Trotz des regnerischen Wetters war die Stimmung beim großen Martinsumzug am Donnerstag, 9. November, in Kriftel sehr gut. Eine stattliche Schar von Kindern mit vielen Eltern und Großeltern versammelte sich rund um die Kirche St. Vitus. Dort horchten sie vor Beginn des Zuges während der Martinsandacht in der katholischen Kirche St. Vitus der Geschichte des heiligen Sankt Martin zu. In diesem Jahr wurde diese aus der Perspektive des Mantels erzählt, der erst als Ganzes Sankt Martin allein gehört, dann geteilt wird und damit mehrere Schultern wärmen kann. Aufgelockert wurde die Andacht immer wieder mit zum Anlass passenden Liedern, die zum Mitsingen einluden.
Dabei ritt Martin der Legende nach an einem kalten Wintertag fast schon vorbei an einem frierenden und hungernden Bettler, der kaum noch bemerkbar war. Martin zögerte nicht lange als er erkannte, in welcher Notlage sich der arme Mann befand, hielt sein Pferd an und half ihm, indem er mit dem Schwert seinen warmen Mantel teilte und dem Bettler eine Hälfte abgab.
In der Nacht erschien Jesus Martin im Traum und das bewegte den Soldaten Martin sehr. Er entschied sich, Gleiches wie Jesus zu tun, denn er war gütig und lebte die Nächstenliebe. So wurde er ein Bote des christlichen Glaubens, lebte diesen und verbreitete das Wort Gottes auf seinem späteren Lebensweg als Mönch, Klostergründer und schließlich als Bischof von Tours.
Der Heilige Martin von Tours
Der eigentliche Martinstag wird am 11. November begangen, dem Tag der Beisetzung des Heiligen Martin von Tours im Jahre 397. Dieser wurde im Jahre 316
in der römischen Provinz Pannonien (im heutigen Ungarn) geboren. Nach einer eher widerwillig eingeschlagenen Militärkarriere gründete er im Alter von 40 Jahren in Ligugé das erste abendländische Kloster überhaupt und wurde sechs Jahre später zum Bischof von Tours geweiht. Selbst in diesem hohen Kirchenamt zog er eine asketische Lebensweise vor, was ihn in der Bevölkerung ausgesprochen beliebt machte.
Obwohl er nicht den Märtyrertod gestorben war, wurde er unmittelbar nach seinem Tod heilig gesprochen. Martin wurde damit beispielhaft für ein Erlangen der Heiligkeit durch das Vollbringen guter Taten, Nächstenliebe und Barmherzigkeit.
Erstaunlicherweise etablierten sich die landläufigen Bräuche zum Martinstag erst etwa anderthalb Jahrtausende später: Die ersten Laternenumzüge mit anschließender Nachstellung der Legende des Sankt Martin am wärmenden Martinsfeuer fanden im Rheinland des späten 19. Jahrhunderts statt.
Woran wir uns erinnern
Am Martinstag wird anschaulich, was es heißt: Liebe deinen Nächsten wie Dich selbst! Seine Botschaft: Der Glaube an Jesus Christus ist universell und für jeden gültig. Darum geht es und das feiern wir.
Unter musikalischer Begleitung durch die Bläser, führte der Martinzug wie in den letzten Jahren von der katholischen Kirche bis zur Bonifatiuskapelle, wo das Feuer von der Feuerwehr entzündet wurde.
Neben dem Feuer verkaufte der Ortsausschuss St. Vitus Kriftel der Pfarrei St. Elisabeth 500 frisch gebackene Martinsgänse der Bäckerei Kilb, von deren Erlös ein Teil gespendet wird.
Ein großes Lob gilt den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die jedes Jahr an diesem Abend im Einsatz sind und den Ortsausschuss unterstützen, damit dieses schöne Großereignis stattfinden kann. Dafür spricht der Ortsausschuss St. Vitus Kriftel der Pfarrei St. Elisabeth auf diesem Weg noch einmal seinen herzlichen Dank aus.