Das kulturelle Leben in der Stadt fördern

Eine Gruppe Initiatoren informiert über die geplante Gründung einer „Kultur-Stiftung Gigu“

Einige der Initiatoren und ihr Flyer: Die Bürger sollen durch das nun vorliegende Faltblatt von der bevorstehenden Gründung der „Kultur-Stiftung GiGu“ erfahren und animiert werden, selbst in die Kultur in ihrer Heimatstadt zu investieren.
(gus/Foto: Steinacker)

GINSHEIM-GUSTAVSBURG (gus) – Dass es eines besonderen Anstoßes bedürfte, damit in Ginsheim und Gustavsburg endlich so etwas wie ein Kulturgeschehen entsteht, kann man wohl nicht behaupten.

Für die Größe der Stadt hat sich gerade in den jüngsten Jahren ein reichhaltiges und buntes Angebot entwickelt, in einer guten Mischung aus städtischer Initiative und freiem Künstlertum. Und das soll so bleiben und weitere Blüten treiben, findet ein Kreis von derzeit 15 Bürgern. Sie machen sich Gedanken um die finanzielle Förderung der kleinen Initiativen und Gruppen, die nicht oder keinen ausreichenden Zugang zu den öffentlichen Mitteln haben. Ihnen soll geholfen werden, die Projekte, die ihnen im Kopf herumschweben, auch tatsächlich anzugehen oder fortzusetzen.

Mit der Idee zum Aufbau einer „Kultur-Stiftung GiGu“ gehen sie nun an die Öffentlichkeit. Für den 9. März 2017 ist eine Gründungsveranstaltung geplant, mit der die „gemeinnützige öffentliche Stiftung bürgerlichen Rechts“ ihre Arbeit aufnehmen soll. Ganz neu ist die Idee nicht, wie Enno Siehr als einer der Initiatoren betont. „Das wurde vor vier bis fünf Jahren schon einmal diskutiert, kam damals aber nicht zustande“, berichtet der ehemalige SPD-Bürgermeister und Landrat, der sich in dieser Initiative aber rein als Privatmann einbringt, wie er betont.

Wie auch sein Parteifreund und Amtsnachfolger im Rathaus, Richard von Neumann. Zudem sind eine Handvoll weiterer, aktiver SPD-Kommunalpolitiker unter den Initiatoren. Dennoch soll aus der Stiftung kein Politikum werden, kein Gegengewicht der neuen Oppositionsfraktion zur städtischen Kulturförderung. Inwieweit die neue Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung in die Finanzierung des Kulturangebots eingreift, ist noch nicht absehbar. Auch, was das Rathaus im Haushalt 2017 in dem Bereich vorsehe, sei noch unklar, „ich bin beim Lesen erst in der Mitte angekommen“, betont Thorsten Siehr, sich darüber noch gar kein Bild gemacht zu haben. Der Blick in die Aufstellungen zeigt auf: Im Teilhaushalt Kulturförderung steigt der Ansatz um 1000 Euro auf von 39.000 Euro für 2017, darin sind allerdings auch die Kosten für die Heimatfeste enthalten. Das reine Zuschussvolumen beträt unverändert 10.000 Euro.

Die „Kultur-Stiftung Gigu“ zielt sowieso ausschließlich auf die Kulturinitiativen und Gruppen, die sich nicht als Verein konstituiert haben und daher keinen oder nur indirekten Zugang zu den Fördertöpfen der Stadt haben. In einem Flyer, der in der Stadt nun herumgehen soll, wird näher erläutert, worum es bei der Initiative geht. Das Stiftungsmodell hat seine Grundlage in Geldeinlagen und Spenden von Bürgern, von deren Erträgen die Stiftung einen jährlichen Betrag ausschüttet. Das Grundkapital bleibt stets unangetastet. Als Zielvorgabe, die allerdings nicht sofort erreicht werden muss und wohl auch nicht wird, gehen die Initiatoren von 100.000 Euro aus. Es gab schon deutlich bessere Zeiten für Kapitalverzinsungen als derzeit, ist allgemein bekannt. „Wir sind auf der Suche nach sicheren und erträglichen Anlagen“, betont von Neumann. Dennoch wären bei einem Stiftungskapital in der genannten Höhe nicht mehr als 1000 Euro Erträge zu erwarten, die der mit der Gründung zu bildende Stiftungsrat einmal im Jahr an die antragsstellenden Initiativen verteilen würde.

Wie viele Gruppen von der jährlichen Ausschüttung profitieren sollen und mit welchen Einzelbeträgen, kann der Stiftungsrat frei festlegen und so flexibel auf die gerade anstehenden Entwicklungen eingehen. Der Weg, über den Ginsheimer und Gustavsburger sich in die Stiftung einbringen können, ist vielfältig. So erhöht eine Zustiftung zum Stiftungskapital die Basis, von der aus die künftigen Erträge erwirtschaftet werden. Aber auch Einzelspenden und Stiftungsdarlehen sollen möglich sein.

Zudem werden „Kultur-Aktien“ herausgegeben, zum Beispiel in Form von Kunstdrucken der Werke regionaler Künstler, die der Stiftung dafür Bilder zur Verfügung stellen. So kann jede/r für sich entscheiden, ob er/sie rein zur Kulturförderung Geld in die Stiftung schießt (was sich zum Teil steuerlich absetzen lässt), oder die Stiftung als Kapitalanlage sieht.

Die Ginsheim-Gustavsburger Kulturfreunde müssen mit ihrem Modell nicht bei null anfangen. Die Initiatoren pflegen engen Kontakt zur Stiftung der Stadt Koblenz, die bereits seit 1999 mit dem gleichen Ziel arbeitet. „Natürlich kann man Koblenz nicht mit Ginsheim-Gustavsburg vergleichen“, ist Jutta Westhäuser bewusst. „Aber wir bekommen etwas Geburtshilfe.“

Am 30. Januar wird das Modell Kulturstiftung bei einer Infoveranstaltung für Bürger näher erläuterte. Die Vorstandsvorsitzende der Kulturstiftung Koblenz, Ingeborg Henzler, Volkswirtschaftsprofessorin und ehemalige Präsidentin der FH Koblenz, wird dabei über ihre Erfahrungen berichten, betont Westhäuser. Mögliche Abweichungen im Stiftungsrecht zwischen Rheinland-Pfalz und Hessen gilt es natürlich zu berücksichtigen.

Wie die Stiftung konkret arbeiten könnte, schilderte Mitinitiatorin Christiane Meier. „Ich hatte schon viele Projektideen, die größer waren als das, was man selbst reingeben kann“, betont sie. So bietet Maier in ihrer privaten Musikschule sozial Schwächeren die Möglichkeiten, durch abgesenkte Kursgebühren eine musikalische Ausbildung zu erhalten. Diese Förderung auszubauen, könnte mit Stiftungsgeldern möglich werden.

Aber auch freie Theatergruppen, bei denen es zur Umsetzung eines Projekts oder um eine einzelne Veranstaltung zu ermöglichen manchmal an kleineren Beträgen hapert, könnten von Stiftungsgeldern profitieren. 

Die Initiatoren nennen in ihrem Flyer weitere Beispiele, die zeigen, wie breit der Fokus gelegt werden soll: etwa auch auf Kulturschaffende im TIGZ, das Heimatmuseum, oder auch Kulturveranstaltungen in den Kirchen. Bei den nicht zu üppigen Kapitalertragserwartungen der Stiftung würde es garantiert keine Probleme geben, das Geld zu verteilen.

 

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