"Ein Schwergewicht in der kulturellen Landschaft"

100 Jahre Caecilienverein Kriftel: Gottesdienst und Matinée im Zeichen des Jubiläums

Ein bemerkenswertes Jubiläum sorgte am vergangenen Sonntag in St. Vitus für einen ganz besonderen Gottesdienstrahmen: Anlässlich des 100. Geburtstags des Caecilienvereins Kriftel gestaltete der katholische Kirchenchor gemeinsam mit einem kleinen Orchester und vier Vokalsolisten den Gottesdienst und brachte unter der Leitung von Dr. Andreas Winckler Mozarts Krönungsmesse zu Gehör - ein beachtliches musikalisches Schauspiel, wie man es nicht allzu häufig kredenzt bekommt.

Nach einer kurzen Umbauphase - so wurde unter anderem der große Flügel mehr ins Zentrum des Geschehens gerückt - folgte ab 10.30 Uhr eine launige Matinée-Stunde in der Kirche, die der Chor nutzte, um das Festpublikum mit mehreren Lieblingsstücken zu verwöhnen, die allesamt einen Bezug zum Glauben und zur Schöpfung haben und in den vergangenen 100 Jahren komponiert worden sind - und damit unmöglich zum ursprünglichen Repertoire des Caecilienvereins gehören konnten. Darunter der traditionelle Gospel-Song "Just a Closer Walk with Thee", "What a Wonderful World" von Louis Armstrong und schließlich das für den Caecilienverein besonders bedeutungsschwere "Until We Sing Again" - mit diesem Stück verabschiedete sich der Chor einst in den zweiten Corona-Lockdown und damit in eine Zeit des Ungewissen; ohne eine genaue Ahnung davon zu haben, wann dieser enden möge und wie lange der Chor verstummen würde.

Ehrengäste ergriffen das Wort

Pfarrer Helmut Gros verwies darauf, dass Hochbetagte an besonderen Geburtstagen gerne auf die Höhen und Tiefen des Lebens zurückblicken, und sicher gehe es dem katholischen Kirchenchor da ähnlich. Berichten könne man da vom schwungvollen Anfang in den "Wilden Zwanzigern" des vergangenen Jahrhunderts, aber auch vom leidvollen Abschnitt des Zweiten Weltkriegs - doch selbst Kriegswahn und Fliegerangriffe konnten den Chor nicht vom Singen abhalten.

Kirchenmusik sei Pfarrer Gros zufolge nicht nur etwas für "das Gehör, das Herz, den Geist und die Erbauung", sondern sie könne zuweilen die Herzen der Menschen auch dort erreichen, wo die "herkömmliche Verkündigung nicht hinkommt" - und dafür gebühre dem Caecilienverein ganz großer Dank.

Gros rückte auch die schwere Zeit der Corona-Pandemie mit all ihren Entbehrungen und Erschwernissen in den Mittelpunkt, denen sich der Caecilienverein mutig und konstruktiv gestellt hat - und sich so selbst am Leben hielt. Als dann - mit großem Abstand - das Singen im Gottesdienst endlich wieder möglich war, konnte der Kirchenchor mit einem "Reichtum an verschiedenster Musik" die Menschen bereichern, erfreuen und tragen in einer herausfordernden Zeit. "Auch dafür meinen allerherzlichsten Dank", so Pfarrer Helmut Gros.

Landrat Michael Cyriax attestierte diesem besonderen Vormittag, dass dieser eindrucksvoll unter Beweis stelle, was die Kirche und die Menschen an der Musik, und der Kirchenmusik im Speziellen, haben. Im Main-Taunus-Kreis habe die Kirchenmusik einen hohen Stellenwert, und der Caecilienverein zähle nun sein 100 Jahren zu den "Machern" von Kirchenmusik auf dem höchsten Niveau - nicht nur in Kriftel, sondern auch darüber hinaus. Cyriax wünschte dem Caecilenverein auch weiterhin viel Erfolg für seine "gute, segensreiche Arbeit" in den kommenden Jahren und viel Freude - sowohl bei der Verkündigung des Glaubens, als auch beim Musizieren.

Erinnerung an das "Europäische Friedenskonzert"

Bürgermeister Christian Seitz stellte fest, dass der 100. Geburtstag ein Ereignis ist, das nicht viele erreichen - das gelte für Menschen ebenso wie für Vereine. Auch in Kriftel gebe es nur ganz wenige Vereine, die auf eine solch lange Geschichte zurückblicken können wie der katholische Kirchenchor. Seitz gratulierte dem Caecilienverein mit Dr. Winckler als dessen "Motor" im Namen der Gemeinde Kriftel zu diesem Jubiläum, aber auch im Namen des Vereinsrings und des Musikforums. Kriftel lebe von engagierten Menschen, die selbst Dinge in die Hand nehmen, und dies gelte natürlich auch für den kulturell-musikalischen Bereich. Als Bürgermeister sei Seitz sehr stolz auf die kulturellen Darbietungen und Projekte in der Gemeinde - und der Caecilienverein sei hier ein "Schwergewicht in der kulturellen Landschaft."

Ein bestimmtes Konzert blieb Seitz besonders in der Erinnerung: Das "Europäische Friedenskonzert", das im November 2014 unter der künstlerischen Gesamtleitung von Dr. Winckler zunächst in der Kirche St. Denis in der französischen Partnerstadt Airaines zu Gehör gebracht wurde, und eine Woche später dann auch in St. Vitus für stehende Ovationen sorgte. 2014 jährte sich der Beginn des Ersten Weltkrieges zum 100. Male, und jenes Friedenskonzert vermittelte damals eine friedliche Botschaft, die wir aktuell leider auch vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine leider sehr gut gebrauchen können, so der Bürgermeister. Seitz wünschte dem Caecilienverein alles Gute für die Zukunft und bedankte sich herzlich für 100 Jahre beeindruckende Musik.

Nach Gottesdienst und Matinée setzten sich die Feierlichkeiten schließlich in Form eines geselligen Beisammenseins auf dem Vorplatz vor St. Vitus fort. Gemeinsam mit dem katholischen Kirchenchor erhob man freudig die Gläser auf die nächsten 100 Jahre Caecilienverein.

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