BISCHOFSHEIM (gus) – Mal ist das Leben praller, mal eben nicht. Für die Modellbahner des ESV Bischofsheim war mit der Terminierung der diesjährigen Modellbahntage im Bürgerhaus eigentlich klar, dass die elfte Ausgabe der Leistungsschau nicht den Zuspruch vergangener Jahre finden würde, die Ferienzeit hat die Hessen schließlich seit dem vergangenen Wochenende fest im Griff.
Tatsächlich blieb es an den beiden Öffnungstagen der Veranstaltung eine ganze Ecke ruhiger als in anderen Jahren, und so fürchtet der Verein, dass das alljährliche Ziel einer wenigstens ausgeglichenen Kasse für die Schau in diesem Jahr nicht ganz erreicht werden wird.
Dass das Bürgerhaus vom Rathaus zum angestammten Modellbahntage-Termin am letzten Oktoberwochenende in diesem Jahr anderweitig vergeben wurde, wurmt die Modellbahner durchaus. Das war ihnen schon einmal passiert, und auch damals erwies sich der Ausweichtermin in den Herbstferien als ungünstig für den Zuspruch.
Aber immerhin hat der ESV nun die Zusage der Verwaltung in der Tasche, für die kommenden vier Jahre einen neuen verlässlichen Termin zu erhalten: Das letzte Septemberwochenende dürfen sich Modelleisenbahner zunächst in den Jahren bis 2015 fest für die ESV-Modellbautage eintragen.
Die Modellbahntage sind keine reine Präsentationsveranstaltung für die Module der Bischofsheimer Miniaturbahnbastler. Auch für Händler von Materialien und Utensilien rund um den Freund der Bahnen im Maßstab 1:87 ist im Bürgerhaus immer Platz. Deutlich geschrumpft war in diesem Jahr die Beteiligung von befreundeten Gastvereinen und -gruppen aus der Region, die immer wieder für neue Aspekte und Landschaften sorgen. Das hat aber weniger mit den Ferien zu tun, als mit der Entwicklung innerhalb der ESV-Abteilung, wie Sprecher Herbert Lang erläutere.
„Die Kontaktpflege zu anderen Vereinen ist längst nicht mehr so intensiv wie früher“, berichtet er von nachlassender Verbindungsintensität, die natürlich auch zu weniger Interesse auswärtiger Kollegen an der Bischofsheimer Veranstaltung führt. Früher seien Vertreter des ESV zum Beispiel viel auf Messen unterwegs gewesen, die Kontaktbörse schlechthin für die Hobbybahner. Die Führungsriege der ESV-Abteilung hat inzwischen aber ein Alter erreicht, in dem die Umtriebigkeit etwas nachlässt und so kämpfen die Modellbahner trotz der blühenden Nachwuchsabteilung, die mit 15 aktiven Jugendlichen derzeit wegen Überfüllung geschlossen ist, mit Nachwuchssorgen im organisatorischen Bereich, wie so ziemlich jeder Verein.
Die Jugendlichen mit den Vorstandsaufgaben zu belasten, wäre eine Überforderung, sie sollen unter der Anleitung der erfahreneren Mitglieder erst einmal an die Arbeitstechniken des Modellbahnbaus herangeführt werden und ihren Spaß beim Fahren der kleinen Züge haben. Den Prozess, wie aus einfachen Holzplatten komplizierte Bahnlandschaften entstehen, konnte man an zweien der 44 Modulen, die der ESV diesmal in S-Form zentral im Bürgerhaussaal aufgebaut hatte, sehr gut nachvollziehen. Am Ende der zweiten Bahn waren noch unfertige Module zu sehen, an denen der Nachwuchs derzeit bastelt.
Da ist an der rückwärtigen Wand durch eine eingebaute Glasscheibe eine Tropfsteinhöhle zu erkennen, vor der sich die Betrachter wieder einmal darüber streiten können, ob es nun die Stalagmiten oder die Stalagtiten sind, die von unten nach oben wachsen (ersteres stimmt).
Der ESV hat, wie Lang erläutert, eine neue Modulkastenbasis entwickelt, die es erlaubt, dass sich die Kästen künftig universell mit allen Landschaften verwenden lassen. Diese sind nun nicht mehr fest mit den Kästen verklebt, sondern nur noch eingehängt und können entsprechend einfach ausgetauscht werden. Somit muss der Verein nicht für jede neue Landschaftsfläche auch einen neuen Modulkasten herstellen, da ja eigentlich nie alle der über 60 ESV-Module jemals gleichzeitig verwendet werden können.
Erstmals eröffnete Bürgermeisterin Ulrike Steinbach die Ausstellung am Samstag mit einer Ansprache. „Sie hat sich viel Zeit genommen und alles genau angeschaut“, berichtete Lang. Es gibt ja auch nach all den Jahren immer wieder Neuerungen bei den Modellbauern zu entdecken. Auf der Bürgerhausbühne präsentierte sich am Wochenende zudem die kleine Schwester mit den großen Fahrzeugen, denn auch die Großbahner zeigten mit Modellbeispielen und Plakatständern, was sie am Schindberg derzeit so treiben. Bei den kommerziellen Anbietern versuchten gleich zwei Stände, bei den Eisenbahnfans Beleuchtungsleisten für den Inneneinbau in die Waggons an den Mann oder die Frau zu bringen.
Ein Wiedersehen gab es mit dem „Gewerbepark“, den der Rüsselsheimer Richard Kläser seit 2007 aufbaut, eine Miniaturlandschaft im Größenformat der Modellbahner, aber gänzlich ohne Züge auskommend, da Kläser mehr auf LKW und Industriegeländecharme steht, jedem das Seine. Zu entdecken gibt es in dieser Landschaft, die ein geschäftiges Treiben darstellt, jedenfalls allerhand.
Auch das Modell der Schweizer Dampfbergbahn Furka war nicht zum ersten Mal dabei. Der Idsteiner Verein, zu dem der ESV schon lange gute Kontakte pflegt, brachte eine Winterlandschaft mit nach Bischofsheim. Ein sehr guter Erinnerer an den nächsten Termin, bei dem es die Modellbahnmodule des ESV, wenn auch aus Platzgründen nur eine kleine Auswahl davon, zu sehen geben wird. Während des Weihnachtsmarktes baut die Abteilung wieder im Foyer des Palazzo auf.
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