Impfaktion im Kursana Domizil

Erste Bewohnerinnen und Bewohner erhielten bereits die zweite Impfdosis

Dr. med. Isabelle Clessienne impft eine Bewohnerin des Kursana Domizils.

Erste Bewohnerinnen und Bewohner erhielten bereits die zweite Impfdosis

Zahlreiche Bewohner sitzen im Wartebereich vor einem der Multifunktionsräume im Kursana Domizil Kriftel. Sie sind geduldig, müssen aber nicht lange warten, bis sie an der Reihe sind. Der eine oder andere nutzt die Gelegenheit, um seinen Sitznachbarn in ein kleines Gespräch zu verwickeln.

Es ist Sonntagmorgen, und viele Bewohner haben gerade ihr Frühstück genossen. Nach und nach werden die Wartenden von den Mitarbeitern des zuständigen Impfteams aufgerufen. Nun gilt es: Ärmel hochkrempeln und sich impfen lassen. Sie gehören zu den ersten Hessen, die nun schon die zweite Immunisierung gegen COVID-19 hinter sich haben und bald einen Schutz gegen die tückische Lungenkrankheit besitzen.

„Das Ganze lief wie geplant einwandfrei“, freut sich Stefanie Hoyer, Direktorin des Domizils, über die gelungene Impfaktion, der weitere Termine folgen sollen. Seit Oktober 2020 ist Stefanie Hoyer die neue Leiterin des Kursana Domizils am Freizeitpark. Kurze Zeit nachdem sie das Ruder im Kursana Kriftel übernommen hatte, war der erste Bewohner positiv auf das COVID-19-Virus getestet worden. Das war Anfang Oktober. Insgesamt wurden dann 32 Bewohner und Angestellte positiv getestet, mehrere Bewohner verstarben.

Am Sonntag wurden nun 56 Bewohner und 11 Mitarbeiter des Seniorenpflegeheims bereits zum zweiten Mal gegen das Corona-Virus geimpft. Die Krifteler Einrichtung war die erste im Kreis, in der das mobile Impf-Team des Gesundheitsamtes noch Ende Dezember tätig wurde. Die ersten Impfungen fanden dort am 27. Dezember statt. „Eine große Erleichterung für die Geimpften und Betreuer“, so die 40-jährige Leiterin. Dr. Isabelle Clessienne habe gemeinsam mit einem DRK-Team die Impfungen durchgeführt. „Mit ihr gab es schon im Oktober eine gute Zusammenarbeit“, zeigt sich Stefanie Hoyer dankbar.

Anfängliche Zurückhaltung

Nach anfänglicher Zurückhaltung, vor allem unter den Kollegen, hätten sich mittlerweile 21 weitere Mitarbeiter und 19 Bewohner für die nächste Impfrunde angemeldet. Dafür müsse aber nun auf weitere Impfstoff-Lieferungen gewartet werden, erzählt Hoyer. Die 23 im Oktober an Corona erkrankten und inzwischen genesenen Senioren dürften zunächst noch nicht geimpft werden.

Alle Geimpften wurden umfassend aufgeklärt. „Wir haben schon im Vorfeld intern viel Aufklärungsarbeit geleistet und die Bewohnerinnen und Bewohner und ihre Angehörigen umfassend über den Impfstoff informiert, als noch gar keine Anfrage des Gesundheitsamtes vorlag. Das hat den Ablauf der Impfungen sehr erleichtert“, berichtet sie. Auch sei es für die Bewohnerinnen und Bewohner wichtig gewesen, dass mit Dr. Isabelle Clessienne die Haus- und Vertrauensärztin die Impfungen vorgenommen hätte.

Bürgermeister Christian Seitz bedankte sich jetzt bei ihr und dem ganzen Team des Pflegeheims: für die gute Betreuung der Seniorinnen und Senioren im Alltag der Pflege sowie während der dramatischen Zeit des Corona-Ausbruches im Haus. Und auch für die Teilnahme am Impfprogramm des Kreises.

Hygienemaßnahmen weiter notwendig

„Von der weitgehenden Impfung erhoffen wir uns Lockerungen im Alltagsleben und damit wieder mehr Lebensqualität für die Senioren“, betont Stefanie Hoyer. „Denn unser übliches, großes Unterhaltungsprogramm kann ja schon seit langem nicht mehr wie gewohnt stattfinden, die Senioren müssen vor allem beim Essen große Abstände einhalten, was Unterhaltungen erschwert, und auch das Tragen der Masken ist gerade für viele alte Menschen eine große Belastung. Die Pflegerinnen und Pfleger sind es gewohnt und können damit umgehen.“

Das bedeute jedoch nicht, dass man nach der zweiten Impfung nun Mundschutz und Hygiene vernachlässigen sollte, mahnt Dr. Isabelle Clessienne, die viele Bewohner der Krifteler Einrichtung hausärztlich betreut und nun auch im Rahmen der Aktion geimpft hat. Das Einhalten der Hygienemaßnahmen sollte weiterhin das Gebot der Stunde sein, da sind sich alle einig. „Für unsere Bewohner ist Frau Dr. Clessienne eine wichtige Vertrauensperson“, weiß Direktorin Hoyer zu berichten. Allein die Anwesenheit des bekannten Gesichtes habe so manchem die Angst vor dem „Piekser“ genommen.

Die Ärztin selbst freut sich, dass man den Senioreneinrichtungen erstmal ein Angebot habe machen können. Es sei eine großartige Sache, dass man nun impfen könne, um präventiv gegen die Corona-Erkrankung vorgehen zu können, so die Medizinerin. Ihrer Meinung nach sei es auch viel zu früh, um eine Diskussion über „Impf-Privilegien“ loszutreten, wie punktuell in Deutschland zu hören war. Für das Kursana Domizil und jene, die seinen Bewohnern und den Mitarbeitern nahestehen, geht von dieser ersten Impfaktion eine wichtige Signalwirkung der Hoffnung aus.

Optimistischer Blick nach vorne

„Wir schauen positiv in die Zukunft“, so die Leiterin, die versucht, das Team zu entlasten, wo es geht. An den Wochenenden hilft sie immer wieder mit, Angehörige per Schnelltest zu untersuchen, um ihnen einen Besuch der Verwandten im Heim zu ermöglichen. „Das geht bei uns zweimal in der Woche eine Stunde lang, montags bis sonntags in der Zeit von 9 bis 19 Uhr.“ Bei bis zu 30 Besuchern pro Tag sei das – mit Testung und Geleit ins Besucherzimmer – eine große Aufgabe, die neben so vielen anderen zu bewältigen sei. „Wir sind ein starkes Team“, betont Stefanie Hoyer.

Noch eine kleine Randnotiz, die von dem ernsten Thema ein wenig ablenken soll: Der aufgrund des Lockdowns geschlossene Friseursalon des Krifteler Domizils wurde kurzerhand zum Labor umfunktioniert, um die benötigten Impfdosen vorzubereiten. Um das Ganze kenntlich zu machen und den Blick von den Trockenhauben an der Decke abzulenken, wurde an der Eingangstür ein Schild mit folgender Aufschrift befestigt: „Apotheke“.

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