„Mettwoman“ klaut Bischemern den Brötchenbelag

Der Narrenkäfig beendete mit zwei weiteren Sitzungen seine Saalfastnacht

 

Der Narrenkäfig beendete mit zwei weiteren Sitzungen seine Saalfastnacht 
BISCHOFSHEIM (ag) – Im zwölften Jahr seines Bestehens hat der Bischofsheimer Narrenkäfig eine feste Fangemeinde. Der junge Fastnachtsverein, der jüngste in der Mainspitze, ist längst kein Geheimtipp mehr. Es hat sich herumgesprochen, dass die „jungen Wilden“ eine Alternative zur kommerziellen Fastnacht zu bieten haben. Fernab vom eingekauften „Frohsinn“ hat sich eine „Autonome Szene“ herausgebildet, die Spaß daran hat Spaß zu machen, selbst gemachte Gags kreiert, die nicht austauschbar sind, sondern den „Bischemern“ auf den Leib geschneidert und nur zu den Bischofsheimern passen.

 

Das Lokalkolorit wurde perfektioniert durch die Wahl des närrischen Domizils. Der altehrwürdige Adlersaal, das heutige Gemeindezentrum der katholischen Kirchengemeinde, der in die Tage gekommene Tanzsaal, sorgte einmal mehr für das gewisse Flair und war zu allen vier Sitzungen ausverkauft. Die 800 Karten wurden von den 40 Vereinsmitgliedern unter der Hand verkauft. Wer Karten zu den letzten beiden Sitzungen am vergangenen Wochenende ergattern konnte, hatte Glück oder eben Beziehungen zu einem der Vereinsaktiven.
Was bei anderen das Vorspiel ist, ist beim Narrenkäfig ein Kurzfilm (verantwortlich: Matthias Diehl). Die Handlung, denkbar einfach wie dramatisch. Es gab keine „Mettbrötchen“ mehr, da „Mettwoman“ den Bischofsheimer Narren das Mett geklaut hatte. Aber „Büttman“ und sein Gehilfe Rolf, die „Stimmungsbombenentschärfer“ legten der diebischen Diva das Handwerk. Die Sitzung war gerettet und das Publikum auf den Pausensnack eingestimmt.
„Liebe, Leidenschaft und Intrigen“ standen im Mittelpunkt der Oper „Das Erbe der Gustavsburg“. Zu einem Melodienmix, unter anderen aus „Aida“, dem „Barbier von Sevilla“ und der Zauberflöte, wurde die Siegfriedsage einfallsreich auf das heimatliche Ambiente übertragen und Siegfried erlegte den Drachen im Bauschheimer Wald.
Für den aufwendigen Soundtrakt zeichneten Thorsten Groß und Michael Zahn verantwortlich. Die Gebrüder Sebastian und Thomas Kraus, sowie Thorsten und Sebastian Groß sorgten nach der Pause mit ihren gereimten Versen zu der Melodie von „Guantanamera“ für wahre Begeisterungsstürme. Die dargebotene Saalrakete ließ die Balkendecke des Adlersaals erzittern. Das „Trulla Trio“, Nadja Engel, Susanne Haus und Melanie Thon, fasste in Liedform das Jahresgeschehen zusammen. Von Steinbrück, Steinmaier zu Steinbach schlugen sie die Brücke um zu resümieren: „Die Steinbach, die ist lustig, ja die Steinbach die ist nett, ob se was druf hat, ja das wisse mer noch net.“
Den Text zu der Melodie „ein Stern, der deinen Namen trägt“, dichteten sie um in „Ein Schein, der meinen Namen trägt, hängt am Wischerblatt“ und prangerten damit die „Knöllchenorgie“ der Gemeinde an. Köstlich und völlig aus dem Leben gegriffen, das Zwiegespräch von Bianca Astheimer und Johannes Bersch, mit „Vor der Sitzung im Bad“. In Loriotmanier präsentierten sie eine Charakterstudie „par excellence“. 
Statt Politiker kamen, durch Gregor Gaudron, Sebastian Groß, Björn Billino und Simon Günsch, vier europäische Währungen zu Wort, die pensionierte D-Mark, der gebeutelte Euro, die bankrotte griechische „Euro-Drachme“ sowie die selbstbewusste türkische Lira, die allzu gerne beim Euro mitmischen wollte. Das Haus und Hof-Ballett des Narrenkäfigs zeigte schwungvoll sein Können zu verschiedenen Medleys (passend zum Einspieler in tollen Kostümen). Sebastian und Thomas Kraus machten als Geheimdienstler und Dieb zwischen den Tänzerinnen eine gute Figur. 
Als „Ersatz“ für den am zweiten Sitzungswochenende verhinderten Narrenkäfig-Akteur Dietmar Lanius, berichteten Michael Zahn und Benjamin Astheimer im „Telefon-Zwiegespräch“ über die Schwierigkeiten, einen gemeinsamen Vortrag pünktlich zur Fastnacht zustandezubringen. Sodann bevölkerten liebestolle Motten (u.a. Susanne Haus), Wiesbadener Tagfalter (Anne Lenhard) und anderes Insekten die durch eine überdimensionierte Lampe beleuchtete Narrenbühne und erheiterte das Publikum. In originalgetreuem Outfit und Bischemer Charme hatten Sebastian Schmelzer, Sebastian und Thorsten Groß als „Bee Gees“ mit ihren Liedtexten die Lacher auf ihrer Seite. Stolz und gekonnt, in der ihm eigenen Art, präsentierte Johannes Bersch den schmunzelnden Narren seine „iBütt 11.0“ von der Firma Krapple.
Eine Hommage an die Mainzer Hofsänger, mit original Melodien, aber eigenen Texten gab es zum stimmungsvollen Finale. Zum ersten Mal in der kurzen Narrenkäfig-Geschichte gab es einen Komiteetisch, an dem allerdings nur zehn Damen und Herren standen und ein ständiges Kommen und Gehen herrschte. Dafür gab es aber in diesem Jahr kein Sitzungsmotto („Mottofrei und Spaß dabei“ – lautete die Devise). Die Band „Plug 'n‘ Play“ ist seit der ersten Stunde beim Narrenkäfig mit von der Partie und untermalte nicht nur musikalisch die Sitzung, sondern spielte nach Mitternacht noch mal so richtig zum Tanz auf.
Es bleibt zu resümieren „Live is Life“, wer im kommenden Jahr eine der vier „öffentlich-geschlossenen Sitzungen“ der „Narrenkäfig-Loge“ erleben möchte, dem sei empfohlen sich schon heute um die geeigneten Beziehungen zu bemühen.

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