Musik ist stärker als alle Widerstände

Erstes gemeinsames Konzert der Bischofsheimer Chöre des GV Germania und des Liederkranzes

 BISCHOFSHEIM (ag) – „Welch ein Singen, Jubilieren“, zwei Bischofsheimer Traditionschöre, der Gesangverein GV Germania 1869 und der MGV Liederkranz 1875, standen am vergangenen Samstag zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne. Um Punkt 17 Uhr zogen die beiden Chöre summend, mit einem leuchtenden LED-Teelicht in der Handfläche, im Halbdunkeln zu der Melodie „Freude schöner Götterfunke“ in den Bürgerhaussaal ein. Als alle Sänger auf der Bühne ihren Platz eingenommen hatten, ließ der Gesamtchor stimmgewaltig Beethovens „Ode an die Freude“ erklingen. Gänsehautfeeling breitete sich aus im Saal. 

Vor nicht allzu langer Zeit war es noch undenkbar, beide Chöre gemeinsam bei einem Konzert auf der Bühne zu erleben. Zu groß waren die, seit mehr als einem Jahrhundert gepflegten, Ressentiments und Animositäten gegeneinander. Die Vorsitzenden – Christa Hechler von der Germania und Yvonne Barton vom Liederkranz – brachten es in ihrem kurzweiligen Begrüßungs-Zwiegespräch dann allerdings auf den Punkt. Heute sei die Musik stärker als alle Widerstände, denn wenn Musik unsere Herzen erfülle, lebe es sich leichter. Mit welcher Leichtigkeit und Sangesfreude sich die Chöre dann präsentierten, ließ kaum erahnen, welch harte Proben dem vorangegangen sein mussten. 
Manfred Stotz moderierte charmant und einfühlsam die Lied- und Chorübergänge. Extra für diesen Tag habe man ein Überraschungspaket geschnürt, die „musikalische Wundertüte“ war mit Beiträgen von insgesamt vier Chören, dem Frauen- und Männerchor des Liederkranzes sowie dem Chor der Germania und den „Happy Voices“ der Germania gefüllt. Herzlich willkommen hieß er die Pianistin Miriam Gangluff, die die Germania-Sänger/innen am Klavier begleitete. Dank zollte er auch Norbert Haus und seinem Team für das großartige Bühnenbild und Rolf Wöllstein, der an diesem Chorabend als „Regisseur“ fungierte.
Den Liederreigen eröffnete der gemischte Chor der Germania unter der Leitung von Elena Bauer. „Ich wollte nie erwachsen sein“ von Peter Maffay, sowie dem Hit aus den 70er-Jahren von Danyel Gerard „Butterfly“, schloss die Aufwärmphase ab. 
Der Männerchor der MGV unter der Leitung von Frank Linnerth legte mit „Die Legende von Babylon“, dem einstigen Ohrwurm von Bruce Low, eindrucksvoll nach. „Ein Lob des Rheins“ präsentierten dann die Herren vom Liederkranz und der Germania gemeinsam. 
Eindrucksvoll präsentierte sich der gemischte Liederkranzchor begleitet von ihrem Dirigenten Frank Linnerth am Klavier u.a. mit Karl Jenkins „Adiemus“ mit Soloparts von Renate Jost; ebenso harmonisch und viel beklatscht war der Part des Liederkranz-Frauenchors mit Musicalmelodien. 
Spritzig, frisch, richtig angefixt von ihrer jungen Chorleiterin Joana Skuppin, markierten die Happy Voices des GV Germania kurz vor und gleich nach der Pause Höhepunkte des Sängerfestes, u.a. mit der melancholischen Lebensfreude der Karibik, dem Lied „Jamaica farewell“, das Harry Belafonte schon so wunderbar vertonte und „Halleluja“, dem Klassiker von Leonard Cohen. Fand da ein „Sängerwettstreit“ statt? Nein, es war die pure Freude am Gesang. „Wunderbar“ von Cole Porter erwiderte die Germania wie eine musikalische Anerkennung auf das gerade Gehörte vom Liederkranz. „Klänge der Freude“, so der deutsche Titel des mächtigen Hymnus von Sir Edward Elgar, dargeboten vom Chor der Germania, zu dem Manfred Stotz nicht umhin kam anzumerken: „Britannien come back, ihr gehört zu uns!“.
Noch viele schöne Melodien hervorragend dargebracht waren noch zu hören, bevor alle Chöre zum Schluss wieder vereint auf der Bühne standen, um zum Abschied „Auld Lang Syne“ anzustimmen. Und da war sie wieder, die Gänsehautstimmung. Ob es in Zukunft weitere Konzerte der drei Chöre geben wird, blieb an diesem Abend offen. Mit einem Augenzwinkern bemerkte Pressesprecherin Ursula Kasper vom Liederkranz, das Fehlen des Sängernachwuchses mache kompromissbereit und der Publikumserfolg zuversichtlich. 
Auch zeigte der Abend ganz eindrucksvoll, dass nicht nur überregional bekannte Künstler das Bischofsheimer Bürgerhaus zu füllen vermögen, sondern auch die lokalen Chöre haben dazu das Vermögen. W

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