Ehre, wem Ehre gebührt

In diesem Jahr wurden beim Bürgerempfang insgesamt 19 Personen für besondere Leistungen ausgezeichnet.
In diesem Jahr wurden beim Bürgerempfang insgesamt 19 Personen für besondere Leistungen ausgezeichnet.

Mahnende Worte zum Tag der Deutschen Einheit / Stadt Flörsheim belohnt engagierte Bürger

FLÖRSHEIM (drh) – Nach einer neuen wissenschaftlichen Untersuchung leben Menschen, die anderen helfen, sieben Jahre länger. Diese Erkenntnis verkündete Bürgermeister Michael Antenbrink beim Bürgerempfang zum Tag der Deutschen Einheit am vergangenen Montag in der Stadthalle. 
Der Bürgermeister verlieh zu diesem Anlass zahlreiche Ehrenbriefe, Bürgermedaillen sowie Dank- und Anerkennungsurkunden, um den Einsatz der so geehrten Bürger zu unterstreichen. In seiner Begrüßungsansprache hatte Antenbrink zuvor die Geschichte der Wiedervereinigung in Erinnerung gerufen und dabei den Bau der Mauer vor 50 Jahren thematisiert, deren unrühmliche Existenz 130 Menschen das Leben kostete. Antenbrink forderte für Gegenwart und Zukunft ein politisches Aufeinanderzugehen, denn nur so habe auch der Kalte Krieg überwunden werden können. Gerade in einer zunehmend anonymen Gesellschaft müsse Politik als soziales Handeln in einem gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang stehen. 
Der sich anschließende Festvortrag von Dr. Alexander Dietz vom Diakonischen Werk in Hessen und Nassau beschäftigte sich denn auch eingehend mit der aktuellen Situation des Sozialstaats. Jedes sechste Kind lebe in Deutschland in Armut und das sogenannte Bildungs- und Teilhabepaket bringe armen Eltern lediglich zehn Euro im Monat, womit Sportverein, Musikunterricht und Nachhilfe bezahlt werden müssten. Dietz ergriff mit deutlichen Worten Partei für die Armen und kritisierte die soziale Ungerechtigkeit im reichen Deutschland. Vor 20 Jahren hätte in Deutschland die Schere zwischen Arm und Reich nicht so weit auseinandergeklafft und auch Arbeitslose hätten ein Leben in Würde führen können. Heute sei dies anders. Fast acht Millionen Menschen leben in Armut und aus Kindern armer Eltern würden mit großer Wahrscheinlichkeit wieder arme Eltern. Der Niedriglohnsektor wachse stärker als in fast jedem anderen Land und jeder Fünfte arbeite für einen Hungerlohn. Er wolle, so Dietz, mit seinen Worten keine Neid-Debatte entfachen, sondern ein Nachdenken über Gerechtigkeit und ein Benennen offensichtlicher Ungerechtigkeit erreichen. Es sei ethisch gesehen nicht grundsätzlich problematisch, dass es Ungleichheit gäbe, doch zum Problem würde es, wenn Ungleichheit so ausufere, dass eine arme, gesellschaftlich ausgegrenzte, chancenlose Bevölkerungsgruppe entstünde. „So etwas muss und darf es in einem reichen Land nicht geben“, forderte der Festredner, der auch klarmachte, dass die Lebensqualität mit dem Maß an gesellschaftlicher Ungleichheit korrespondiere. „Klafft die Einkommensschere auseinander, kommen gesundheitliche und soziale Probleme häufiger vor“, so Dietz, der gerade das vergangene Jahr, in dem Projekte wie die „Soziale Stadt“ oder die Rentenversicherung für Arbeitslosengeld-II-Bezieher gestrichen wurden, als sozialpolitisch problematisch titulierte. Arme Menschen würden sich von der Politik nicht mehr vertreten sehen, deshalb von Wahlen fernbleiben und so das gesamte demokratische Gefüge in Frage stellen. Eine Zweidrittel-Demokratie sei eine Gefahr für den inneren Frieden. „Demokratie wird auf Dauer nur lebensfähig sein, wenn sie soziale Gerechtigkeit praktiziert“, folgerte Dietz. 
Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Odermatt dankte am Ende des Bürgerempfangs für die klaren Worte und versprach, die eigene Politik der Stadt auf die Worte des Redners hin zu überprüfen. 
Höhepunkt des Bürgerempfangs war die Auszeichnung verdienter Bürger durch den Bürgermeister. Einen Ehrenbrief des Landes Hessen erhielten Andreas Brandt, Renate Flach, Christa Hofmann und Dr. Sigrid Oestreich-Janzen. Andreas Brandt erhielt die Auszeichnung für seine 13-jährige Tätigkeit im erweiterten Vorstand der TG Weilbach. Renate Flach ist seit 1996 im Vorstand des Landfrauenvereins und seit 1994 Geschäftsführerin des Bezirkslandfrauenvereins Wiesbaden-Rheingau-Main-Taunus. Christa Hofmann erhielt die Auszeichnung für ihren Kampfgeist im Hospizverein Lebensbrücke, dessen Erste Vorsitzende sie seit 1998 ist. Dr. Sigrid Oestreich-Janzen wurde die Auszeichnung wegen ihres Engagements im Stiftungsrat der Bürgerstiftung und im Ortsbeirat Wicker zuteil. 
Die Bürgermedaille in Bronze erhielten Wilhelm Bachmann, Alfred Spitzl und Albert Schleidt. Küster Wilhelm Bachmann wurde für seinen ehrenamtlichen Einsatz zur Restaurierung des Kirchenschatzes von St. Gallus geehrt. Seit mehr als 20 Jahren verkauft er Kerzen, Kuchen und Sekt auf Festveranstaltungen, um mit den Einnahmen beispielsweise Heiligenfiguren der Nachwelt zu erhalten. Zwei Mal schon hat er eine Benefiz-Fastnachtssitzung organisiert. Alfred Spitzl ist Gründungsmitglied des Fördervereins des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums und war von Anfang an bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden im Mai diesen Jahres Erster Schatzmeister. Der dritte Empfänger der Bürgermedaille war Albert Schleidt, der sich seit vielen Jahrzehnten für die Katholische Arbeitnehmer Bewegung (KAB) einsetzt und bei vielen weiteren kirchlichen Projekten, wie beim Weihnachtsbaumverkauf, beim Empty-Bowls-Stand am Töpfermarkt oder beim Pfarrgemeinderat mitwirkt. Bürgermeister Antenbrink fügte der offiziellen Ehrungsbegründung auch das fastnachtliche Engagement hinzu. 
Der Wickerer Lorenz Flick erhielt die Bürgermedaille in Silber, da er seit 1970 als Schöffe des Ortsgerichtes Wicker tätig ist. Aus Altersgründen möchte Lorenz Flick die Tätigkeit im November aufgeben. 
Die Stadtplakette in Silber wurde Kurt Desch für seine 25-jährige Amtszeit als Erster Vorsitzender des Tanzsportclubs Blau-Gold Flörsheim zuteil. Zuvor war Kurt Desch ab 1984 schon Zweiter Vorsitzender. 
Dank und Anerkennung sprach der Bürgermeister Janina Schleidt aus, die sieben Jahre lang ehrenamtlich als Weinprinzessin respektive -königin die Stadt bei vielen auch überregionalen Anlässen vorbildlich repräsentierte. 
Den mit 500 Euro dotierten Preis für bürgerschaftliches Engagement in der Kategorie „Soziales“ erhielt Anita Richter, die seit 17 Jahren mit großem Engagement dazu aufruft, Weihnachtspäckchen in Schuhkartongröße für die Aktion „Hoffnungszeichen“, eine Aktion des Malteser Hilfsdienstes für Heimkinder in den ehemaligen Kriegsgebieten im Balkan, zu verschicken. Anita Richter erhält dafür Spenden von Kindergärten, Schulen, Seniorenkreisen und Privatpersonen. 
Für besonders gute Schulabschlüsse wurden folgende Schülerinnen und Schüler mit einem Buchgutschein belohnt: Nektarios Kirikipolous (Hauptschulzweig), Eric Landgraf, Zeljko Laketic, Laura Zimmermann (Realschulzweig), Philipp Bolz, Daniel Hasler, Anna-Lena Kempf, Thomas Lauer (Abiturjahrgang). 
Viel Lob erntete auch die Big Band des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums, die mit einem abwechslungsreichen musikalischen Programm bei all der Feierlichkeit für eine schwungvolle und heitere Note sorgte.

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