Rubrik: Flörsheim
10.01.2022
Jahresrückblick 2021 - Teil I

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Zum Jahresbeginn 2021 war zwar klar, dass die Fassenacht in Flörsheim nicht im gewohnten Rahmen stattfinden kann. Dass letztlich in den Sälen wie auf der Straße gar nichts gehen würde, war lediglich eine Ahnung. Und so trafen sich am Neujahrsmorgen wie jedes Jahr die Aktiven des Carneval Vereins Weilbach am Haus am Weilbach, wo der 2. Vorsitzende Sven Press und Vorstandsmitglied Heiko Dörhöfer die CVW-Fahne hissten. Allerdings entfielen coronabedingt das Vereidigen der Narren und der Neujahrsgruß, sonst feste Bestandteile des Programms. Als Motto verkündeten die CVW-Aktiven noch ganz optimistisch „Mein Impfstoff heißt, auf den ich steh – Fassenacht beim CVW!“ Wenige Tage zuvor, am 27. Dezember 2020, war offizieller Start der Impfkampagne in Deutschland gewesen. Im Laufe des Jahres stellte sich dann heraus, dass es doch eher die Aufgabe des Impfzentrums und der Hausärzte wurde, den richtigen Impfstoff in die Körper zu bringen.

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Ende Januar stellten sich die Flörsheimerinnen und Flörsheimer die Frage, wie hoch ihr Lieblingsfluss es diesmal treiben würde. Noch nicht ahnend, welch marginales Problem, verglichen mit dem, was im Sommer an Ahr und Erft passieren sollte, der Main als großer Lauf seinen zudem hochwassererfahrenen Städten bereiten kann. Kurzzeitig sah es zwar nach einer größeren Problemlage aus, letztlich blieb es in Flörsheim aber bei einer überschwemmten Parkfläche am Adenauer-Ufer und dem gesperrten, noch tiefer gelegenen Spazierweg an den Mainwiesen. Der „Peak“, der Höchstwert am für den Untermain zuständigen Pegel Raunheim blieb bei 3,53 hängen, der am Nachmittag des 6. Februar erreicht wurde, 13 Zentimeter über der Meldestufe 1. Auslöser der erhöhten Werten war das regnerische Wetter in der Großregion, der vor allem die Mittelgebirgs-Zuflüsse des Mainz deutlich füllte. Alfred Borrmann, Hochwasser-Experte im RP Darmstadt, resümierte ein „zwei- bis fünfjähriges“ Hochwasserereignis.

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In den Sälen ging 2020 in Sachen Fastnachtssitzungen nichts, und dennoch hatte der für diese Kulturform in Flörsheim besonders zuständige Flörsheimer Carneval Verein (FCV) auch 2021 aktuelle Beiträge zu bieten. Als es sich abzeichnete, dass die Säle der Stadt geschlossen bleiben würden, nahmen die Fastnachter das Angebot des Hessischen Rundfunks an, eine 90-minütige Sitzung im Studio des Senders zu produzieren, natürlich ohne Publikum und mit den üblichen Corona-Regeln. Zwei Ausstrahlungen der vom Sender spontan auf 105 Minuten verlängerten Aufzeichnung gab es im hessischen „Dritten“ zu sehen: am 8. und am 13. Februar, dem Fastnachtssamstag. Im Anschluss an die Wiederholung wurde sogar noch einmal die komplette Sitzung des Jahres 2020 ausgestrahlt. FCV-Chef Hans-Joachim „Hansi“ Greb, natürlich wieder als „Hoppes“ dabei, und seine Vereinskollegen erlebte einen „ganz interessanten, aber auch ein bisschen anstrengenden, langen Tag“ im
HR-Studio. Zehn Stunden verbrachten die Flörsheimer Fastnachter für die Produktion im Studio, der bis auf das aktuelle Protokoll ein Best-of. Das Foto zeigt Protokoller Gregor Stark, „Patientin“ Sabine Roth, Jürgen Wiesmann
als „Ernst Lustig“, Hans-Joachim Greb als „Hoppes“ und Moderator Sascha Jung im HR-Studio.

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Eigentlich war es eine feine Sache für alle Seiten, dieses Verwaltungsgerichtsurteil, denn so konnte die Stadt achselzuckend festhalten, dass sie sich nun einmal einer richterlichen Anordnung zu beugen habe, ganz unabhängig von der inhaltlichen Sinnhaftigkeit des Spruchs der Frankfurter Kammer. Die kassierte Mitte Februar in einer Eilentscheidung das seit einem knappen Jahr laufende Verkehrsexperiment Jahnstraße ein und forderte die umgehende Beseitigung der beiden rot-weißen Pfosten, durch die die Stadt die Straße auf Höhe des Alten Friedhofs für die Durchfahrt von Autos und LKW gesperrt hatte.
Eine Anwohnerin hatte dagegen geklagt, dass die Stadt die 2016 zur Fahrradstraße erklärte Straße im März 2020 auf Höhe des Fußgängerüberwegs in zwei Sackgassen geteilt hatte. Das war eine Art Experiment, um einmal zu testen, ob der Vorrang des Radverkehrs in der Straße besser durchzusetzen ist, wenn sie für Pkw nicht mehr als Verbindungs- sondern nur noch als Zufahrtsweg der Anwohner nutzbar ist. Corona machte dem Versuch jedoch einen Strich durch die Rechnung, die Erhebung wurde mehrfach verschoben, weil das Verkehrsaufkommen besonders mit dem ersten Lockdown deutlich zurückging. Dass die städtische Straße wegen einer behaupteten Problemlage, einer möglichen Gefährdung der Radler durch PKW und Transporter, für den Autoverkehr gesperrt wurde, dann der Nachweis des positiven Effekts durch den Schritt ein Jahr lang aber nicht mit Daten belegt wurde, führte dazu, dass das Verwaltungsgericht die Sperrung als rechtswidrig erklärte. Bürgermeister Bernd Blisch und das Ordnungsamt einigen sich darauf, nicht die nächste Instanz anzurufen – der Verkehrsversuch sollte sowieso im April auslaufen. Dass in den ganzen Monaten irgendwelche verwertbaren Zahlen zum Experiment erhoben worden seien, hat allerdings noch niemand behauptet.

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Viele Gedanken machten sich die Wickerer über die Gestaltung ihres Verkehrskreisels. So ein Ding macht stolz, zeigt es doch, dass auch ein so kleiner Stadtteil eine derart wichtige Verbindungsstraße besitzen kann, dass die Stadt sogar Fördermittel zum Umbau der Kreuzung Kirschgartenstraße/Flörsheimer Straße zuerkannt bekam. Die Bauweise eines Kreisels bringt es aber auch mit sich, dass in seiner Mitte eine gar nicht mal so kleine, kreisrunde Insel entsteht, die von den Fahrzeugen konsequent umkurvt wird, wenn es gut läuft. Das wiederum ermöglicht nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, um den täglich tausendfach gesehenen Knotenpunkt attraktiv und werbewirksam zu gestalten. Im Entwurfsprozess lernte die Stadt dann zwar, dass die Genehmigungsbehörden dann doch die eine oder andere Grenzen setzten, vor allem, was die Höge der Aufbauten und Bepflanzung betrifft. Im Februar, mit nur leichter Verzögerung gegenüber den Planungen, war die bauliche Neugestaltung des Kreisels dann aber abgeschlossen. Das zunächst noch verhüllte Schild, das den Verkehrsteilnehmern entgegenprankt, die aus Richtung Weilbach in den Kreisel einfahren, verkündet den Beinamen Wickers als „Tor zum Rheingau“, das beleuchtete „W“-Logo (Wappen) befindet sich auf der anderen Seite. Die vollständige Bepflanzung erfolgte erst nach der Winterzeit und bliebe nicht ohne Kritik.

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Normalerweise würden wir an dieser Stelle auf eine konfrontative, diskussionsfreudige, vielfältigen, bunte und hoffentlich dennoch faire Wahlkampfzeit im Spätwinter 2021 zurückblicken, denn am 14. März wurden in Hessen die Kommunalparlamente neu gewählt. Das Werben der Parteien um die Gunst der Wählerinnen und Wählern fand diesmal aber vor allem über die Medienschiene statt: Flyer, wie hier am Adenauer-Ufer zu sehen jede Menge Plakate an den Laternenpfählen, Zeitungsanzeigen – aber keine öffentlichen Wahlveranstaltungen oder Kundgebungen, und selbst den klassischen Wahlkampfstand auf dem Wochenmarkt gab es diesmal kaum. Der Inzidenzwert lag in der heißen Phase des Wahlkampfs bei Werten, die wir aktuell gerne wieder hätten, im Landkreis zwischen 50 und 80. Die Unsicherheit durch die Coronakrise ließ aber keine Planungen für Begegnungen zwischen Kandidierenden und Wahlvolk zu. Die Parteien, die es versuchten, thematische Treffen per Online-Wahlstände anzubieten machten die Erfahrung, dass solche Alternativangebote im Netz keine gute Resonanz über den engen eigenen Kreis hinaus fanden. Die Wahl selbst verlief problemlos, zumal ein großer Anteil der Bürgerinnen und Bürger dem Wunsch der Verwaltung nachkam, diesmal per Briefwahl mitzumachen. Bei einer allerdings erneut niedrigen Gesamtbeteiligung von nur 51,2 Prozent (2016: 51,0) verpassten die Briefwähler/innen die Zweidrittelmehrheit nur knapp (64, 5 Prozent). Werte, von denen die fünf angetretenen Fraktionen – das unveränderte Angebot zur vorigen Wahl – nur träumen konnten.

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Dass die CDU der Sieger der Kommunalwahl in Flörsheim war, zeigte sich bei der konstituierenden Sitzung Mitte April: Michael Kröhle (l., CDU) wurde, diesmal ohne Gegenkandidat/in, erneut zum Stadtverordnetenvorsteher gewählt, sein Fraktionschef Marcus K. Reif ist weiterhin Mehrheitsführer, und das in gestärkter Position. Wie es sich von vorneherein angedeutet hatte, führten die Koalitionsverhandlungen zu dem Ergebnis, dass das bisherige Dreierbündnis aus CDU, GALF und dfb ohne den Juniorpartner weitermacht. Bei der konstituierenden Sitzung fünf Wochen nach der Wahl war das noch nicht in trockenen Tüchern. Die Antragslage und die Abstimmungen zeigten allerdings schon deutlich auf, dass es ein Koalitionsverständnis von CDU und GALF gab, genauso wie sich SPD, dfb und FDP als Oppositionsblock verstanden. Und so kam es in der folgenden Woche dann auch, wobei die CDU dank des ersten mit der neuen Zweiermehrheit abgestimmtem Antrags nun satte fünf von zwölf ehrenamtlichen Stadträtinnen und Stadträte stellt, die zusammen mit Bürgermeister Bernd Blisch (CDU) und der ersten Renate Mohr (GALF) den Magistrat bilden. Bisher waren es 13 gewesen, elf wollte die Opposition per Änderungsantrag erreichen, was eine Verteilung ergeben hätte, die am ehesten der Sitzverhältnisse entsprochen hätte. Ein erstes Gerangel um kleine Vorteile zwischen Koalition und Opposition, ehe die Seiten sich formal gefunden hatten.

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.Anfang April, als Impfungen noch besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen vorbehalten war, etablierten sich in Deutschland überall Covid-Schnellteststationen. Die konnte im Prinzip jede/r, den/die die Muße dazu traf, unter für deutsche Verhältnisse erstaunlich geringen bürokratischen Voraussetzungen aufbauen. In Flörsheim fand sich jemand, der das Feld mit hoher Dynamik anging. Der Wickerer Frederic Lanz etablierte mit seiner zu diesem Zweck gegründeten Firma Preventim an zwischenzeitlich zehn Standorten Schnellteststationen, in Flörsheim zunächst mit einem Drive-In auf dem hinteren Bereich des Stadthallen-Parkplatzes, später ergänzt um einen Testcontainer in der Mainzer Straße in Wicker. Ein Angebot, das einschlug. An Karfreitag öffnete die Station zum ersten Mal, gut eine Woche später hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits 5000 Tests ausgewertet. Zweck der Aktion war damals noch nicht, negative Bescheide zur Vorlage an Einlasskontrollen vorzulegen, denn von 3G, geschweige denn 2G+ war seinerzeit noch nicht die Rede. Vielmehr sollte durch ein möglichst hohes Testaufkommen Infektionen festgestellt werden, bevor ihre Träger sie am Arbeitsplatz oder in der Familie unwissentlich weiterverbreiten. Der sogenannte „Bürgertest“ war geboren und ist bis heute – mit Ausnahme einer mehrwöchigen Unterbrechung im Herbst, die mit der vierten Welle wieder aufgehoben wurde – ein wichtiger Baustein in der Pandemiebekämpfung. Das Drive-In findet sich inzwischen allerdings an einem neuen Standort, auf dem neuen Parkplatz am Gisbert-Beck-Kreisel.
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