Der Eine möchte, der Andere hat schon

Ausschuss besucht Sportanlage am Ginsheimer Sand – SV 07 erläutert Lage – ESV erhält Förderung für Großbahn

 

BISCHOFSHEIM (gus) – Die jüngste Sitzung des Sozial-, Sport- und Kulturausschusses der Bischofsheimer Gemeindevertretung begann am Dienstagabend mit einem Außentermin: Auf dem Sportgelände am Ginsheimer Sand verschaffte sich der Ausschuss unter der Leitung des Vorsitzenden Rolf Maixner (SPD) einen Überblick über die bauliche Situation auf dem Komplex. Unzweifelhaft wäre an mancher Stelle der Anlage, die zwei je rund 3,8 Hektar große Geländeteile im Besitz der SV 07 und der Gemeinde umfasst, einiges an Aufpäppelung wünschenswert. Dass dies angesichts der finanziellen Situation der Gemeinde derzeit nur ein Traum sein kann, ist Politikern wie den Verantwortlichen in den Sportvereinen dabei natürlich bewusst.
Dennoch nutzte die SV 07 die Gelegenheit des Vorort-Termins der Fraktionsvertreter, um für mehr Verständnis für die spezielle Situation des zweitgrößten Sportvereins der Gemeinde zu werben.
Die SV 07-Führung hat in der Diskussion um die Vereinsförderung den Eindruck gewonnen, dass vielen Ortspolitikern nicht bewusst ist, dass die SV 07 sich als selbst verantwortlicher Eigentümer ihres Geländes in einer anderen Kostensituation befindet als alle anderen Bischofsheimer Sportvereine, die die gemeindeeigenen Anlagen ohne eigene Aufwendungen nutzen.
Eine konkrete finanzielle Forderung an die Verwaltung und Gemeindevertretung stellt die SV 07 bisher nicht, wohl bewusst, dass ein anderer Weg der Unterstützung des Vereins als über größere Zuschüsse gesucht werden muss. „Wir könnten uns vorstellen, dass sich im Ausschuss eine Delegation bildet, die sich mit uns zusammensetzt, damit wir gemeinsam nach einer Lösung suchen können“, umschrieb 07-Finanzvorstand Udo Rosenthal seine Hoffnungen.
Bei einer Power-Point-Präsentation erläuterte Rosenthal die Strukturen des Vereins, der seine laufenden Kosten nur zu rund einem Drittel aus den Mitgliedsbeiträgen decken kann. Ohne das seinerzeit mit hohem finanziellen Risiko erbaute Vereinsheim und dem in Eigenregie bewirteten Gastronomiebetrieb rund um die Eiche wäre vieles schon jetzt nicht mehr möglich, erläuterte Rosenthal.
Die rund 870 Mitglieder sind zu einem Großteil Kinder und Jugendliche, verweist der Verein auf den Schwerpunkt der Arbeit in der Fußballabteilung. SV 07-Ältestenrat Dieter Press ergänzte den Vortrag um einen Abriss der historischen Abläufe, die in den vergangenen gut 100 Jahren zu der jetzigen Sportplatzsituation in Bischofsheim geführt hatten, um ein Verständnis für die Sichtweise der 07er zu vermitteln.
Ob die Anfänge auf der Fohlenweide, die eher kurzen Provisorien an den Mainwiesen und Am Attich und schließlich der Wechsel auf die Wildfläche am Ginsheimer Sand: Die SV 07 habe sich schon immer durch viel Eigenleistung, ohne gleich zur Gemeinde zu laufen und die Hand aufzuhalten, darum bemüht seine Belange selbst zu regeln, lautete die Botschaft auch hier.
Jetzt sieht sich der Verein an Grenzen stoßend, so dass es ohne eine verstärkte Unterstützung durch die Gemeinde schwierig wird, den Sportbetrieb im jetzigen Umfang aufrecht zu erhalten. Allerdings wird die SV 07 hier, bisher jedenfalls öffentlich, nicht sehr konkret.
Die Fraktionen gaben kurze Stellungnahmen ab, in denen sie mehrheitlich klar stellten, dass sie sich derzeit kein steigendes finanzielles Engagement der Gemeinde vorstellen können – andere Wege sind gefragt und müssen gemeinsam besprochen werden.
Im zweiten Teil der Sitzung im Palazzo stimmte das Gremium dann in einem abschließenden Beschluss dafür, die Entstehung der Großbahn-Landschaft auf dem Gelände des ESV Bischofsheim mit insgesamt 60.000 Euro zu unterstützen. Davon werden dem Gesamtverein in den kommenden Jahren bis 2015 für das Projekt ihrer neuen Abteilung Großbahn sukzessive 30.000 als Zuschuss gewährt – eine erste Rate von 7500 Euro floss bereits 2010. Weitere 30.000 Euro gibt die Gemeinde als Darlehen – zu nach derzeitigem Stand am Finanzmarkt stattlichen fünf Prozent Zinsen.
Dieses Geld muss der ESV in zehn Jahresraten zurückzahlen, kann sein 300.000 Euro teures Projekt, das im Endausbau 3,5 Kilometer verlegte Gleisen für die Bahnen im Format 1:11 umfasst, jetzt aber sicherer kalkulieren.
Obwohl letztlich SPD, GALB und CDU geschlossen für die Ausgaben stimmten, war der Beschluss nicht unumstritten. Einzelne Konditionen des Vertrages mit dem ESV leuchteten etwa Klaus Guthmann (CDU), der kein Ausschussmitglied ist, nicht ein. So soll es keinen Eintrag des Darlehensschuld des Vereins im Grundbuch geben. „Das ist völlig unüblich“, kritisierte er. Ein Vertrag rein auf Vertrauensbasis sei üblich bei Summen, die im zweistelligen Bereich lägen, hielt Kulturamtsleiter Bernd Schiffler entgegen, denn Grundbucheintragungen kosteten schließlich Geld.
Als einziger im Ausschuss lehnte Hubert Schmitt (BFW) die Unterstützung des Projekts ganz ab. Für ihn passt es nicht in die finanzielle Situation der Gemeinde, dass sie solche freiwilligen Ausgaben zu stemmen versucht, „und der Haupt- und Finanzausschuss beschäftigt sich zwei Tage später mit der Anhebung der Kindergartenbeträge“, erläuterte er.
Dass die Ausgabe überhaupt genehmigungsfähig sein soll, verwunderte Schmitt sowieso. Hier zeigte sich Bürgermeisterin Ulrike Steinbach (SPD) aber überzeugt, dass dieser Haushaltsposten die Gnade der Kommunalaufsicht in der Kreisverwaltung finden wird. „Davon gehe ich fest aus.“
Schiffler erläutert das Wohlwollen, dass auch das Rathaus für die Pläne des ESV hege, mit dem klaren Bezug des Projektes zu Bischofsheim und seiner Vergangenheit und Gegenwart in Sachen Eisenbahn. „Dort fahren Lokomotiven, die originale Nachbauten jener Loks sind, die im Bischofsheimer Bahnhof fahren“, schilderte er. Beim vorigen neuen Projekt des ESV, der in Eigenregie zwei Offroad-Rennstrecken auf dem Vereinsgelände baute, habe sich die Gemeinde dagegen wegen dieses fehlendes Bezuges zur Gemeinde mit einer Förderung zurückgehalten.
Die Gelder für das Großbahn-Projekt kommen nicht aus dem Vereinsförderungs-Topf sondern werden als Investitionsausgaben verbucht. Damit gehen nicht zu Lasten der Fördersumme für die anderen Vereine, stellte Schiffler auf Nachfrage von Eva Glöckle (CDU) klar.
Deshalb ist es auch Bestandteil des Vertrages, dass der ESV jeweils die ältesten Jahrgänge der Bischofsheimer Kitakinder einmal im Jahr umsonst auf seinen Großbahnen über die Strecke düsen lassen muss – eine Selbstverpflichtung, die einzugehen dem Verein sicher nicht besonders schwer fiel. Die eingesetzten Loks werden zudem durch Aufkleber auf die Beteiligung der Gemeinde an der Finanzierung hinwiesen, ebenso ein Schild am Eingangsbereich des Vereinsgeländes.

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