„Bei ihne fühl ich mich wohl!“

Lachsalven und „Bravo“-Rufe im Flörsheimer Keller bei „Rezi*Babbel“

Mario Gesiarz wurde im Flörsheimer Keller von seinem Sohn Viktor und dessen Akkordeon begleitet.    ?(Foto: A. Kreusch)

 

FLÖRSHEIM (ak) – Am letzten Freitag, 24. April; bekam das Publikum im Flörsheimer Keller eine „volle Dröhnung Frankfort“ – und allen ging dabei ganz offensichtlich „des Herz uff wie en Kreppel“, wie man am frohen Gelächter und am Applaus leicht feststellen konnte!
Zu Gast war das Frankfurter Mundart-Rezitations-Theater „Rezi*Babbel“: Mario Gesiarz und sein wunderbar Akkordeon spielender Sohn Viktor.

 

Dass Gesiarz in Flörsheim keinen „Übersetzer“ braucht, wenn er von Karl Ettlinger, von Friedrich und Adolf Stoltze, von „Steube-Öser“, von „Schawellscher“, von „Zwerscherscher und Rieserscher“, von „sibbe Sorte Fleeschel“ und von der „Spoosau“ erzählt, wenn er den Gebrauch der „Wörterscher“ „als“ und „dät“ näher beleuchtet oder erklärt, was ein „verschammerierter Gummi“ ist (nämlich ein verliebter Lehrling), das kann man sich gut vorstellen. Wie er aber sein Publikum mit seinem charmanten und überzeugten Eintreten für die Mundart immer wieder bezaubert und amüsiert, das sollte man schon einmal erlebt haben.
Wenn Gesiarz etwa im grünen Gehrock und mit schwarzem Zylinder mit temperamentvoller Mimik und Gestik auf das unvermeidliche – aber doch nicht für alle Beteiligten so ganz unglückliche – Ende der „explodiert Spoosau“ zusteuert, dann prusten seine Zuhörer immer wieder laut lachend dazwischen, ein tosender Applaus ist ihm dabei sicher. Und neben den vielen humorvollen Rezitationen von Gedichten und Geschichten in Frankfurter Mundart hat er sogar noch einige, für viele Zuhörer sicher recht erstaunliche Informationen zum geschichtlich gar nicht so unbedeutenden Leben und Wirken seiner Frankfurter Lieblingsdichter für alle parat. Sogar eine „Philosophische Abteilung“ gibt es in seinem Programm, schließlich kannten sich der Frankfurter Mundart-Dichter Stoltze und der in Frankfurt lebende Philosoph Arthur Schopenhauer gar persönlich. Dass der freigeistige und „modern“ orientierte Stoltze den verbissenen Frauenfeind Schopenhauer als Mensch gar nicht mochte, kann Gesiarz mit einem Zitat belegen: „Der mescht e Gesicht, als ob er die ganz Palz vergifte wollt!“, hat Stoltze über den griesgrämigen Herrn mit dem verwöhnten Hund gesagt.
Sogar „Bravo!“-Rufe schallten durch den Flörsheimer Keller, als der Rezitator sich fehlerfrei durch das Gedicht „Im Himmel sind sich alle gleich“ mit ganz vielen „-schers“ jeder Art gesprochen hatte. Ebenfalls verfehlte die „galante“ Geschichte, bei der ein Franzose „ein Kiss“ von der „Frankforter Frau Wagner“ erbat, ihre zwerchfellstrapazierende Wirkung nicht: „Na so en Schann – wenn ich en Olwel kisse will, dann hab‘ ich doch mein Mann!“ – „sie ham verstann mich faux, Madame – ich will nit Kiss von Maul, ich will nur Kiss für die Popo!“
Das „Tüpfelchen auf dem i“ des „Rezi*Babbel“ Programmes sind sicher die sehr schönen, genau passenden Akkordeon-Zwischenspiele von Viktor Gesiarz, sie geben dem Publikum Zeit, zwischen den eigenen Lachsalven auszuspannen und Kraft für weitere humorvolle Rezitationen zu sammeln.
Die Aufforderung von Mario Gesiarz „ach gehn se fort sie – bleiwe se do!“ wäre also sicherlich gar nicht notwendig gewesen, sie machte aber trotzdem allen Zuhörern im Flörsheimer Keller – wie der gesamte Mundart-Abend – ehr viel Spaß.

 

 

 

 

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