Weniger Fundstücke – und einiges bleibt liegen

Rund 350 fleißige Helfer beteiligen sich am Ginsheim-Gustavsburger Umwelttag und holen reichlich Müll aus der Gemarkung

GINSHEIM (gus) – Ältere Semester werden sich schnell einig: Es war schon einmal deutlich sauberer in deutschen Landen als inzwischen üblich. Wer sich besonders im Bereich von Autobahnabfahrten und entlang der Landstraßen den Wegesrand anschaut, der sieht auf wenigen Kilometern Strecke Müll herumliegen, der ganze Großtonnen füllen würde. Aber niemand hebt ihn auf. Zum Teil ein Zuständigkeitsproblem: Die Gemeinden konzentrieren sich darauf, ihr Bauhofpersonal in den Ortsgebieten einzusetzen, Landstraßen sind nicht ihr Bereich. Die Länder an den Landstraßen und der Bund an den Autobahnen scheinen keinerlei Anlass zu sehen, für eine regelmäßige Beseitigung der Hinterlassenschaften entlang ihrer Straßen zu sorgen. Letztlich geht es offenbar wieder einmal darum, Kosten zu vermeiden, so gut es nur geht.

 

Auch eine gut gemeinte Anstrengung der Bürger in Zusammenarbeit mit ihrer Kommune wie beim traditionellen Umwelttag in Ginsheim-Gustavsburg macht da keine Ausnahme: Die Aktion am Samstagvormittag unter Leitung des Umweltbüros nahm die Straßenränder aus, bei denen sich eine Sammelaktion auf den ersten Blick besonders gelohnt hätte. Und so sieht selbst entlang des Zufahrtweges zum Bauhof, der an einer Autobahnabfahrt und der L3040 liegt, derzeit so desolat aus wie zuvor.
Die Gemarkung rund um die Ortsausgänge, die Spazierwege im Grünen und die Klubgelände der beteiligten Vereine waren die Zielgebiete der stattlichen rund 350 beteiligten Helferinnen und Helfer am Umwelttag. Die Anzahl der Beteiligten klingt gewaltig, aber in früheren Jahren waren es deutlich mehr, erinnert sich Rita Wiebe, die den Umwelttag organisiert.
Seit „30 plus x“ Jahren gehen Ginsheimer und Gustavsburger an einem Vormittag kurz vor Ausbruch der Vegetation auf die Suche nach Dingen, die nicht in die Landschaft gehören. Schon vor Mittag haben viele Gruppen ihren Abschnitt bearbeitet und trudeln zum Eintopfessen im Bauhof ein. Andere brauchen etwas länger, aber insgesamt sind die angesetzten drei Stunden für den Rahmen, den die Aktion sich setzt, völlig ausreichend.
Längst nicht alle der von der Gemeinde angeschriebenen Vereine zogen mit, insgesamt zählte Wiebe 23 beteiligte Gruppen und etwa zwei Dutzend Einzelpersonen. „Manche Abschnitte konnten nicht bedient werden“, bedauert sie. Wie gut, dass viele Vereine ihre Gelände am Rande der Wohnbebauung oder ganz in der Gemarkung haben. Den Einsatzbereich in der Nähe des selbst genutzten Areals zu legen macht es den Vereinen leichter Freiwillige zu finden. Der FC Germania räumte daher auf der Ochsenwiese auf, der Kanu-Verein und die Altrheinbouler am Altrhein, die IGS-Schüler rund um das Schulgelände, der Schiffsmühlenverein im Bereich der Nato-Rampe. Die sauberste Lernstätte der Mainspitze dürfte derzeit die Albert-Schweitzer-Schule sein: Gleich 120 Ginsheimer Schüler reinigten mit ihren Eltern zusammen das Gelände. Eine Ausnahme, weil innerörtliche Lagen eigentlich nicht zum Zielgebiet der Aktion zielen, „für die Plätze etwa sind ja die Gemeindemitarbeiter zuständig“, sagt Wiebe.
Den Ginsheimern liegt natürlich ihr Rhein und die dortige Erholungszone ganz besonders am Herzen. Die Rheinauen „sind eigentlich Sache des Landes Hessen“, betont Wiebe. Aber da macht die Organisatorin, anders als an den Landstraßen, eine Ausnahme und bezieht die Abschnitte mit in die Planung ein.
Was sich so alles in der Landschaft findet, das bringt auch erfahrene und hartgesottene Umwelttagaktivisten jedes Jahr wieder zum Kopfschütteln. Auch 2012 finden sich Fernseher, Fahrräder, Möbel und Unmengen weggeworfener Flaschen. Manchem gehen die Träume durch: Mitglieder der FSG Hansa beschwörten auf dem Bauhof, einen Goldschatz gefunden zu haben.
„Die Müllmenge ist in diesem Jahr deutlich weniger als sonst“, resümiert Wiebe. Das kann nun bedeuten, dass der Trend bei den Bürgern dahin geht, auf die Müllentsorgung in die Landschaft zu verzichten. Oder auch, dass durch die geringere Anzahl Gruppen und Teilnehmer mehr liegen bleibt als in früheren Jahren. Wahrscheinlich spielt beides eine Rolle. Fest steht aber, dass das Großreinemachen in einer ganz anderen Dimension stattfinden müsste um die Müllzonen in der Gemarkung wenigstens weitgehend abdecken zu können. Derzeit ist die Gemeinde aber schon froh, wenn sie die Aktion auf dem etablierten Level aufrecht erhalten kann.

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