Jacks glücklichster Tag - fast jedenfalls

Großes Interesse auch am Festakt zur Eröffnung der Schiffsmühle

GINSHEIM (gus) - Ein volles Festzelt am Samstagvormittag: Auch Teil zwei des Feierwochenendes rund um die Ankunft der Rheinschiffsmühle an ihrem neuen Liegeplatz am Rheinufer zog die Ginsheimer, aber auch viele auswärtige Gäste an die Nato-Rampe. Der Anlass der Zusammenkunft lag in der Herbstsonne und konnte während des offiziellen Festaktes noch nicht besichtigt werden. Die Schiffsmühle öffnete erst am Nachmittag für die ersten neugierigen Besucher die Tür.
Davor hatte der Verein Historische Rheinschiffsmühle eine Reihe Ansprachen gesetzt, die wohl schlicht als notwendig angesehen werden, wenn ein so großes Projekt vollendet ist. Unverzichtbar natürlich die Berichte von Vereinschef Herbert Jack zur Historie der Rekonstruktion der historischen schwimmenden Mühle.
Eine anscheinend häufiger in diesen Tagen an ihn herangetragene Frage beantwortete Jack vom Rednerpult eindeutig und kategorisch: Nein, die Ankunft und Eröffnung der Rheinschiffsmühle sei nicht der glücklichste Tag in seinem Leben. „Schließlich habe ich ja mal geheiratet.“ Und Nachwuchs haben die Jacks auch, sodass er die Kirche lieber im Dorf lässt, was den Stellenwert des aktuellen Ereignisses in seinem Leben betrifft.
Dennoch, der Initiator des Projekts und Vorsitzende des Vereins Historische Rheinschiffsmühle und seine Mitstreiter haben zweifellos einige ganz große Momente erlebt in diesen ersten Herbsttagen. Der glorreiche Empfang am Donnerstag war zweifellos ein emotionaler Höhepunkt, der zeigte, dass der Verein nicht für seine Ziele alleine gearbeitet hat. Jack berichtete von den Anfängen der Idee im Jahre 1998. Ein Jahr später entdeckte die Gruppe des Heimat- und Verkehrsvereins im Deutschen Museum in München ein Modell einer solchen Schiffsmühle, das schließlich auch als Prototyp der Planungen für die neue Ginsheimer Mühle diente.
All die langen Jahre danach waren neben dem Erstellen der Entwürfe vor allem ein Ringen um die benötigten finanziellen Mittel. „Erst nach der Großspende Anfang des Jahres von der Stiftung Flughafen war der Sack zu und wir konnten die ersten Aufträge vergeben“, schilderte Jack den eher unvermuteten großen Coup, der drei Jahre nach der Gründung des „Vereins Historische Rheinschiffsmühle Ginsheim“ gelang. Für die Landesregierung lobte Staatsminister Axel Wintermeyer (CDU) das Engagement der Vereinsmitglieder. „Es ist ein Beispiel dafür, dass es sich lohnt, sich über viele Jahre beharrlich einem Sachthema zu widmen“. Die Rheinschiffsmühle verhelfe einer „alten Technik zu neuem Glanz“. Eine Eintrittserklärung zum Verein hatte Richard von Neumann mitgebracht. Der Bürgermeister ist selbstverständlich begeistert und stolz darüber, was in seiner Gemeinde in rein ehrenamtlicher Arbeit erreicht wurde.
CDU-Fraktionschef Mario Bach und Kreisbeigeordneter Walter Astheimer (Grüne) folgten als weitere Redner sowie die Bischofsheimer Bürgermeisterin Ulrike Steinbach (SPD). Denn auch die Nachbargemeinde hatte ein paar Euro in den Säckel geworfen, der den Bau der Schiffsmühle finanzierte. „Ein kleiner Betrag, der aber gut angelegt war“, betonte sie, und übergab Jack einen weiteren Briefumschlag, es gibt schließlich noch viel zu tun an dem Bauwerk. Mit Gerald Bost war sogar ein Vertreter der Internationalen Mühlengesellschaft, die eigentlich „The International Molinological Society“ (TIMS) heißt, nach Ginsheim gekommen. Der Berliner ist selbst mit der „Britzer Mühle“ ein Mühlenbetreiber, diese allerdings ist eine klassische Landmühle.
Aus dem Festakt wurde mit der Zeit ein recht anstrengender Redemarathon, der nur gelegentlich vom Evangelischen Posaunenchor unter Hans-Benno Hauf Auflockerung fand. Da erfrischte die angekündigte „Überraschung“ doch.
 Die Theatergruppe Ignous platzte in die Zeremonie und wurde amtlich: Punkt für Punkt kam die original „Schiffsmühlenburschen-Verordnung“ zur Verlesung, die zeigte, dass der deutsche Regelungswahn nicht erst eine Erfindung der Nachkriegszeit ist. Auch wer auf einer Schiffsmühle arbeitete und sich ausbilden lasen wollte, hatte ein enges Korsett an Verhaltensweisen zu beachten.
Auf der Ginsheimer Schiffsmühle 2011, wiewohl auch für ein solches Projekt natürlich Vorschriften einzuhalten sind, soll es deutlich lockerer zugehen. Bis einschließlich Montag war der Besuch des Schiffs kostenfrei, in Zukunft wird allerdings ein kleiner Obolus verlangt: 2,50 Euro für Erwachsene, ein Euro bis 18 Jahre, Kinder unter sechs Jahren zahlen nichts.
In diesem Monat ist geplant, die Schiffsmühle vom Mittwoch bis Samstag zwischen 13 und 17 Uhr zu öffnen, an Sonn- und Feiertagen bis 18 Uhr. Ab November gilt: mittwochs bis samstags zwischen 13 bis 16 Uhr, sonntags und feiertags zwischen 13 bis 17 Uhr. An Weihnachten und Silvester bleibt der Steg verschlossen. 
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