Eine Werkstatt als Zeitzeuge der Dorfgeschichte

Der „Tag des Denkmals“ wurde auch im Ginsheimer Heimatmuseum begangen – Besuch im Dauborn-Haus

Rudolf Guthmann (Mitte) hatte am Haus Dauborn eine Menge über die Geschichte des Hauses wie auch des Dorfes Ginsheim zu berichten.
(Foto: Engert)

GINSHEIM (me) – Zum Tag des offenen Denkmals hatte sich der Heimat- und Verkehrsverein etwas Besonderes einfallen lassen, es gab eine Führung zum Dauborn-Haus, in dem sich die frühere Ginsheimer Wagnerei befand. Mit so großem Andrang hatte jedoch keiner der Initiatoren gerechnet.

Rudolf Guthmann erzählte am Museum den Interessierten vieles über die Geschichte des Ortes aus vielen Jahrhunderten, so etwa dass es nach dem Dreißigjährigen Krieg nur noch fünf Familien im Ort gab, alle anderen waren geflohen oder zu Tode gekommen. „Die Heerscharen, die durchmarschierten, plünderten und brandschatzten und niemand zahlte den Bürgern etwas“, sagte er. Es dauerte lange, ehe sich in der Altrheingemeinde wieder Bauern und Fischer ansiedelten, dadurch konnte sich die Gemeinde langsam erholen. Es gab jedoch noch viele Leibeigene und so war es ein karges Leben.

Erst mit der Industrialisierung kam der Aufschwung, durch die Ansiedlungen der Firmen MAN und Opel sowie der Bahn zogen deren Beschäftigte auch nach Ginsheim. In der Gemeinde gab es viele Handwerker, wie Sattler, Schmied und auch Wagner, denn die Größe der Bauernhöfe war durch die sogenannte Realteilung so geschrumpft, dass sie die Familie nicht ernährten.

Zusammen mit dem Ersten Vorsitzenden Martin Hofmann und Dr. Hildegard Kastrup ging es die Hauptstraße hinunter zum Dauborn-Haus. Adam Dauborn lernte ab 1939 den Beruf des Wagners. Er erinnerte sich trotz seines hohen Alters, was alles hergestellt wurde. „Es entstanden Handgeräte für die Bauern, hölzerne Pumpen, Wagenräder, Leiterwagen – einer davon steht heute noch als Ausstellungsstück im Hause Dauborn – und vieles andere. Die Bandsäge in der Werkstatt ist über 100 Jahre alt“, erzählte er stolz, und man kann sagen: ein richtiges Prachtstück.

Überhaupt ist das Anwesen fast auch ein kleines Museum. Dr. Hildegard Kastrup vom Heimat- und Geschichtsverein hat die Geschichte des Hauses in mühevoller Kleinarbeit recherchiert. Es war ursprünglich Lehensbesitz des Geschlechtes der Reifenberger, bevor es mit seinen 25 Hektar Ländereien an das Bistum Mainz ging und im 19. Jahrhundert an 17 Ginsheimer Landwirte verteilt wurde, in deren Besitz es teilweise heute noch ist.

Wer bei dieser Führung nicht dabei war, hat etwas verpasst, nicht nur die Geschichten über Ginsheim und deren Straßen von Rudolf Guthmann, sondern auch die Gelegenheit, eine derart gut erhaltene Werkstatt besichtigen zu können. Für die Besucher gab es im Anschluss noch Kaffee und Zwetschgenkuchen im Heimatmuseum.
 

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