Im kalten Reich der Tiefkühlpizzen

Transthermos: Zweite Kühlhalle wird ab 2013 Verkehrsaufkommen erhöhen

FLÖRSHEIM (drh) – Eine eisige, trockene Kälte schlug den Ausschussmitgliedern des Bau-, Verkehrs- und Umweltausschusses beim Besuch des Transthermos-Tiefkühllagers entgegen. Minus 25 Grad Celsius herrschen im Inneren der 33.000 Quadratmeter großen Tiefkühlhalle, wo 11.400 Paletten mit Tiefkühlkost aller Art gelagert werden können. Speiseeis, Fischstäbchen, Fleisch, Pizzen, Backwaren und Gemüse warten im Flörsheimer Lager auf ihren Weitertransport zu Lebensmittelhändlern in ganz Deutschland. 100 Fahrzeuge liefern und laden dafür Tag für Tag die hochwertige Kost, deren Kühlkette niemals unterbrochen werden darf. Am Flörsheimer Standort des Großunternehmens, das insgesamt 35 Prozent des Tiefkühlmarktes bedient, arbeiten derzeit 50 Mitarbeiter. Im Jahr 2013 soll jedoch eine zweite Kühlhalle ähnlicher Größe in Betrieb gehen, sodass es in Flörsheim bei Transthermos bis zu 100 Arbeitsplätze geben wird. Der Tiefkühlmarkt wachse stetig, sei doch Tiefkühlung die beste Art der Lebensmittelkonservierung, versichert das Unternehmen. 1890 gründete sich Transthermos als Markt- und Kühlhallen AG und verdiente noch bis in die 50er Jahre sein Geld mit der Herstellung und dem Transport von Stangeneis. Unter anderem wurden auch die Waggons der Deutschen Bahn beliefert.

 

 
Jeder Bundesbürger verbraucht laut Statistik durchschnittlich 39 Kilogramm Tiefkühlkost pro Jahr. Speiseeis ist in dieser Rechnung nicht enthalten. Für Geschäftsführer Sebastian Dietrich ist der Sektor Tiefkühlkost ein Markt mit Zukunft, da durch die längere Haltbarkeit unter anderem dem Verschwendungswahn entgegengewirkt werde. So ist für ihn die Tiefkühlware auch ein durchaus umweltverträgliches Produkt, sei die CO2-Bilanz einer Tiefkühlpalette mit einem Ladegewicht von 360 Kilogramm doch mit dem CO2-Ausstoß eines Bahnfahrers (80 Kilogramm Gewicht) auf einem Kilometer vergleichbar. Die Branche sei durch starke Stoßgeschäftszeiten geprägt, wirke sich doch der Sommerbeginn und der damit verbundene Eiskonsum oder auch der Beginn der Grillsaison enorm auf den Bedarf der Tiefkühlkost aus. 
„Wir haben den Auftrag, 80 Millionen Bundesbürger zu versorgen, und setzen alles daran, dass sie von der gesamten Logistik gar nichts mitbekommen“, behauptete Dietrich. Für die Anwohner der Hauptverkehrsstraßen, die täglich die vorbeifahrenden Kühllaster zu ertragen haben, eine kaum nachvollziehbare Aussage. Alle Transthermos-Laster seien jedoch mit modernsten Kühlaggregaten ausgestattet. „Die Geräusche der Aggregate werden durch die Fahrgeräusche des LKW übertönt“, erklärte Heinrich Pfeifer, der in der Branche den Namen „Kältepapst“ trägt. Pfeifer erläuterte den Aufbau eines Kühllasters ganz detailliert und erklärte dabei auch, dass die Laster schon aus rein ökologischen Gesichtspunkten weiß seien. Ein schwarzer Laster würde sich im Sommer schnell um bis zu 30 Grad Celsius mehr aufheizen, so dass auch die Kühlaggregate dann mehr leisten müssten. 
Beim Rundgang durch die eisige Tiefkühlhalle konnten sich alle Ausschussmitglieder ein Bild von der ausgeklügelten High-Tech-Logistik des Unternehmens machen. Kein LKW wird beispielsweise beladen, bevor er nicht luftdicht am Kühlzentrum angedockt hat. Erst dann öffnen sich die Schleusentore der Halle. 
Mit Inbetriebnahme der neuen Halle wird sich das Verkehrsaufkommen laut Transthermos zwar erhöhen, aber nicht verdoppeln. Das Unternehmen möchte nämlich die Halle vor allem als zusätzliche Lager- und nicht direkt als Umschlagfläche nutzen.
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