Es ist ein Ort der Erinnerungen für die heutigen Erwachsenen an die eigene Jugend und der aktuell einzige offiziell vorgesehene Treffpunkt an der frischen Luft für die älteren Kinder und die Jugendlichen in Wicker. Aber ist dieser Spielplatz an der Quellenstraße auch am richtigen Platz? Die CDU im Ortsbeirat findet dies nicht und schlägt daher vor, den Magistrat zu beauftragen, sich im Sinne der Jugendlichen um einen zeitgemäßen Ort der Zusammenkunft im Freien zu bemühen. Dies über ein neues Angebot auf der Fläche nördlich des Sportgeländes des TV Wicker. Von den anderen Fraktionen wurde der Vorstoß sehr skeptisch aufgenommen und nicht entschieden. Im Juni will die Verwaltung um die Erste Stadträtin Renate Mohr (GALF) die Debatte unter Einbeziehung des Jugendpflegers Markus Singer fortführen lassen.
„Jugendliche haben in Wicker zurzeit kein altersgerechtes Freizeitareal, das dem Anspruch gerecht werden würde“, begründet die CDU den Vorstoß. An der Quellenstraße finden sich neben einem Bolzplatz eine kleine Skateanlage, eine Tischtennisplatte und zwei Bänke im Angebot. Besonders die Tischtennisplatte ist bei den Jugendlichen äußert beliebt – als Sitzgelegenheit, Ping Pong wird hier eher selten gespielt. Die Aufbauten seien doch ziemlich in die Jahre gekommen und für den Nachwuchs „nur geringfügig attraktiv“, sagt die CDU-Fraktion.
Dirk Graafen sieht in dem vorgeschlagenen Umzug des Spielplatzes an den Prälat-Müller-Weg – gerade 150 Meter vom alten aktuellen Standort entfernt – große Vorteile für die Jugendlichen wie die Anwohner an der Quellenstraße. Denn die aus zwei Elementen bestehende Skateanlage soll mit dem Umzug gleich erneuert und ein geschützter Unterstand mit Sitzgruppe eine hohe Aufenthaltsqualität am neuen Standort garantieren. Auf dem jetzigen Areal schwebt der CDU eine Wohnbebauung „mit städtischem Mehrfamilienhaus inklusive moderner Grünanlage“ vor. Macht auch weniger Lärm für die Anwohner, argumentiert die CDU.
Das für den Umzug ausgesuchte Gelände liegt östlich der Goldbornhalle und nördlich der Parkplatzzufahrt und war einst als Erweiterungsfläche für den Friedhof reserviert. So, wie die CDU die Planfläche eingezeichnet hat, würde das Projekt der Baumreihe, die das Sportgelände zur Ackerfläche nördlich des Zuweges hin begrenzt, den Garaus machen und ansonsten die erste Ackerparzelle einbeziehen. Mit den ökologischen Rahmenbedingungen des Vorstoßes mussten die Fraktionen sich allerdings nicht näher beschäftigen, denn schon die Grundidee kam im Ortsbeirat nicht gut an.
„Mit Kinderaugen betrachtet würde man wohl sagen: schämt euch!“, vermutet Tobias Luger (dfb). Er vertrat die romantische Sichtweise auf das Thema, denn der Spielplatz an der Quellenstraße „das ist der Ort, denn jeder Wickerer kennt“. Und jeder, der sich draußen mit Gleichaltrigen treffen wollte, habe dort sein halbes Leben verbracht. „Das Letzte, was mit der Fläche dort gemacht werden sollte, ist Wohnraum“, findet Luger und sprach sich dafür aus, den alten wie einen neuen Treffpunkt anzubieten – einen eher für die jüngeren, einen eher für die älteren Jugendliche eingerichtet.
Markus Velten (GALF) zeigte sich „überrascht, dass eine Verlegung des Spielplatzes gleich mit einem Hausbauprojekt verbunden sein muss“. Gegen eine Verlegung des Bolzplatzes an den Alternativstandort sei aber nichts einzuwenden. Katharina Adam (SPD) kündigte an, dass ihre Fraktion einer Verlegung der Skateanlage nicht zustimmen werde. „Dort haben die Erwachsenen ein Auge darauf und können helfen, wenn sich mal jemand verletzt. Mein Kind hinter die Goldbornhalle zu schicken, damit hätte ich allerdings ein Problem“, sagte sie.
Mit der Zwei-Standorte-Idee konnte Graafen sich gar nicht anfreunden, „dann könnte ich eher damit leben, wenn wir alles am jetzigen Ort lassen“. Ganz aufgeben will er die Verlegung aber noch nicht. „Die Goldbornhalle ist vielleicht bald schon nicht mehr am Rande des Ortes“, betonte er mit Blick auf die Überlegungen zur Ausweisung eines neuen Wohngebietes am nordöstlichen Rande Wickers. „Daher fände ich es okay, wenn dort für Teenies und Jugendliche etwas geschaffen würde."
Vorerst aber wohl nicht, dem Stimmungsbild im Ortsbeirat nach zu schätzen. Die Erste Stadträtin hatte gleich zu Beginn der Diskussion angekündigt, dass die Stadt den Spielplatz Quellenstraße aufhübschen wolle, etwa mit einer zweiten Tischtennisplatte. Das könne 2022 oder 2023 umgesetzt werden. Der jetzige Standort werde von den Jugendlichen aber auch so gut angenommen, wie ihr auch Jugendpfleger Singer berichte. Der mache der Stadt zudem immer wieder klar, dass es ein Grundsatz der Jugendarbeit sei, dem Nachwuchs seine akzeptierten Plätze möglichst zu belassen, Verpflanzungsversuche würden meist fehlschlagen.
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