Der dritte Mann

Markus Ochs (CDU) steigt als unabhängiger Kandidat in den Bürgermeisterwahlkampf ein und verspricht „etwas völlig Neues“

Markus Ochs: „Die Bürgerinnen und Bürger sind es leid, über Jahre zuschauen zu müssen, wie sich die verantwortlichen Spitzen unserer Stadt gegenseitig öffentlich beharken.“
(Fotos: A. Noé)

FLÖRSHEIM (noe) – Sie erinnern sich: Markus Ochs, seinerzeit noch Erster Stadtrat, trat vor sechs Jahren gegen den damaligen (und aktuellen) Amtsinhaber sowie gegen den GALF-Kandidaten Sven Heß an, um Bürgermeister zu werden. Er schaffte es bis in die Stichwahl, aus der Michael Antenbrink als Sieger hervorging. Ein Jahr später wurde Ochs als Erster Stadtrat von Sven Heß, dem Kandidaten der damaligen Koalitionspartner SPD und GALF, abgelöst. Seitdem war Ochs von der politischen Bildfläche Flörsheims verschwunden.
 

Nun ist Markus Ochs wieder da – und zwar erneut als Bürgermeisterkandidat. Allerdings haben sich die Rahmenbedingungen seit 2012 gründlich verändert. Ochs, mittlerweile vom Flörsheimer zum Hattersheimer Stadtverband der CDU gewechselt, nichtsdestotrotz in Wicker wohnend, steigt nämlich nicht für die Christdemokraten, sondern als unabhängiger Bewerber in den Ring. Am Freitag erklärte Markus Ochs in einem Pressegespräch die Beweggründe für seine erneute Kandidatur, außerdem legte er sein Wahlprogramm vor.

Sowohl Bürgermeister Michael Antenbrink als auch das Viererbündnis und dessen Kandidat Bernd Blisch werden von Markus Ochs scharf kritisiert. Der amtierende Rathauschef habe als Bilanz seiner Amtszeit die größte Verschuldung in der Geschichte der Stadt Flörsheim zu verantworten und trete vor allem als „ein sich baulich austobender Bürgermeister“ in Erscheinung. CDU, dfb, FDP und GALF dagegen wollten mit ihrem Wunsch nach einem „moderierenden Bürgermeister“ über die eigene „Stillstandspolitik“ hinwegtäuschen. Das Viererbündnis, so Ochs, verkenne dabei, dass die Öffentlichkeit gut informiert und die Sehnsucht nach einer „wirklichen Alternative“ unverkennbar vorhanden sei: „Die Bürgerinnen und Bürger sind es leid, über Jahre zuschauen zu müssen, wie sich die verantwortlichen Spitzen unserer Stadt gegenseitig öffentlich beharken.“ Er hingegen stehe für das Ende dieser für Flörsheim schädlichen Verhältnisse und für „etwas völlig Neues“, betonte Ochs, der sich als „unabhängig, sozial, erfahren“ bezeichnet.

Erfahrung, gerade auf sozialem Gebiet, habe er in seinen Jahren als Erster Stadtrat und Sozialdezernent der Stadt Flörsheim sammeln können, sagte Ochs, der gegenwärtig die Regionalstellenleitung Hessen der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung innehat. Auf fachliche Unterstützung möchte er im Wahlkampf dennoch nicht verzichten. Sie wird ihm im Wahlkampf unter anderem durch Sezai Cifci, Geschäftsführer der in Flörsheim sitzenden Bauer-Stadtentwicklung GmbH, zuteil. Cifci stehe nicht nur für modernes urbanes Bauen, er fördere durch sein Engagement in der Türkisch-Islamischen Gemeinde zudem die Integration, so Ochs, der auch auf Jasmin Overlack, einst Leiterin der U3-Betreuung der Kita „Sonnengarten“, zählen kann.

Sein Wahlprogramm – im Internet auf der Homepage www.floersheim-waehlt-den-wechsel.de verfügbar – gliedert Markus Ochs in die sechs Themenbereiche „Bildung und Betreuung“, „Verkehr und Umgehung“, „Stadtentwicklung und Mitsprache“, „Soziales, Ehrenamt und Integration“, „Umwelt und Ökologie“ sowie „Stadtfinanzen und Wirtschaft“. Diese wiederum bestehen aus einzelnen Unterpunkten, die als „kostenintensiv“, „kostenneutral“ oder „kostensparend“ markiert sind. Im Wahlprogramm stehen sechs kostenintensiven Positionen acht kostenneutrale und fünf kostensparende Punkte gegenüber.

Als kostenintensiv kennzeichnet Ochs etwa den von ihm geforderten schnellstmöglichen Ausbau der Betreuungsplätze für Kindergarten- und Schulkinder. Der Bedarf an Betreuungsplätzen sei, so Ochs, viel höher als von Stadtverwaltung und -parlament angenommen. Markus Ochs machte beim Pressegespräch seine eigene Rechnung auf und ermittelte, etwa unter Berücksichtigung der in anderen Kommunen betreuten Flörsheimer Kinder, einen tatsächlichen Bedarf in Höhe von 466 Plätzen. Zwar reduziere sich dieser Bedarf nach Inbetriebnahme der Kita „Hauptstraße“ und der Erweiterung des „Ilse-Kahn-Schulkinderhauses“ auf 312 Plätze, die aber, betonte Ochs, ab Ende 2018 dringend benötigt würden. Dabei sei zu berücksichtigen, dass Flörsheim voraussichtlich bis 2030 eine Bevölkerungszunahme um 4.000 auf 25.000 Einwohner durchlaufen werde, gab Ochs zu bedenken.

Vor diesem Hintergrund fordert Markus Ochs ein gemeinsam und in Übereinstimmung mit den Bürgern erarbeitetes „Stadtentwicklungskonzept 2030“, das durch „moderne innovative Stadtplanung“ den Bevölkerungszuwachs – insbesondere in infrastruktureller Hinsicht – verkraftbar werden lässt. Zur Verbesserung der Lebensqualität gehört laut Markus Ochs auch ein Umdenken in Sachen Gewerbeansiedlung. Flörsheim biete gerade kleineren und mittelständischen Unternehmen nicht den passenden Raum zur Entfaltung. Wenn die Stadt hier Abhilfe schaffe, werde sie schlussendlich mit höheren Gewerbesteuereinnahmen belohnt. Im Übrigen gebe es aber gar „kein Einnahmenproblem, sondern ein erhebliches Ausgabenproblem“, meint Ochs. Die vorhandenen Mittel müssten allerdings sinnvoll und mit Weitblick eingesetzt werden. Auf diese Weise sei es beispielsweise auch möglich, einen Wahlkampf „aus der eigenen Tasche“ zu finanzieren, merkte Ochs an. Er selbst gehe also mit gutem Beispiel voran.

Markus Ochs ist überzeugt: „Ein wirklicher Neustart, ein Aufsprengen der momentanen ideen- und seelenlosen Stadtpolitik gelingt nur mit einem neuen Stil, mit einem neuen Verantwortungsbewusstsein und einer echten unabhängigen Verwaltungsspitze.“

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