Chorsingen mit Schutzmaske Am Dienstag traf sich der Männerchor des Liederkranzes erstmals wieder zur Probe unter freiem Himmel

Chorleiter Sebastian W. Wagner am E-Piano, geschützt durch eine zusätzliche Kunststoffscheibe. Er selbst, wie auch alle Sänger, trugen während der gesamten Chorprobe Schutzmasken - auch während des Singens.

Am Dienstag traf sich der Männerchor des Liederkranzes erstmals wieder zur Probe unter freiem Himmel

Bedingt durch die Coronavirus-Pandemie war es auch dem Männerchor des Liederkranzes Kriftel seit fast einem Vierteljahr nicht möglich gemeinsam zu proben. Eine lange Zeit, die die Geduld der leidenschaftlichen Chorsänger zweifellos auf eine harte Probe stellte.

Zwar dauert die Pandemie weiterhin an und angesichts der geltenden Hygiene- und Abstandsvorschriften können nach wie vor keine Chorproben in den vereinseigenen Räumlichkeiten im Haus der Vereine stattfinden.

Dennoch fand man nun einen Weg, um endlich wieder gemeinsam singen zu können: "Es wurde nach Alternativen gesucht und so kam man auf die Idee, vorerst nicht in geschlossenen Räumen, sondern unter freiem Himmel zu proben", berichtete Männerchormitglied Bodo Knopf in einem Rundschreiben an die Chormitglieder, das auch die Einladung zur ersten Chorprobe seit dem Beginn der Corona-Krise enthielt, die nun am vergangenen Dienstagabend auf der Freifläche neben dem Vereinsheim der Kleingärtner stattfand.

Diese etwa 100 Quadratmeter große Fläche bietet ausreichend Platz für 20 Sänger, so dass jedem ein eigener Raum von fünf Quadratmetern zur Verfügung steht. Auch die dort vorhandenen sanitären Einrichtungen und die etwa 80 Quadratmeter große Pergola als potenzieller Schutz vor Regen waren gute Argumente für diesen Veranstaltungsort.

"Diesem Vorhaben haben sowohl der Vorstand der Kleingärtner, als auch die Gemeinde zugestimmt", informierte Bodo Knopf die Chormitglieder. Jedoch gilt die Zustimmung nur unter der Voraussetzung, dass ein behördlich angeordnetes Hygienekonzept auch strikt umgesetzt wird.

Hygiene- und Abstandsregeln

Über die zwingend einzuhaltenden Abstandsregularien und Hygienevorgaben wurden die Chormitglieder im bereits genannten Rundschreiben ausführlich informiert. Wer akut unter Erkältungssymptomen oder gar Fieber leide, sollte besser zu Hause bleiben und seinen Arzt konsultieren.

Beim Aufenthalt im Vereinsheim der Kleingärter ist zur Chorprobe unter den aktuellen Bedingungen stets ein Mundschutz zu tragen. Lediglich zum Verzehr von Speisen und Getränken darf dieser abgelegt werden - bestenfalls in einem mitgebrachten Behältnis wie zum Beispiel einer kleinen Plastikschüssel.

Direkt beim Betreten des Vereinsheims müssen die Handflächen desinfiziert werden, ebenso wird eine ständige Desinfektion von Tischen und Sitzgelegenheiten sichergestellt. Auch die Notenmappen werden zentral gelagert und sowohl bei der Ausgabe als auch bei der Rückgabe jeweils frisch desinfiziert.

Der Verein steckte viel Geld in diese wichtigen Maßnahmen, Desinfektionsmittel im Wert von etwa 150 Euro wurden extra für die Chorproben angeschafft.

Außerdem ist das Führen einer Anwesenheitsliste Pflicht. Jeder muss sich nach der ersten Handdesinfektion mit einem eigenen Stift in die entsprechende Liste eintragen.

Wer dann die ans Vereinsheim angeschlossene Freifläche betrat, erkannte direkt den akkuraten Abstand zwischen allen Stühlen: Auf dem Boden fanden sich Markierungen, deren Abstände untereinander um Vorfeld abgemessen worden waren. Dies waren die verbindlichen Positionen für die Stühle.

Auch vor dem geselligen Beisammensein nach der Probe machen die Vorschriften natürlich nicht Halt: "Nach der Chorprobe können unter der Pergola Getränke eingenommen werden. Pro Apfelweingarnitur können maximal zwei Personen Platz nehmen, so dass der Abstand von 1,50 Metern eingehalten werden kann", heißt es in den Regularien.

Und schließlich sind natürlich auch hier die gängigsten und eigentlich auch einfachsten Regeln mit der vielleicht größten Wirksamkeit gegen die Ausbreitung des Coronavirus einzuhalten: Kein Händeschütteln, kein Umarmen und die Einhaltung eines Mindestabstands von 1,50 Metern untereinander.

Endlich wieder Chorgesang

Pünktlich um 19.30 Uhr richtete Chorleiter Sebastian W. Wagner das Wort an "seine" Sänger: "Mein neues Wahlmotto seit Wochen ist: Kultur ist das, was trotzdem passiert."

Wagner blickte zurück auf die Zeit der Skype-Konferenzen der Chorsänger. Fünf Wochen lang nutzte man diesen Kommunikationsweg um gemeinsam in Kontakt zu bleiben. Und diejenigen, die nicht an den Videokonferenzen teilnehmen konnten, wusste Wagner direkt mit einem Augenzwinkern zu beruhigen: "Ihr habt auch nichts verpasst" - es seien zwar nette Plaudereien gewesen, aber das eigentliche Ziel wurde erst in dieser Woche wieder erreicht, nämlich das gemeinsame Singen am selben Ort.

Doch zuvor richtete Wagner noch ein paar einleitende Worte an die etwa 20 erschienenen Sänger: "Wir wissen alle, wie unglaublich seltsam das alles ist. Wir müssen uns so verhalten, wie wir uns eigentlich noch nie verhalten haben." Alle seien dazu angehalten, die Abstände untereinander einzuhalten und vorsichtig miteinander umzugehen. Das müsse man derzeit akzeptieren, und nur durch das strikte Einhalten aller Vorgaben könne man das aktuelle Experiment überhaupt wagen, so Wagner.

Dankbare und anerkennende Worte richtete Chorleiter Wagner an die Vereinsmitglieder: "Vielen Dank an alle, die das überhaupt ermöglicht haben, die letzte Woche schon hierher gekommen sind, die diese Woche aufgebaut haben". Die vorbereitenden Aufgaben waren zahlreich, vom Bestücken der Notenordner über das Einwerfen der Noten in die Briefkästen bis hin zum Abklären mit der Gemeinde, ob man die Chorprobe unter der Einhaltung eines umfangreichen Sicherheitskonzeptes überhaupt durchführen dürfe.

Schließlich erläuterte Sebastian W. Wagner noch die Regularien zum Singen unter freiem Himmel: "Wir müssen uns alle gegenseitig daran erinnern auf Abstand zu bleiben." Denn manchmal nähme man es selbst gar nicht wahr, wenn man sich umdreht und plötzlich schon wieder nah vor dem nächsten steht. Wer merkt, dass die Distanz gerade ein wenig zu nah ist, solle einfach einen Schritt zurückgehen - und alles ist gut. Jeder solle dem anderen dabei helfen, konsequent auf Abstand zu gehen.

Der nächste Punkt: "Alles, was wir anfassen, soll kein anderer anfassen." Alle Noten sind desinfiziert, alles ist gut vorbereitet und jeder hat seine eigenen Unterlagen. Aktuell ist es deshalb nicht möglich, die eigenen Notenblätter kurzerhand zu verleihen, wenn ein anderer seine eigenen gerade nicht parat hat. Normalerweise wäre das kein Problem, ja sogar gängige Praxis in jeder Probe - aktuell dürfe man das jedoch nicht tun, erläuterte Wagner mit freundlichem Nachdruck.

Auch für die menschlichsten Bedürfnisse gibt es rund um die Chorprobe in Zeiten von Corona besondere Regeln: Im Toilettenbereich darf sich stets nur eine Person aufhalten, nach der Nutzung ist das WC und/oder Pissoir mit einer im Toilettenbereich befindlichen Desinfektionslösung zu besprühen.

Vor dem endgültigen Übergang zum musikalischen Teil wies Chorleiter Wagner auf die letzte, enorm wichtige Regel hin: Da alle Männer gleichzeitig in dessen Richtung singen, ist es notwendig, dass ausnahmslos alle Sänger während des Singens ihre Masken aufsetzen. "Es klingt ein bisschen seltsam, aber das ist halt der geringste Preis für diese Situation", so Wagner, der zusätzlich durch eine vor dem E-Piano stehende neue Kunststoffscheibe (entworfen und hergestellt von Gerhard Heintke) geschützt wurde.

Und dann ging es endlich los: Die quälend langen elf Wochen ohne gemeinsame Chorprobe waren Vergangenheit, es wurde wieder gemeinsam gesungen. Zwar im Freien sitzend mit Masken über den Mündern - aber doch mit wohlklingendem Erfolg und zur großen Freude und Erleichterung aller anwesenden Mitglieder des Männerchors des Liederkranzes.

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