Fehlerhaft und unvollständig

Initiative „Erhalt der historischen Dammmauer“zum Planfeststellungsverfahren

 

GINSHEIM (pm) – „Wir fordern die Aussetzung des Planfeststellungsverfahrens“, sagt Barbara Schmid von der Initiative „Erhalt der historischen Dammmauer“. Mehrere Wochen haben sich Mitglieder der Initiative mit den Planfeststellungsunterlagen in vier Ordern beschäftigt, die ihnen vom Regierungspräsidium Darmstadt (RP) zugestellt wurden.
„Absolut fehlerhaft und unvollständig“, so beurteilt die Sprecherin der Initiative, die Ginsheimer Architektin Schmid, die vorliegenden Unterlagen der Genehmigungsplanung. Obwohl die Baumaßnahme im Mai beginnen soll, seien viele Sachverhalte ungeklärt, kritisiert sie.

 

In ihrer Stellungnahme an das Regierungspräsidium hat die Initiative in zehn Punkten aufgeführt, was an Informationen und Untersuchungsergebnissen fehlt. Wichtigster Punkt: In den Planunterlagen fehlen die Beweise, dass die bestehende Dammmauer marode, nicht standsicher und irreparabel ist, wie vom RP immer behauptet wird. „Wegen einer nicht bewiesenen Behauptung soll die massive Dammmauer abgerissen und eine Betonmauer hochgezogen werden“, empört sich Schmid.
Vor einem Abbruch müsse doch erst eine Gegenrechnung zur Wirtschaftlichkeit eines Neubaus erstellt werden, kennt die Architektin in ihrem Arbeitsalltag eine andere Vorgehensweise, als jetzt vom RP präsentiert. „Mit pauschalen Argumenten über ein angeblich marodes Mauerwerk lassen wir uns nicht abspeisen. Wir wollen berechnete und mit Kosten belegt Beweise sehen“, fordert Schmid.
Ebenfalls in den Planfeststellungsunterlagen nicht vorhanden: Ein Gutachten zur Sanierung und Ertüchtigung der historischen Dammmauer. Diese Untersuchungsunterlagen fordert die Initiative zusätzlich.
„Nicht beschrieben wird die Hochwassersicherung während der Baumaßnahme. Was ist, wenn während der Bauphase ein Hochwasser Ginsheim bedroht und ein Teil der Mauer samt Deichkörper bereits abgebrochen ist?“, fragt die Initiative. Nicht in den Planunterlagen vorhanden sei auch eine umfassende Beschreibung des Rückbaus der historischen Steine, moniert Schmid.
Bis 1,60 Meter reicht die Dammmauer in den Deichkörper hinein. „Für die dargestellten Kosten in Höhe von 9600 Euro ist ein sensibler Rückbau der historischen Steine nicht zu erwarten“, sagt Schmid, die eine Zusatzausbildung in der Denkmalpflege vorweisen kann. Als besonders irritierend wertet Schmid die beigefügte Kostenberechnung. Hier ist vermerkt, dass die abgebauten historischen Steine der Dammmauer in das Eigentum des Abbruchunternehmens übergehen.
„Wer garantiert, dass die Steine für die Verblendung der geplanten Betonmauer zur Verfügung stehen und nicht einfach abtransportiert werden?“, fragt sie. Nach einem Beschluss der hiesigen Gemeindevertretung soll die neue Betonmauer mit den Steinen der alten Mauer verkleidet werden, um die historische Ortsansicht zu wahren. Wer eine Beschreibung erhofft, wie nach denkmalpflegerischen Vorgaben die Verkleidung der Betonmauer ausgeführt werden soll, suche in den Ordnern ebenfalls vergebens, bedauert die Initiative.
„Warum werden die Anwohner nicht am Planfeststellungsverfahren beteiligt?“, ist eine weitere Frage, die die Mitglieder der Initiative vom RP beantwortet haben wollen. Aus den Planfeststellungsunterlagen gehe nicht hervor, wie die Bauarbeiten durchgeführt werden sollen, kritisiert die Initiative. Deshalb sei auch nicht abzusehen, welche Erschütterungen und daraus resultierenden Schäden an der angrenzenden Bebauung entstehen könnten.
„Der Damm wird zu einer optischen Betonwüste“, fürchtet die Initiative, falls der Neubau kommt. Die neue Betonmauer erhält einen 20 Zentimeter starke Abdeckplatte aus grauem Beton. „Zusammen mit dem geplanten Betonpflaster auf dem Damm, bleibt das angestrebte historische Erscheinungsbild auf der Strecke“, ist Architektin Schmid sicher.
Warum das Bauamt der Gemeinde Ginsheim-Gustavsburg die fehlerhaften und unvollständigen Planfeststellungsunterlagen des RP nicht grundsätzlich in Frage stellt, kann die Initiative nicht nachvollziehen. Sie werde nicht locker lassen, bis alle Fragezeichen beseitigt sind, versichert Sprecherin Schmid, dass sie so standhaft wie die historische Dammmauer sein werde. Schließlich beweisen die Standsicherheitsberechnungen – die das RP erst jetzt nachgereicht hat – dass die Standsicherheit der 113 Jahre alten Hochwasserschutzmauer gewährleistet ist. „Warum soll sie dann abgebrochen werden?“, wundert sich die Initiative.
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