„Geht all zur Demo, gebt kaa Ruh“

Beeindruckende Benefizsitzung im Gemeindesaal von St. Gallus am vergangenen Sonntag

FLÖRSHEIM (drh) – Damit die Mitglieder der Flörsheimer Kantorei und der Organist von St. Gallus nicht noch an Staublunge erkranken, organisierte Küster Wilhelm Bachmann erneut eine Benefizsitzung zugunsten der Orgelrestaurierung von St. Gallus.

 

Gut vier Stunden unterhielten einheimische und auswärtige Fastnachter ohne jegliche Gage den voll besetzten Gemeindesaal von St. Gallus. Ansagerin Luzia Platt verband die einzelnen Programmpunkte mit viel Charme und Witz zu einem Gesamtpaket, das das Publikum beeindruckte.
Die Kantorei eröffnete den Reigen als „Hauptbetroffene“ und ließ sogar die Heilige Cäcilia, die Patronin der Kirchenmusik, lebendig werden. Stehenden Applaus erhielt Engelbert Hammer für seine Darbietung als Marktfraa „Josefine“, die unter anderem unterhaltsame Ausführungen über die Erblichkeit von Fassenacht machte. „Bei aller Fusion wird Gallus zum Dom“, reimte Josefine und erkor Küster Bachmann dabei zum Dombaumeister. „Glockenläuten wird zum Hit, dann hört mehr auch die Flieger nit“, meinte Engelbert Hammer zur Fluglärmbelastung, der zudem dann forderte: „Geht all zur Demo, gebt kaa Ruh, ruf ich Euch als Marktfraa zu.“
Auch der FCV-Protokoller Gregor Stark, der erstmalig für St. Gallus in der Bütt stand, beeindruckte mit aktuellen Ereignissen aus seiner ehemaligen Heimatstadt. Er kommentierte den Klau der Christbaumspitze damit, dass er Fraport verdächtigte, die Spitze abrasiert zu haben und glaubte, dass die Kanzlerin das Oberteil wohl gut gebrauchen konnte – könne sie sich als arme Kanzlerin doch bestimmt keinen Christbaum mehr leisten.
Familiärer Anhang des Küsters verbarg sich in der Gesangsdarbietung der Sioux-Indianer, wo unter anderem der sechsjährige Enkel Jean per Steckenpferd die Bühne eroberte.
Der Ausdruck „Majorette“ war vielen Flörsheimern bislang nicht bekannt. Dies änderte sich mit dem Auftritt der Majoretts der Mainzer Kleppergarde, die den Flerschemern schnell zeigte, wie flink und geschickt sie mit ihren „Batons“ (Stäben) wirbeln und tanzen können. Sängerin Julia Mathes leitete mit einem bunten Fastnachtspotpouri und ihrem Hit „Im Schatten des Doms“ zur Pause über.
Mit einer guten Grundlage stürzten sich die Karnevalisten in die zweite Halbzeit, die mit der Showband der Jokusgarde mächtig eröffnet wurde. Die fetzige Musikdarbietung ließ das Publikum im Saal tanzen. Ein feuriger Gardetanz der Füsiliergarde Mainz-Gonsenheim schloss sich an. „Wir lieben einfach die Stimmung in Flörsheim. Da können viele Mainzer Sitzungen nicht mithalten“, gestehen die jungen Tänzerinnen, die deshalb immer wieder gern für den guten Zweck in Flörsheim zu Gast sind. Am Sonntag schoben sie ihr Flörsheimer Gastspiel zwischen zwei Auftritte in Mainz.
Pfarrer Frank-Peter Beuler schlüpfte in die Rolle eines Hausmannes, stopfte dabei sein Geschirr in die Waschmaschine, wartete viele Sommertage auf das Erreichen der Höchsttemperatur für seine 40 Grad Wäsche und versuchte seine Hydrokulturen mit manch „Ferrzje“ aufzufrischen. Schließlich würden seine Pflänzchen mit Blähton am Besten gedeihen. Als Moderatorin Luzia Platt ihn nach der Quelle seines Ideen-Fundus befragte, meinte Beuler trocken: „Ich bin eben ein guter Beobachter!“
Das Flörsheimer Dreigestirn mit Engelbert Hammer, Thomas Schmidt und Manfred Weber heizte dem Publikum erneut mit fastnachtlichen Stimmungsliedern ein, bevor das Ballett „Las Romanas“ aus Mainz-Ebersheim den Atem des Publikums stocken ließ. Die 20 Tänzerinnen begannen ihre Show auf den Tischen des Publikums im Saal, bauten Menschenpyramiden bis unter die Decke und nutzten mit ihren Schrittkombinationen jeden Zentimeter der Gallusbühne.
„Apollonia“ kam zwar nach wie vor als Single daher, berichtete aber in ihrer unnachahmlichen Art von ihren ganz eigenen Vorbereitungen auf den Weltuntergang. So versuchte sie beispielsweise ihre Festplatte leer zu machen, doch sei sie einfach nicht verfressen genug und bei der Löschung ihres Dauerauftrages setzte sie ihre gesamte Wohnung unter Wasser. Dem Publikum stiegen bei der neuesten Apollonia-Auflage wieder einmal die Lachtränen in die Augen.
SWR-4 Moderator und Entertainer Stefan Persch beendete die Sitzung mit Hits von Udo Jürgens, Frank Sinatra und Roland Kaiser und baute sich mit Saalgästen ganz spontan einen eigenen Backgroundchor und sorgte so für eine passende Überleitung zum Finale. Manch Publikumsgast ließ sich von der guten Stimmung ganz spontan zu Spendenaktivitäten hinreißen. Michael Petry übernimmt beispielsweise nun die Anschaffung neuer Christbaum-Kugeln und der Freundeskreis um Familie Göttge brachte die gesuchten neuen Strohsterne für den kommenden Christbaum sogar als Geschenk gleich zur Sitzung mit.

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