Rita Maurer geht in den Ruhestand

Der beliebte Schreibwarenladen in der Frankfurter Straße steht ab August unter neuer Leitung

38 schöne Jahre lang gab Rita Maurer alles für ihren Schreibwarenladen in der Frankfurter Straße. Tochter Silke Hoss half ihr dabei über viele Jahre hinweg tatkräftig. Nun geht "Frau Maurer" Ende Juli in den wohlverdienten Ruhestand.

Ende des Monats geht in Kriftel eine Ära zu Ende - jedoch wenigstens mit Perspektive. Die in ganz Kriftel seit Jahrzehnten bekannte und beliebte Rita Maurer - auch liebevoll einfach als "Frau Maurer" bekannt - geht in den Ruhestand. Der gesamten Krifteler Bevölkerung ist ihr Schreibwarenladen in der Frankfurter Straße 18 wohlbekannt, die Anzahl ihrer treuen Stammkundinnen und Kunden ist enorm. Entsprechend groß war nun natürlich auch das Bedauern dieser Nachricht, die sich schnell in der Gemeinde herumsprach - einfach weil jeder Rita Maurer kennt und schätzt.

Gerade die ältere Stammkundschaft sei schon sehr traurig, berichtet Rita Maurer im Gespräch mit dieser Zeitung. Immer wieder werde sie gefragt, ob sie nicht doch weitermachen möchte. Sogar Abschiedsständchen wurden ihr schon dargeboten. "Die Kunden machen mir den Abschied wirklich nicht leicht", berichtet sie. Aber diese Sympathiebekundungen sind natürlich auch eine willkommene Bestätigung für ihre Leistungen und die Freundlichkeit, die sie ihren Kundinnen und Kunden in den letzten Jahrzehnten zukommen ließ.

So steuert sich nun auf den 31. Juli zu, ihren endgültig letzten Arbeitstag in ihrem Schreibwarenladen. Natürlich fällt auch ihr der Abschied schwer, und die Umstellung im Alltag wird groß sein, wenn sie nicht mehr jeden Morgen schon um 4.45 Uhr aufstehen muss, um rechtzeitig bis zur Ladenöffnung um 8 Uhr die neu angelieferten Zeitungen einzusortieren.

Eine 38-jährige Erfolgsgeschichte

Seit 1966 war die gelernte Apothekenhelferin Rita Maurer in der Kreuz-Apotheke tätig. Ihr Mann Armin war zu dieser Zeit Filialleiter bei Schade in Zeilsheim und wollte gerne ein eigenes Geschäft eröffnen. Diesen Traum bekam er dann von seiner Frau Rita erfüllt: In den Räumlichkeiten, die vorher von der Nassauischen Sparkasse genutzt wurden, eröffnete sie als Quereinsteigerin im Februar 1983 ihren Schreibwarenladen. Ohne nennenswerte vorherige Branchenkenntnis eignete sie sich das nötige Wissen autodidaktisch an, und ihre Mühen wurden mit großem Erfolg belohnt: Der Schreibwarenladen ist seit Jahrzehnten nicht mehr aus dem Ortsbild der Gemeinde wegzudenken. Die erste Anfangsnervosität wich schnell ihrem frisch entfachten Unternehmersinn, zügig verschaffte sie sich einen Überblick über das Geschäftsfeld und das Sortiment, und es dauerte nicht lange, bis der Laden gut ins Laufen kam.

1989 zog die Kreuz-Apotheke in die neue Galeriepassage um. Für Rita Maurer eine gute Gelegenheit, ihr Geschäft räumlich zu erweitern. Diese Chance packte sie beim Schopf und übernahm die zwischenzeitlich leerstehende Apotheke.

Tochter Silke Hoss führte kurz nach der Jahrtausendwende das "Krifteler Obst- und Gemüseparadies" schräg gegenüber in der Frankfurter Straße 19. 2005 entschlossen sich Mutter und Tochter zum Prinzip "Shop in Shop": Daraufhin war acht Jahre lang der linke Bereich der Ladenräume in der Frankfurter Straße 18 dem Obstverkauf gewidmet und der rechte "klassisch" dem altbekannten Sortiment. 2013 entschloss man sich dazu, das "Obst- und Gemüseparadies" zu schließen. Seitdem wurde Rita Maurer in ihrem Schreibwarenladen tatkräftig von Tochter Silke unterstützt, frisches Obst vom Betrieb ihres Schwiegersohnes wurde auch weiterhin dort angeboten.

Ladenkonzept bleibt erhalten

So lief es nun in den letzten Jahren im Schreibwarengeschäft von Rita Maurer. Im vergangenen Jahr feierte sie ihren 70. Geburtstag, und für diesen Sommer stellte sich nun die Frage, ob sie den Mietvertrag noch einmal verlängern will - sie entschied sich für den Ruhestand.

Dieser schwere Schritt wurde ihr enorm erleichtert, als sie Rüdiger Simon (54) aus Oberursel kennenlernte und schnell feststellen konnte: Das ist genau der richtige Nachfolger für ihren geliebten Laden.

Silke Hoss wollte den Laden nicht übernehmen. „Dann würde meine Mutter weiterhin jeden Tag im Laden stehen“, weiß sie. Jetzt solle ein Schlussstrich gezogen werden. Außerdem gebe es im Obstbaubetrieb ihres Mannes Michael Hoss sicher genug für sie zu tun.

„Für die Kunden wird sich erst einmal nichts ändern, sie werden das gleiche Sortiment wie bisher vorfinden“, verspricht Simon, der noch drei weitere Buch- und Schreibwarenläden in Kelkheim, Königstein und Kronberg führt. „Da hat der Krifteler Laden ins Konzept gepasst“, sagt er und fügt schmunzelnd hinzu: „Außerdem beginnt Kriftel auch mit dem Buchstaben K, das hat mich gleich angesprochen.“ Den Namen „Schreibwaren Maurer“ möchte er beibehalten. Eine Renovierung des Geschäftes plant er für das kommende Jahr. Und auch frisches Obst wird es weiterhin zu kaufen geben, verspricht Simon.

Mitarbeiter werden übernommen

Rita Maurer und Tochter Silke Hoss sind froh und erleichtert darüber, dass im Schreibwarengeschäft für die Kundschaft vorerst alles beim Alten bleiben wird - mit Ausnahme der Anwesenheit von "Frau Maurer". Auch alle drei Mitarbeiterinnen werden von Rüdiger Simon übernommen; eine weitere wichtige Erleichterung vor dem Schritt in den Ruhestand. Das Personal hat somit weiterhin den gewohnten Arbeitsplatz, und die Kundschaft blickt auch künftig in vertraute Gesichter.

Überhaupt ist Rita Maurer ihren Mitarbeiterinnen und ihrer Familie unendlich dankbar für jede Form der Unterstützung und des Arbeitseinsatzes in den vergangenen Jahrzehnten. Ohne diese wichtigen Hilfestellungen wäre es nicht möglich gewesen, das enorme Arbeitspensum zu schaffen und allen Kundinnen und Kunden stets ein gutes und familiäres Gefühl beim Einkauf zu vermitteln. Sie alle hatten und haben großen Anteil daran, dass „Schreibwaren Maurer“ zu einer solchen Instanz in Kriftel geworden ist.

Natürlich bedeuten Rita Maurer gerade auch die vielen treuen Stammkunden außerordentlich viel. Man kennt sich seit vielen Jahren, man tauscht sich aus und vertraut einander. Und sie hatte stets gut im Blick, für wen sie welche Zeitschrift vorrätig haben sollte. Die Kunden werden stets persönlich angesprochen und betreut, Vereine und Gemeinde bieten hier ihre Eintrittskarten für Veranstaltungen an. „Wir kennen viele Geschichten der Kunden, wissen wie es ihnen geht, fragen nach, helfen vor allem auch älteren Menschen gerne und freuen uns sehr, wenn uns die Kinder schon über die Straße zuwinken“, berichtet Silke Hoss.

Und auch wenn Rita Maurer ab dem 1. August nicht mehr hinter der Theke in ihrem Schreibwarenladen stehen wird, wird man sie sicher immer wieder dort antreffen können. Sie wohnt schließlich direkt nebenan und kündigt schon an, immer wieder mal "nach dem Rechten" sehen zu wollen. Mit diesem Plan rennt sie offene Türen ein: „Frau Maurer ist hier jederzeit herzlich willkommen“, betont Rüdiger Simon, der bei einem führenden Büroartikel-Hersteller tätig war und sich vor acht Jahren selbstständig gemacht hat. Er würde sich sogar freuen, wenn sie ab und an noch hinter der Theke stehen würde. „Wenn Not am Mann ist, helfe ich gerne“, verspricht sie. „Aber ich habe einen großen Bekanntenkreis und auch eine große Familie, für die ich nun mehr Zeit haben will.“

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