Sommertourauftakt in Kriftel Europaministerin Lucia Puttrich besuchte den Obsthof am Berg / Förderung begünstigt Ausbau und Modernisierung

Europaministerin Lucia Puttrich (CDU) ließ sich von Holger Henrich in der neuen Lagerhalle das Sortiment der Brennerei vorführen.

Europaministerin Lucia Puttrich besuchte den Obsthof am Berg / Förderung begünstigt Ausbau und Modernisierung

Hoher politischer Besuch hatte sich am vergangenen Montag für eine Stippvisite beim Krifteler Obsthof am Berg angekündigt: Europaministerin Lucia Puttrich (CDU) ist derzeit unter dem Motto „Europa in Hessen – Urlaub in der Heimat“ auf Sommertour unterwegs. Angesichts der Corona-Pandemie verzichten viele Hessinnen und Hessen in diesem Sommer auf Reisen ins europäische Ausland oder gar darüber hinaus. Aus diesem Grund möchte die Europaministerin Projekte besuchen, die eine europäische Förderung erhalten haben und gleichzeitig Orte aufzeigen, an denen man die Schönheit der eigenen Heimat neu entdecken und genießen kann.

Direkt am ersten Tag ihrer Sommertour besuchte Lucia Puttrich den Obsthof am Berg samt Kelterei und Brennerei und ließ sich von Holger und Ralf Henrich vorführen, wie die dortige Produktion von Whiskey, Gin & Co. vonstatten geht. Das Unternehmen der Brüder Henrich wurde mit Geldern des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) gefördert, zur Erweiterung und Modernisierung der Betriebsstätte mit dem Ziel der Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft. Puttrich betonte, dass es um die Stärkung von Betrieben und Arbeitsplätzen ginge, bei gleichzeitiger Wahrung der regionalen Identität.

Gelder in Höhe von etwa 75.000 Euro sind aus ELER in den jüngsten Jahren in die Brennerei Henrich geflossen; die Subventionen wurden unter anderem in eine neue Lagerhalle investiert, die bereits im vergangenen Jahr gebaut wurde. "Für den Apfelwein, für den Apfelsaft, für die Brände, Holzfasslager brauchten wir Platzkapazitäten", so Holger Henrich.

Im vorderen Bereich der Halle liegt der neue Verkaufsraum, der coronabedingt leider nicht wie geplant schon im Mai fertiggestellt werden konnte. Dort wurde die Fassade neu gemacht, der Innenraum ist ebenfalls neu, aber zuletzt herrschte dort drei Monate lang Stillstand, berichtet Holger Henrich. Kein Handwerker bekam in dieser Zeit das nötige Material wie die ausgewählten Fliesen aus Italien. Man hofft nun, dass der Ausbau und die Modernisierungen bis Oktober abgeschlossen sind - und dass man im kommenden Mai hoffentlich den abgesagten "Tag der offenen Tür" anlässlich des 50. Geburtstags des Obsthofes am Berg nachholen kann.

Keine Straußwirtschaft 2020

Die beliebte Apfelwein-Straußwirtschaft am Berg wird in diesem Sommer nicht öffnen. Zu diesem Schritt hatten sich Holger und Ralf Henrich bereits im Mai schweren Herzens entschlossen. Die Öffnung der beliebten Lokalität erfordert Jahr für Jahr sechs bis sieben Wochen Vorbereitungszeit, entsprechend früh musste die Entscheidung fallen. Die Auflagen in Hinblick auf die Corona-Pandemie wären zu umfangreich gewesen. "Wir hätten noch Umbauten machen müssen für den Stuhlbereich, weil die Auflagen nochmal angestiegen sind im Vergleich zum normalen Gastro-Geschehen", erläutert Holger Henrich. Lediglich die Hälfte der üblichen Plätze hätte man in diesem Sommer vergeben können, 75 statt normalerweise 150.

Zusätzlich zum Stammpersonal von zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden normalerweise jedes Jahr zur Straußwirtschaftssaison 15 weitere Arbeitskräfte vorübergehend eingestellt, von Köchen bis hin zur Bedienung. Auch dort herrscht derzeit große Unklarheit darüber, wann und wie es beruflich weitergeht. In der Apfelwein-Straußwirtschaft am Berg werden sie 2020 keine Beschäftigung finden. Und auch unter den vielen Volksfestabsagen vom Lindenblütenfest bis hin zur Kerb hat die Brennerei Henrich natürlich zu leiden, ebenso unter den Schließungen von Hotels und Restaurants.

In den ersten drei Monaten nach dem Lockdown verzeichnete man Umsatzeinbußen von etwa 30 Prozent, die Bestellungen brachen komplett ein und eine merkliche Trendwende ist noch nicht in Sicht. Dafür waren gerade im März und April "Hamsterkäufe" auch im Hofladen ein großes Thema, viele Kundinnen und Kunden hätten geradezu säckeweise Obst und Kartoffeln gekauft.

Europäische Unterstützung

Staubedingt etwas verspätet traf Europaministerin Lucia Puttrich dann mit einer kleinen Entourage zur Mittagszeit ein. Neugierig ließ sie sich die Räumlichkeiten präsentieren, wissbegierig stellte sie Fragen zum Unternehmenskonzept, zum Sortiment und zur Herstellung. Puttrich ist es wichtig, aufzuzeigen, "dass Europa auch hier stattfindet", dass lokale Unternehmen von europäischer Förderung profitieren.

Holger Henrich zeigte sich hocherfreut über die sehr positiven Erfahrungen, die er in diesem Zusammenhang machen durfte, wies jedoch auch darauf hin, dass der Weg hin zur Förderung nicht gerade leicht war. Man habe viel Unterstützung gebraucht, insbesondere bei der Betreuung der Anträge. Es sei toll, dass es Stellen gebe, die einen bezüglich der Antragstellung ermutigen und tatkräftig unterstützen, ansonsten würde man sich Henrich zufolge schnell ziemlich verloren fühlen. Die Formulare enthalten viele komplexe Fragen, die man oft nicht ad hoc beantworten kann und bei denen nicht unbedingt auf Anhieb ersichtlich ist, was genau dahintersteckt. Wagt man sich jedoch erst einmal an den ganzen Prozess heran, stellt man fest, dass dort keine Beratungsscheu herrsche und man vielfältige Hilfestellungen in Anspruch nehmen kann. "So ein positives Beispiel kann auch anderen Mut machen", stellte Puttrich zufrieden fest und hofft, dass auch andere Unternehmen ihre Förderungsmöglichkeiten aktiv ausloten und nicht bei den Fragen "Will ich das?" oder "Kann ich das?" schon stehenbleiben.

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