Kreishallenbad: Der Baubeginn naht

Nach vier Jahren Arbeit liegt nun die Entwurfsplanung vor / Schwimmbad soll im Frühjahr 2023 eröffnet werden

Die Südfassade des künftigen Schwimmbads in der Simulation.

Kurz vor dem Osterwochenende stellte Landrat Michael Cyriax gemeinsam mit dem Leiter des Hochbau- und Liegenschaftsamtes, Peter Wesp, sowie Andreas Bremer vom Architektenbüro Bremer + Bremer den aktuellen Planungsstand zum neuen Kreishallenbad vor.

"Vor ziemlich genau vier Jahren habe ich die Idee geäußert, für Schülerinnen und Schüler, aber auch für Vereinssportler, im Main-Taunus-Kreis (MTK) ein Bad errichten zu wollen", erinnert sich der Landrat im Rahmen der Pressekonferenz am Dienstag vergangener Woche und beansprucht damit die Initiative zum Bau des neuen Schwimmbads ein gutes Stück weit für sich selbst. Seitdem sind vier lange, arbeitsreiche Jahre, insbesondere für Peter Wesp und sein Team, aber auch für das Architektenbüro, ins Land gegangen. Die nun vorgestellten Pläne sind das Ergebnis dieser jahrelangen Mühen.

"Ich finde diesen Planungszeitraum eigentlich gar nicht so lang", stellte Cyriax fest. Zunächst musste die Idee zu einer Mehrheit im Kreistag reifen. "Sowas stand in keinem Investitionsprogramm", so der Landrat. Auf die Bedarfsermittlung folgte die Machbarkeitsstudie, bevor im Kreistag noch ausführlich erörtert wurde, ob man es nun mit einem privaten Partner angehen (Stichwort: Therme) oder lieber selbst machen will. Man entschied sich für letztere Variante, und vor etwa anderthalb Jahren begann dann die europaweite Suche nach einem Architekten, nachdem gesichert war, auf welcher Fläche das neue Hallenbad entstehen soll: In direkter Nachbarschaft zur Konrad-Adenauer-Schule in Kriftel.

"Ich finde, das ist heute ein Meilenstein", zeigte sich Cyriax stolz. Ein Meilenstein für gute und bessere Schwimmsportbedingungen im MTK. Zudem könne man nun endlich etwas präsentieren, worauf sich hunderte bis tausende Sportlerinnen und Sportler freuen. Es handele sich hierbei um ein Projekt, das auch die Lebensqualität steigert, weil es die Infrastruktur im MTK auf ein anderes Level heben wird, stellte der Landrat in Aussicht.

Das Erlernen des Schwimmens sei eine "elementare Kulturtechnik in unseren Breiten", so Cyriax. Auch dafür habe man nun in Zukunft bessere Voraussetzungen. Cyriax dankte an dieser Stelle auch insbesondere Bürgermeister Christian Seitz sowie dem Ersten Beigeordneten Franz Jirasek aus Kriftel für deren Mithilfe.

Die nun gefundene Lösung findet Cyriax "architektonisch sehr ansprechend". Mit Bremer + Bremer habe man auch ein Architekturbüro gefunden, das in Deutschland schon mehrfach ähnlich gelagerte Schwimmbadprojekte erfolgreich geplant und realisiert hat. Man wolle sicherstellen, dass die Eingriffe auf das "Wäldchen", das auch andere Sportvereine nutzen, "auf ein Minimum begrenzt wird, um auch die Ressource Boden und Natur möglichst wenig zu beeinträchtigen".

Architekt Andreas Bremer betont in diesem Zusammenhang, dass ein Teil des Gebäudes über der jetzigen Verkehrsfläche liegen wird. Nur der tatsächliche Schwimmbadtrakt wird in das Wäldchen eingreifen, das seien ungefähr 15 Meter in der Tiefe. Zudem brauche man für die Bauzeit noch etwas mehr Arbeitsraum im Wald, und es wird derzeit noch mit dem zuständigen Forstamt abgestimmt, inwieweit eine Art "Schutzzone" erforderlich sei, um zu verhindern, dass Totholz auf das Gebäude fallen kann.

Ein Bäderverbund ist im Werden

Das neue Kreishallenbad ist ein Bad, das zunächst dem Schul- und Vereinssport vorbehalten ist. "Wir wissen, dass es da auch andere Wünsche gibt", räumte Cyriax ein. Man sei fest davon überzeugt, dass es von morgens bis abends einen derart hohen Bedarf gebe, so dass das Bad auch zu 100 Prozent ausgelastet sein wird. Sollte es in Randbereichen jedoch auch möglich sein, Bürgerinnen und Bürger ohne Schul- oder Vereinsbindung dort schwimmen zu lassen, will man dies im neuen Bäderverbund prüfen, inwieweit dies umsetzbar sei.

Apropos neuer Bäderverbund: In den Reihen der kommunalen Partner, Städte und Gemeinde gibt es bereits Expertisen bezüglich des Betriebs von Bädern. Die Idee sei es nun, so Cyriax, sich derart im kommunalen Bereich zusammenzutun, um Bäder - Freibäder und Hallenbäder gleichermaßen - von einer neuen Organisationseinheit betreiben zu lassen, Dienstpläne zu machen, Personal einzustellen und auszubilden. Cyriax ist deshalb dankbar dafür, dass zahlreiche Bürgermeisterinnen und Bürgermeister von Kommunnen, die längst über eine Bäderinfrastruktur verfügen, ein grundsätzliches Interesse an der Mitwirkung in einem solchen Bäderverbund bekundet haben. Kriftel und Hattersheim seien schon einmal bereit, ihre beiden Freibäder in einen solchen Verbund einzubringen, hinzu käme das künftige Kreishallenbad. Man stehe jedoch noch am Anfang der Schaffung eines solchen Verbundes, zur möglichen Mitwirkung anderer Städte und Gemeinden kann Cyriax deshalb auch noch keine verbindlichen Aussagen treffen.

Das neue Kreishallenbad sei eine gute Nachricht für alle Vereine, und letztendlich unterstütze man damit auch das ehrenamtliche Engagement von Schwimmsportvereinen, die "in den letzten Jahren trotz zurückgehender verfügbarer Wasserfläche im MTK großartiges geleistet haben", so Cyriax.

Fit für nationale Wettkämpfe

Peter Wesp, der Leiter des Hochbau- und Liegenschaftsamtes, erläuterte die jüngsten Planungen auf dem Baufeld, das auf dem Gelände der Konrad-Adenauer-Schule liegt.

So werde es mehrere Möglichkeiten geben, das neuen Kreishallenbad zu erreichen: Tagsüber wird man die Zufahrt über den Eingang zur Schule nutzen können. Für Vereine gibt es zudem die Zufahrtsstraße, die auch die Schulsporthalle erschließt, so dass man auch in Zeiten, zu denen die Schule geschlossen hat, das Bad gut erreichen kann.

Das neue Schul- und Vereinsbad wird über sechs Bahnen mit je 25 Metern Länge verfügen. Zudem wird ein Lehrschwimmbecken mit eingeplant, das über eine variable Wassertiefe verfügen wird. Dies sei gerade für das Erlernen des Schwimmens wichtig. Der angedachte Vario-Schwimmboden wird es ermöglichen, eine Wassertiefe von null bis zwei Metern einzustellen.

"Im Zuge der Planungen hat sich eben auch gezeigt, dass es wichtig ist - eben auch für das Schulschwimmen - auch eine Sprunganlage mitzuintegrieren", so Wesp. Denn für bestimmte Prüfungen müssen auch Sprünge absolviert werden. Das Bad wird deshalb über ein Ein-Meter- und ein Drei-Meter-Brett verfügen. Das Becken ist zudem wettkampffähig: Nationale Meisterschaften können dort ausgetragen werden.

Das neue Schwimmbad wird zwei Eingänge auf der Hauptebene aufweisen, der Nebeneingang verfügt zudem über eine Rampe. Ein dritter Eingang liegt in der unteren Ebene, der via Lift das Schwimmbad auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität erschließt.

In einem größeren Vorraum können sich Schulklassen versammeln, dort können gegebenenfalls auch einmal Veranstaltungen von Vereinen durchgeführt werden, zum Beispiel im Rahmen von Wettkämpfen. Auf dieser Etage liegen natürlich auch die Duschen und Umkleiden.

Im Untergeschoss ist die Technik untergebracht. Das Bad wird auf dieser Ebene über 35 neue Stellplätze verfügen (die meisten davon überdacht), die zu den bereits vorhandenen Stellplätzen der Sporthalle und der Schule hinzukommen. "Es gibt keine richtige Stellplatzsatzung für Schwimmbäder, wir haben das abgeleitet von Sporthallen und Freibädern", so Bremer.

Zudem können Busse in den Bereich der Stellplätze reinfahren, die Durchfahrtshöhe beträgt 4,10 Meter. Schulklassen und Mannschaften können so durch die Überdachung geschützt vor Wind und Wetter aussteigen und die Halle betreten.

Die Dachlandschaft ist gestaffelt, das Bad wird keine durchgängig gleiche Höhe haben. Unter dem höchsten Punkt (etwa 13 Meter hoch, gemessen von der Bodenplatte des Kellers aus) des Daches bedinden sich die Sprungtürme, etwas niedriger liegt die Decke über den Schwimmbecken, und am niedrigsten fällt diese oberhalb der sogenannten "dienenden Räume" aus.

Das Investitionsvolumen liegt mittlerweile bei 15,9 Millionen Euro. Die jährlichen Folgekosten sind mit kalkulierten 1,03 Millionen Euro durchaus bemerkenswert. Hier stellt sich natürlich die Frage nach einer energetisch möglichst sparsamen Konstruktion. "Es gibt da physikalische Grundlagen, die wir natürlich nicht aushebeln können", gibt Bremer zu bedenken. Warmes Wasser führt zu Verdunstung, diese verursacht eine Raumbefeuchtung und die wiederum erfordert eine Raumentlüftung. Bei Schwimmbädern sei der Lüftungswärmeverlust deutlich höher als bei normalen Gebäuden. Will man hier etwas machen, müsse man die Verdunstung so gering wie möglich halten. "Das haben wir mit verschiedenen Tricks gemacht", so Bremer. Die Wärmedämmung des neuen Kreisbades sei so gut und durchgängig, so dass vom Bad das Kondensat an der Baukonstruktion ausgeschlossen ist.

Man wird nun als nächstes zeitnah den Bauantrag einreichen. Die Bauarbeiten sollen dann im Herbst 2021 beginnen; fertig sein will soll das neue Kreishallenbad bis zum Frühjahr 2023, dann soll selbiges auch in Betrieb genommen werden.

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