man begrüßte sich. Auch Uniformierte der Feuerwehr, vom DRK und von der DLRG waren anwesend, ebenso viele Krifteler Bürgerinnen und Bürgern, Repräsentanten von Vereinen, Verbänden und der Kirchen sowie der Bürgermeister mit Hund.

Im Foyer des Vereinshauses brannte Licht und es lag ein „goldenes Backblech“ aus, auf dem sich viele mit ihrer Unterschrift verewigten.

Pünktlich um 8 Uhr verließen zwei Vertreter des Vereinsrings Kriftel die Ansammlungen und liefen zu der circa 100 Meter entfernten Traditionsbäckerei Kilb. Sie klopften an das Fenster der Backstube. Konditormeister Markus Kilb, Betreiber des ältesten Handwerkbetriebs in der Obstbaugemeinde, öffnete das Fenster. Er hatte an diesem Tag die Bäckerei, die sein Großvater am 11. Februar 1936 eröffnet hatte, das letzte Mal geöffnet.

Am Fenster begrüßte man sich. Im gleichen Augenblick setzte sich vom Haus der Vereine aus die Menschenmenge in Bewegung. Man bildete eine „Polonaise“ mit schätzungsweise 80 bis 100 Teilnehmern. Vor dem Fenster der Backstube blieben die Teilnehmer stehen und bedankten sich beim „Markus“ für die seit vielen Jahren handgefertigten und qualitativ hochwertigen Back- und Konditorwaren.

Nach diesem Überraschungsbesuch verweilten viele der Teilnehmer noch einige Zeit vor dem Familienbetrieb. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass die Schließung der Traditionsbäckerei ein herber Verlust nicht nur für Kriftel ist, sondern auch für die hier seit drei Generationen ausgeübten handwerklichen Fähigkeiten.

Markus Kilb ist eng mit Krifteler Vereinen verbunden. Bis zum letzten Sommer war er Jugendtrainer beim SV 07 und ist derzeit noch Beisitzer im Krifteler Vereinsring. So kommt es nicht von ungefähr, dass ihm auch viele Vereine für seine zurückliegenden Tätigkeit dankten, sei es für das über viele Jahre betriebene Backzelt für Kinder und Jugendliche anlässlich des Krifteler Adventsmarktes oder die Herstellung der Krifteler Martinsgänse. Auch der KKK bezog für seine Sitzungen die Kreppel von der Bäckerei Kilb.

Bereits am letzten Dienstag vor Weihnachten bedankte sich der Männerchor des Liederkranz Kriftel bei „ihrem Nachbarn Markus“ mit einer Einladung zu seiner Weihnachtsfeier, mit einem Abendessen und einigen „Abschieds“-liedern.

Dass dem Konditormeister Markus Kilb der Abschied von Beruf und Backstube schwerfällt, sieht man ihm deutlich an. Er hat den Familien-betrieb seit 1999 in dritter Generation zur vollen Zufriedenheit seiner Kundschaft geführt. Trotz des fachlichen Könnens führten betriebswirtschaftliche Gründe und der Fachkräftemangel zur Entscheidung für die Geschäftsaufgabe.

Dem Rückbau seiner Bäckerei sieht er mit gemischten Gefühlen entgegen. Umso mehr hat er sich über die große Anteilnahme der Krifteler Bürgerinnen und Bürgern gefreut.

„Die Krifteler Vereine und Verbände, Bürgerinnen und Bürger wünschen der Familie Kilb und den Bediensteten der Bäckerei für die Zukunft alles erdenklich Gute“, das betonen Bürgermeister Christian Seitz und der Vorsitzende des Krifteler Vereinsrings, Bodo Knopf, noch einmal im Gespräch mit Markus Kilb an diesem Tag.

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