Zum mittlerweile traditionellen Konzert bei Kerzenlicht hatte die Kirchenmusikreihe Vitus & Caecilia eingeladen und ein Werk in ganz großer Besetzung aufs Programm gesetzt: die Sinfonie-Kantate „Lobgesang“ von Felix Mendelssohn Bartholdy.
„Alles, was Odem hat, lobe den Herrn“ – dieser Vers aus Psalm 150 gibt dem Werk seinen Titel und den Rahmen, so Pfarrer Gros in der Begrüßung. Das prägnante, von den Posaunen intonierte Motiv eröffnet majestätisch das Konzert und ist im weiteren Verlauf immer wieder hörbar, präzise herausgearbeitet von verschiedenen Stimmgruppen im Orchester und nicht zuletzt vom Chor. Besonders die Schlusstakte gerieten so zu einem Höhepunkt, überzeugend vorgetragen von den Männerstimmen im Chor, bekräftigt von den Frauenstimmen und vollem Orchester: „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!“
Mendelssohn schrieb den „Lobgesang“ als Auftragskomposition zur Feier des 400. Jahrestags der Erfindung des Buchdrucks und zeichnet darin ein Bild vom Übergang der Menschheit aus der Finsternis zum Licht. In diesem Bild steht das Licht als Symbol für Erkenntnis, für den Zugang zu Wissen für viele Menschen, die Finsternis dagegen für die Zeit, in der Gelehrsamkeit und Bücher nur einem kleinen Personenkreis vorbehalten war. Einen interessanten Impuls gab Pfarrer Gros in seinen einleitenden Worten mit der Anmerkung, dass die Finsternis von heute vielleicht nicht der Mangel, sondern das Überangebot von Informationen sei könne. Die Suche nach Licht wäre dann das Streben danach, aus diesem Überangebot heraus Wissen, Wahrheit und Erkenntnis zu finden.
Die Aufführung des „Lobgesangs“ unter der Gesamtleitung von Andreas Winckler beschenkte das Publikum in der vollen St. Vitus-Kirche mit einer Glanzleistung von Dirigent, Solisten, Chor und Orchester.
Die Zusammenarbeit des Caecilienvereins Kriftel mit dem Vocalensemble Langen verhalf dem Werk sowohl in den kraftvollen, energiegeladenen Sätzen wie „Die Nacht ist vergangen“ als auch in den innigen und zurückhaltenden Teilen zur stimmigen und differenzierten Interpretation. Der a cappella Choral „Nun danket alle Gott“ war so eindringlich und nuanciert vorgetragen, dass er sicherlich vielen Zuhörern in Erinnerung bleibt. Die Vokalsolisten Fred Hoffmann (Tenor), Kathrin Herrmann und Thalia Azrak (beide Sopran) gestalteten ihre Parts ausdrucksstark, harmonisch in den Duetten und im Wechsel mit dem Chor, souverän in den Rezitativen und Arien.
Das Cordis-Ensemble wusste einmal mehr zu überzeugen und erwies sich in den Kantaten-Teilen als einfühlsamer und absolut verlässlicher Begleiter der Vokalstimmen. Im einleitenden Sinfonie-Teil brillierte das Ensemble in sinfonischer Besetzung mit hervorragenden solistischen Einsätzen und mit wunderbarem Gesamtklang, der in der Kirchenakustik bestens zur Geltung kommen konnte.
Eine beeindruckende Leistung aller Akteure, ein besonderes Konzerterlebnis und ein begeistertes Publikum – langer Applaus und Standing Ovations beendeten das diesjährige Konzert bei Kerzenlicht in St. Vitus.
Schon heute können Sie sich den nächsten Konzerttermin von Vitus & Caecilia notieren. Am Abend des 4. Adentssonntages stimmt Sie der Chor des Caecilienvereins Kriftel gemeinsam mit Thalia Azrak und Instrumentalisten ein auf Weihnachten. Der Ticketverkauf ist eröffnet unter www.VitusundCaecilia.de.
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