Licht ins Dunkel der Industrieflächen bringen

GALB-Antrag sieht Bestandsaufnahme Am Schindberg mit dem Ziel der Wiederbelebung vor

BISCHOFSHEIM (gus) – Es sieht auf den ersten Blick nach einer kleinen Goldgrube für die Gemeinde aus. Bekannte Unternehmen haben sich im Bischofsheimer Gewerbestandort „Am Schindberg“ mit großen Gebäuden niedergelassen und ziehen ihr Publikum an. Ob Elektrofachmarkt, Einrichtungshaus, Autohaus, Schuhdiscounter, Tierfachgeschäft, Schnellrestaurant, der TÜV oder auch eine Markentankstelle – es scheint zu brummen im Industriegebiet, das in den vergangenen Jahren an einigen besseren Lagen sogar eine Ausdehnung verzeichnete.

Doch die Besucher und Kunden dieser „Aushängeschilder“ bekommen nur einen Teil des riesigen Areals zu sehen, das einst der große Hoffnungsträger für die Bischofsheimer Gewerbeeinnahmen war und diese Rolle längst nicht mehr erfüllt. Es ist ein weitgehend aus dem Blickfeld geratenes, unbeachtetes Stück Bischofsheim, das da am Südrand der Gemeinde liegt, auf dem sich hinter den Fassaden der ersten Reihe inzwischen mancher Leerstand verbirgt.
Die GALB fand in der Gemeindevertretung nun weitgehenden Zuspruch mit ihrer Forderung, Licht in das undurchschaubare Dickicht der Unternehmen und Gebäude werfen zu lassen, um endlich wieder zu einer kontrollierten und gesteuerten Entwicklung im Industriegebiet zu kommen. Der Antrag „Industriegebiete aktivieren“ hat dabei einen ökologischen und einen ökonomischen Aspekt. Denn in dem Gebiet wurde in den vergangenen Jahrzehnten kräftig zubetoniert, und wenn nun weite Teile des Areals nicht mehr genutzt werden, werden Zufahrts- und Abstellflächen zu reinen, öden Betonflächen. „Was sich da am Schindberg darstellt, ist ökonomisch wie ökologisch nicht hinnehmbar“, betonte Jürgen Hasper (GALB) daher.
Die Beschäftigung mit den Industriegebieten A und B am Schindberg soll nach Auffassung der GALB den Planungen für das weitere Gewerbeareal „am Eckensee“ vorgezogen werden. Nicht unbedingt die Entsiegelung der Brachflächen hat die Fraktion im Sinn. Eine neue Nutzung mit entsprechender Steigerung der Gewerbesteuereinnahmen wäre ihnen noch lieber. Die GALB denkt da vor allem an Zulieferer für Opel, die in das Gebiet ziehen könnten, wenn es sich attraktiver darstellt als derzeit.
Die Verwaltung, so der einstimmig angenommene Teil des GALB-Antrags, soll den Fraktionen zunächst einmal darlegen, welche der Flächen im Industriegebiet derzeit nicht genutzt werden. Danach sollen Gemeindevorstand, Fraktionen, die Fachleute der Verwaltung und Wirtschaftsförderer das Gebiet begehen, „um ein Konzept für das weitere Vorgehen zu entwickeln“.
Im letzten Punkt des GALB-Antrags scherten CDU und BFW allerdings aus. Die Grünen wollen auch, dass neben Kooperationen mit Nachbargemeinden auch personelle Ressourcen im Rathaus dafür eingesetzt werden, den Gewerbebetrieb in den Industrieflächen besser zu steuern und gegebenenfalls zu vermarkten, wie es etwa Ginsheim-Gustavsburg mit seinen Flächen macht.
Helmut Schmid (CDU) fragte nach, ob die GALB dabei auch an Neueinstellungen denke oder eher an eine Umverteilung von Aufgaben innerhalb der vorhandenen Kräfte. Denn „laut dem Fachgutachten gibt es eine erhebliche Anzahl an Stellen in der Verwaltung, die zu hoch eingestuft sind“, betonte Schmid. Daher sollten zunächst einmal die derzeit nicht genutzten Kräfte dieser Angestellten eingesetzt werden, um im Sinne des Antrags tätig zu werden.
GALB-Chef Wolfgang Bleith schloss Schmid gegenüber ausdrücklich nicht aus, dass seine Fraktion zur Umsetzung des Antrags auf eine Neueinstellung drängen werde. „Wir sollten versuchen, es mit dem eigenem Personal aufzubauen. Aber wenn das nicht geht, sollten wir eine entsprechende Stelle schaffen“, erläuterte Bleith. Somit zogen dann CDU und BFW beim letzten Teil des Antrags nicht mehr mit, die SPD sicherte die Mehrheit für diesen Antragsteil. Generell unterstütze aber auch die CDU den Vorstoß, betonte Schmid. Er sei „erschrocken“ gewesen, als er Detaildaten über die Situation im Industriegebiet gelesen habe. „Es ist ein Jahrzehnteprojekt, das auf der Stelle tritt.“
Hintergrund des Vorstoßes der GALB ist natürlich die miserable Finanzlage der Gemeinde. Generell ist die schlechte Kassenlage nicht zuletzt durch den Niedergang der Gewerbesteuereinnahmen entstanden. Das ist aber auch hausgemacht durch die Branchen der Unternehmen, die sich am Schindberg niederließen: Speditionen etwa sind bekanntermaßen nur in Ausnahmefällen gute Gewerbesteuerzahler. Und Filialen großer Ketten und Unternehmen zahlen am Standort Bischofsheim an Gewerbesteuer nicht mehr als einen kleinen Pflichtbeitrag. Das dicke Geschäft macht, wenn überhaupt die Stadt, in der diese Unternehmen ihren Hauptsitz haben.
Niemand scheint im Rathaus derzeit aber einen Überblick zu haben, wie intensiv die Areale genutzt werden und was zur Verfügung steht, um neu zu sortieren und zu vermarkten. Das soll sich jetzt ändern.

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