Die Stadt bekommt einen neuen Rathauschef

Richard von Neumann hat entschieden, sich nicht um eine fünfte Amtszeit zu bewerben

GINSHEIM-GUSTAVSBURG (gus) – Es kommt nicht überraschend und trifft die eigene Partei bestens vorbereitet. Die Ginsheim-Gustavsburger, die nicht so nah an der Stadtpolitik sind, mögen dagegen überrascht sein zu erfahren, dass sie sich ab Mitte Juni 2016 an einen neuen Rathauschef gewöhnen sollen.

 

Wenige Tage nach der Festlegung des 6. Dezembers als Wahltermin nicht nur der Landrats-, sondern auch einer Bürgermeisterwahl in Ginsheim-Gustavsburg und zehn Tage vor der Nominierungsversammlung der SPD hat Bürgermeister Richard von Neumann die Katze aus dem Sack gelassen und den Spekulationen um seine erneute Kandidatur in einem Pressegespräch ein Ende gesetzt. „Ich werde mich aus dem Amt zurückziehen und meinem Privatleben nachgehen“, stellte der 61-jährige Rathauschef klar.
Um die Entscheidung scheint er länger mit sich gerungen zu haben, getroffen hat er sie für sich aber schon Ende vergangenen Jahres. Sie fällt von Neumann leichter, weil er erwartet, dass die SPD auch ohne ihn gute Chancen haben wird, den Verwaltungschef nach der ersten Stadtbürgermeisterwahl der Ginsheimer und Gustavsburger zu stellen.
„Ich gehe davon aus, dass Thorsten Siehr von der SPD am 20. Mai als Kandidat nominiert wird“, sagte er und will dies gleichzeitig als Empfehlung an die Parteifreunde verstanden wissen. „Er ist in der Stadt kein Unbekannter.“ Der SPD-Ortsvereinsvorsitzende, Neffe des Amtsvorgängers von Neumanns und späteren Landrats Enno Siehr, hat bisher öffentlich keine Ansprüche in Richtung Rathaus angemeldet, hatte das als prägende Person der Sozialdemokraten in den städtischen Gremien aber auch nicht unbedingt nötig, um als Kronprinz zu gelten.
Bei von Neumanns Entscheidung stand das Lebensalter nicht alleine im Mittelpunkt der Überlegungen. Er wäre nach Ablauf einer weiteren, dann fünften Amtszeit 68 Jahre alt. „Meine Partei hat ja die Rente mit 67 durchgesetzt“, erklärt er dies jedoch als nicht so entscheidend, da er bisher recht wenig über Zipperlein zu klagen hat. Vielmehr drücken die im Juni 2016 dann 24 Jahre im Amt auf die Lust, weitere Jahre dranzuhängen. „Ich will mal wieder ein Leben ohne Terminkalender führen können“, betont von Neumann.
Am 15. Juni 1992 kam von Neumann, damals noch als vom Parlament gewählter Kandidat, als Nachfolger Enno Siehrs ins Rathaus, das er allerdings in- und auswendig kannte, weil er schon seine Lehre zum Verwaltungsangestellten bei der Gemeinde absolviert hatte. Als Diplom-Verwaltungswirt zog er im Bürgermeisterzimmer ein. Seine Amtskollegen zum Osten hießen in Bischofsheim Berthold Döß und in Rüsselsheim ab 1993 Otto Geschka, beide seit vielen, vielen Jahren nicht mehr in Amt und Würden.
„Es wurde eine lange, schöne Zeit – und amtsmüde bin ich keineswegs“, stellt der dienstälteste Rathauschef im Kreis Groß-Gerau klar. Landesweit schätzt er sich auf Rang vier oder fünf ein bei den Dienstjahren. Das verbleibende gute Jahr will er mit gewohntem Engagement angehen. Und dass der Amtswechsel am 14. Juni 2016 mit der Konstituierungsphase des im März neu gewählten Stadtparlaments zusammenfällt, ist ihm gar nicht so unrecht. Das lenkt die Aufmerksamkeit auf andere Themen.
Denn auf ein großes Brimborium zum Abschied hat von Neumann keine Lust. „Wenn es einen öffentlichen Abschied geben wird, dann in lockerer Form“, verspricht er. Auch, wenn von Neumann kein gebürtiger Gustavsburger ist, sondern aus Trebur stammt, ist nicht damit zu rechnen, dass die Familie die neue Freiheit zum Fortzug nutzen wird. An der niederländischen Nordseeküste allerdings besitzen die von Neumanns ein Ferienhaus, das dann mit Sicherheit häufiger Besuch aus Südhessen bekommen wird.
Dass von Neumann erneut für die SPD für den Kreistag kandidiert und so für die Partei weiter eine wichtige Funktion ausfüllt, schließt er nicht aus, „es sei denn, es gibt Jüngere, die nach vorne streben“. Engagieren will sich von Neumann aber in jedem Fall intensiv um die Städtepartnerschaft mit Bouguenais, damit täte er es seinem Amtsvorgänger gleich, der dem Partnerschaftsverein vorsitzt. Was dann mit den vielen weiteren Funktionen und Pöstchen wird, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben – manche aus dem Amt heraus, manche nicht davon abhängig – wird er im Einzelnen entscheiden müssen.
Von Neumann wird im kommenden Jahr eine zufriedene Schaffensbilanz ziehen, deutete er schonmal an. Ginsheim-Nord war das erste große Thema seiner Amtszeit, Kitabauten und die Gewerbegebietsentwicklung waren ihm wichtige Anliegen, derzeit die Stadtkernsanierung. Ein zentrales Thema wird er aber als das Unvollendete mit in den Ruhestand nehmen müssen. „Vor ein paar Jahren habe ich mal gesagt, ich wollte in meiner Amtszeit noch das Rote Band bei der Einweihung der Bahnunterführung durchschneiden“, gibt von Neumann zu. Das wird nun mit Sicherheit nichts mehr. Aber den Anfang der Arbeiten, für den Herbst angekündigt, darf er immerhin noch mitnehmen.

 

 

 

 

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