Orgelmaus Charly will alles genau wissen

Erfolgreiches Orgelkonzert für Kinder am letzten Sonntag in St. Vitus

Charly auf dem Arm von Louisa Wandolleck (rechts). Katrin Fronicke beantwortete geduldig alle Fragen.

Charly, oder mit vollem Namen Charlotte, ist ein Mäusemädchen, das in St. Vitus wohnt. Durch Orgelklänge wird sie aus ihrem Schlaf geweckt und möchte dann allerhand über das Instrument wissen. So begann das Orgelkonzert für Kinder. Louisa Wandolleck hielt Charly auf ihrem Arm, ließ sie gestikulieren und sprach für sie. Charly war aufgeregt, deshalb bewegte sie ihr plüschiges, graues Köpfchen sowie die Ärmchen und Beinchen hin und her. Zuerst wollte sie wissen, was denn das für „Rohre“ an der Orgel seien. Geduldig erklärte ihr Katrin Fronicke, dass dies die Orgelpfeifen seien, die je nach Länge unterschiedliche Töne erzeugen können – die langen Pfeifen machen tiefe Töne, die kurzen Pfeifen hohe Töne. Dazu spielte Organist Dr. Andreas Winckler ein paar Beispieltöne, wobei der tiefste Ton im Bauch kribbelte, während die hohen Töne fast schon unangenehm im Ohr piepsten. Insgesamt gibt es an der Krifteler Orgel 1128 Pfeifen.

Weiter erfuhren die Kinder, dass die silbrigen Orgelpfeifen aus einer Zinn-Blei-Legierung bestehen und es auch Holzpfeifen gibt. So kann man unterschiedliche Klangfarben erzeugen. Nach ihrer Lieblingsfarbe gefragt, meldeten sich viele Kinder, alle möglichen Farben wurden genannt: Regenbogen, türkis, grün, blau, gelb, rot. Orgelpfeifen gleicher Klangfarben bilden ein Register. Dieses könne man sich wie eine Familie von Orgelpfeifen verschiedener Größe vorstellen, erklärte Katrin Fronicke. Einige Kinder kamen nach vorne und stellten sich der Größte nach auf, um dieses zu demonstrieren. Die Orgel in St. Vitus hat 19 Register.

Nachdem nun Charlys Neugier ein wenig gestillt war, konnte Andreas Winckler endlich länger auf der Orgel spielen. Charlys Wunsch nach einem ruhigen Stück erfüllte er mit „Weißt du wie viel Sternlein stehen?“, was Charly sofort als ihr Schlaflied erkannt. Mit dem Hochzeitsmarsch wurde es feierlich. Zu einer Melodie aus dem „Carneval der Tiere“ sollten die Kinder jedes Mal, wenn sie den Kuckuck hörten, das Programmblatt hochhalten. Das klappte großartig und tatsächlich machten alle Zuhörer mit. Dass die Orgel wie eine Trompete klingen kann, bewies Winckler mit der “Eurovisions-Melodie“ von Charpentier.

So ganz ruhig Zuhören konnte Charly natürlich nicht. Sie wollte noch wissen, seit wann es Orgeln gibt. „Sie wurde vor etwa 4000 Jahren von den alten Ägyptern erfunden“, war die Antwort von Katrin Fronicke. „Dann wurde sie von den Römern im Zirkus eingesetzt und bei uns gibt es sie seit etwa 600 Jahren.“ Winckler erklärte: „Die Hände spielen auf den Manualen, die Tastenreihe für die Füße sind die Pedale.“ Charly freute sich, als sie dann die Melodie von der „Sendung mit der Maus“ auf der Orgel hörte.

Die Kinder faszinierte es, zu erfahren, dass man mit der Orgel ein Echo erzeugen kann. Sie sollten jedes Mal, wenn sie das Echo hörten die Finger vor den Mund führen. Bei dem gespannt und aufmerksam zuhörenden Publikum funktionierte auch diese Mitmachübung wunderbar. Dann war es so weit, der Wissensdurst von Charly war weitgehend gestillt und endlich konnte Andreas Winckler die anfangs begonnene Toccata in d-Moll von Johann Sebastian Bach spielen. Die jungen Zuhörer und ihre erwachsenen Begleiter schenkten dem Stück ihre volle Aufmerksamkeit, kein Muckser war zu hören, die Gesichter der Kinder spiegelten volle Konzentration wider, viele blickten nach oben zur Orgel. Großer Applaus war der Dank für das wunderbare Konzert. Zum Schluss wünschte sich Charly noch eine „Ramba-Zamba-Zirkus-Melodie“. Zu dieser ging sie auf dem Arm von Louisa Wandolleck durch die Kirche und winkte den Kindern zum Abschied zu.

Orgelbesichtigung

Nach dem Konzert gab es für alle Kinder und deren Begleitung die Möglichkeit, sich die Orgel ganz aus der Nähe anzuschauen. Damit das Gedränge nicht allzu groß wurde, wurden zwei Gruppen gebildet. Auch auf der Empore zeigten die Jungen und Mädchen keine Berührungsängste. Winckler demonstrierte, dass beim Anschlag der Manuale zunächst kein Ton zu hören war. „Da muss man einen der Holzklötze ziehen“, war die Idee eines Jungen. Richtig, ohne das Ziehen der Register geht es nicht. Man konnte hören, wie verschieden die Töne klingen, je nachdem welche Register gezogen werden. Einige der Kinder zeigten sich mutig und spielten selbst ein paar Töne auf der Orgel. Hier durfte jeder probieren, egal ob das Kind schon einmal Klavier gespielt hatte oder nicht. Zum Abschluss öffnete Winckler die Orgel, betrat den Innenraum und ermutigte die Kinder zu ihm hochzuklettern, was gerne angenommen wurde.

Vielfältiges Programm für Musikbegeisterte

Das Orgelkonzert für Kinder war ein schöner Punkt im Programm der vielfältigen Kirchenmusik von Vitus & Caecilia in Kriftel. Winckler war es wichtig, das Konzert bei freiem Eintritt anzubieten, um wirklich allen Interessierten den Besuch zu ermöglichen. Es hatten sich 80 Personen angemeldet, einige zusätzliche kamen am Sonntag ganz spontan vorbei. Andreas Winckler bietet mit unterschiedlichen Beteiligten eine große Vielfalt an Musik hier in Kriftel an. Er genießt es zu sehen, dass Kinder in die Musik „reinwachsen“ und kindgerechte Konzerte ein schönes Erlebnis für sie sind. Die Begeisterung für die Musik zu vermitteln ist am Sonntagnachmittag auf jeden Fall gelungen. Einen entscheidenden Beitrag haben die beiden Chormitglieder Katrin Fronicke und Louise Wandolleck geleistet. Sicher erleichterte ihnen ihre berufliche Erfahrung als Lehrerinnen, genau den richtigen Ton für die Kinder zu finden. Für die erwachsenen Konzertbesucher war es schön zu sehen, mit welcher Aufmerksamkeit und Begeisterung die Kinder bei Charlys Fragen und bei der Musik waren.

Man kann sich in diesem Jahr noch auf einige musikalische Leckerbissen freuen. Beim Hochamt an Ostern kann man die Messe in C von Franz Schubert erleben. Weitere Highlights sind das Sommernachtskonzert Ende August und das Konzert bei Kerzenlicht im November. Bei allen Veranstaltungen kann man den Chor des Caecilienvereins erleben. Andreas Winckler ist sehr stolz auf die Sängerinnen und Sänger des Chors. Weitere Interessierte am Mitsingen sind aber herzlich willkommen. Informationen zu den Veranstaltungen findet man auf der Homepage von Vitus & Caecilia.

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