Ein Zeichen der Erinnerung

Sitzung der Gemeindevertretung: FDP-Fraktion will mit Umbenennung des angrenzenden Fußwegs an ROWG erinnern

Ein Blick auf das Baustellengelände, auf dem bis vor kurzem die Gebäude der ROWG standen.

Sitzung der Gemeindevertretung: FDP-Fraktion will mit Umbenennung des angrenzenden Fußwegs an ROWG erinnern

Mit der Raiffeisen Obst- und Warengenossenschaft (ROWG) ist ein sicht- und spürbares Stück identitätsstiftende Geschichte aus Kriftel verschwunden. Die markanten Gebäude sind mittlerweile weg, am Ende der Bahnhofstraße in Richtung Bahngleise klafft nun eine riesige Lücke. Die Gemeinde muss sich ins Zeug legen, will sie sich auch weiterhin ihren Ruf und Status als "Obstgarten des Vordertaunus" bewahren, nachdem die ROWG-Gebäude nun vor ein paar Wochen abgerissen worden sind und auf dem aktuellen Baustellengelände mit seiner riesigen ausgehobenen Grube in der Mitte künftig Wohnhäuser enstehen werden. Die ROWG droht in Vergessenheit zu geraten - und um das zu verhindern, reichte die FDP-Fraktion für die jüngste Sitzung der Krifteler Gemeindevertretung am 29. Oktober einen passenden Antrag ein.

Dort schlagen die Freien Demokraten vor, den Fußweg zwischen dem Platz von Airaines und der Eisenbahnbrücke an der Immanuel-Kant-Straße umzubenennen: Aus "Schwarzer Weg" soll "An der Markthalle" werden. Ihren Vorstoß begründet die FDP mit dem Willen zur Schaffung einer "sichtbaren und dauerhaften Erinnerung an die leider untergegangene ROWG-Obstbaugenossenschaft", heißt es in der Antragsbegründung. Alteingesessenen Krifteler Bürgerinnen und Bürgern seien die mittlerweile abgerissenen Gebäude der ROWG stets als "Markthalle" bekannt gewesen. "Eine Umbenennung des Fußweges vom generischen Namen 'Schwarzer Weg' in den auf die Identität Kriftels als 'Obstbaugemeinde des Vordertaunus' rekurrierenden Namen 'An der Markthalle' stellt ein kostengünstiges und buchstäblich auf jeder Karte sichtbares Zeichen der Erinnerung an die Bedeutung der ROWG für die Entwicklung Kriftels dar", so das Fazit der Begründung.

Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP, Berthold Heil, bedauerte erneut, dass die Markthalle nun abgerissen wurde. "Der Obstbau ist und war ein Stück Geschichte von Kriftel", stellte Heil fest und wies darauf hin, dass dessen Bedeutung nun durch den Wegfall der Genossenschaft geringer geworden sei. Aus diesem Grund fände man es seitens der Freien Demokraten gut, wenn man den "Schwarzen Weg" wie beantragt in "An der Markthalle" umbenennen würde.

Dr. Franz Fichert, Fraktionsvorsitzender der Christdemokraten, erkannte an, dass das ROWG-Gebäude samt der dort beherbergten Einrichtung in vielerlei Hinsicht prägend für Kriftel war. Dies zeige auch die Tatsache, dass man in allen bisherigen Planungsschritten und in den Gesprächen mit dem Investor anregte, dass in angemessener Art und Weise an die frühere Nutzung dieses Geländes erinnert werden soll. Dr. Fichert regte jedoch eine ausführliche Diskussion darüber an, in welcher Form diese Erinnerung nun gewährleistet werden soll. Deshalb sollte nach seiner Ansicht der Antrag der FDP entsprechend umformuliert werden, so dass auch die Erörterung anderer Wege der Aufrechterhaltung der Erinnerung an die ROWG im Planungsausschuss zur Debatte stehen können.

Mit diesem Vorschlag zeigte sich der FDP-Fraktionsvorsitzende Florian Conrad direkt einverstanden. Auch die SPD-Fraktionsvorsitzende Dorothea Barth hält den Antrag der FDP im Sinne der Traditionspflege für eine gute Idee und begrüßte den voraussichtlich preisgünstigen Vorschlag. Deshalb hätte man seitens der Sozialdemokraten dem FDP-Antrag auch direkt zugestimmt, aber auch gegen eine weitere Beratung in der nächsten Sitzung des Planungsausschusses hatte man nichts einzuwenden.

Damit deutet nun alles darauf hin, dass es man fraktionsübergreifend die Erinnerung an die Raiffeisen Obst- und Warengenossenschaft und deren jahrzehntelange Präsenz im Kriftel aufrechterhalten möchte. Es stellt sich nur noch die Frage, in welcher Form genau dies geschehen wird. Die nächste Sitzungsrunde der Ausschüsse beginnt bereits in zweieinhalb Wochen am 30. November.

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