Klare Mehrheit für den Wechsel

Dr. Bernd Blisch setzt sich unerwartet deutlich gegen Amtsinhaber Michael Antenbrink und Mitbewerber Markus Ochs durch

Sichtlich gelöst und glücklich und dankte der haushohe Sieger Dr. Bernd Blisch seinem vielköpfigen Wahlkampfteam sowie allen Bürgerinnen und Bürgern, die ihm an jenem bemerkenswerten 27. Mai 2018 das Vertrauen ausgesprochen hatten.
(Fotos: A. Noé)

FLÖRSHEIM (noe) – Die Wählerinnen und Wähler haben entschieden. Und zwar eindeutiger, als es selbst betont siegesgewisse Anhänger Bernd Blischs erwartet hatten. 4.795 Wahlberechtigte gaben ihre Stimme dem von CDU, dfb, FDP und GALF unterstützten Kandidaten; das entspricht einem Anteil von satten 61,2 Prozent. Amtsinhaber Michael Antenbrink unterlag dementsprechend sehr deutlich, er konnte lediglich 2.487 Wahlberechtigte für seine Wiederwahl gewinnen. Eine überaus bittere Niederlage für Antenbrink, der mit mageren 31,7 Prozent abschnitt. Der dritte Bewerber um das Amt des Bürgermeisters, Markus Ochs, landete bei 7,1 Prozent. Ochs‘ erklärtes Ziel war es, eine Stichwahl zu erzwingen; auch er blieb mit einer Zustimmung von 557 Wahlberechtigten weit unter seinen eigenen Erwartungen. So ernüchternd der 27. Mai für Antenbrink und Ochs war, so euphorisierend wirkte jener außergewöhnliche Wahlsonntag auf die zahlreichen Anhänger Bernd Blischs, deren überschwänglicher Jubel die altehrwürdige Flörsheimer Stadthalle ein ums andere Mal erzittern ließ.

Bereits das Ergebnis aus dem ersten Wahlbezirk gab einen Vorgeschmack auf den weiteren Verlauf des Abends: im Wahllokal Begegnungsstätte Keramag/Falkenberg entfielen auf Blisch exakt 70 Prozent der Stimmen, Antenbrink (24,8 Prozent) und Ochs (5,2 Prozent) waren weit abgeschlagen. Nun galt der kleinste Stadtteil Flörsheims nicht gerade als Antenbrink-Hochburg, gleichwohl deutete das Ergebnis früh darauf hin, dass dies nicht der Abend des amtierenden Bürgermeisters sein würde.

Der Kandidat des Viererbündnisses indes räumte in jedem Wahlbezirk Ergebnisse knapp unter oder mitunter deutlich über 60 Prozent ab – nur eine Viertelstunde nach der Veröffentlichung des ersten Ergebnisses stand bereits endgültig fest, dass Bernd Blisch einen grandiosen Wahlsieg einfahren wird. Die Messe war schnell gelesen. Der 27. Mai 2018 wird nicht als spannender, sondern als aufregender Wahltag in die Stadtgeschichte eingehen.

Blisch setzte „voll auf Sieg“
Bernd Blisch, der unter lautem Jubel um kurz nach halb sieben die Stadthalle betrat, blickte lächelnd und, so wirkte es jedenfalls, fast schon etwas ungläubig auf den Stand der Dinge. Er habe zwar, gerade angesichts der positiven Resonanz, die er in den letzten Wochen des Wahlkampfes festgestellt habe, „voll auf Sieg“ gesetzt, sagte Blisch zum Abschluss des Wahlabends. Dass sich die Zustimmung jedoch so überwältigend klar darstellen würde, habe er nicht gedacht. „An dem Erfolg hat jeder seinen Anteil“, dankte Blisch mit Blick auf die Aktiven seines Wahlkampfteams, die ihn nach Bekanntgabe des vorläufigen Endergebnisses unter lauten „Blisch-Blisch-Blisch“-Rufen aus dem Saal auf die Bühne der Stadthalle geholt hatten. Der designierte Bürgermeister lobte nicht nur das „breite, enorme Engagement“ aus den Reihen des Viererbündnisses, das ihm von Anfang an den entsprechenden Rückhalt gegeben habe. Er dankte, unabhängig von ihrer Entscheidung, auch ausdrücklich allen Wählerinnen und Wählern, die an diesem Sonntag von ihrem Wahlrecht gebraucht gemacht hatten. Mit einer Wahlbeteiligung von knapp 50 Prozent – genau waren es 49,3 Prozent – könne man, wie Blisch im Rahmen eines Pressegespräches am Dienstag sagte, „einigermaßen zufrieden sein“. Er wolle nicht nur der Bürgermeister des Viererbündnisses, sondern aller Flörsheimer sein. Die Sozialdemokraten, deren Präsenz in der Stadthalle sich am Wahlabend gefühlt im Promillebereich bewegte, lud Blisch zur konstruktiven parlamentarischen Zusammenarbeit ein. Sein Wahlkampfmotto „Gemeinsam“ beschränke sich eben nicht nur auf den, im Parlament allerdings mit breiter Mehrheit vertretenen, Kreis der vier Bündnispartner.

Antenbrink maßlos enttäuscht
Markus Ochs, der als erster der drei Bürgermeisterkandidaten in die Stadthalle gekommen war, gehörte auch zu Blischs ersten Gratulanten. Ein leises Raunen ertönte, als der abgewählte amtierende Bürgermeister die Stadthalle betrat. Schnurgerade schritt Antenbrink, der von seiner Frau Ulla, dem Flörsheimer SPD-Chef Gerd Mehler und der SPD-Fraktionsvorsitzenden Marion Eisenmann-Kohl begleitet wurde, dem von den Anhängern des Viererbündnisses gefeierten Wahlsieger entgegen. Nach einer knappen Gratulation verließ Antenbrink den Saal. „Ich habe einen ehrlichen Wahlkampf gemacht“, sagte er im Foyer der Stadthalle gegenüber der Presse. Antenbrink war sichtlich angeschlagen: „Ich bin maßlos enttäuscht, mit diesem Ergebnis habe ich nicht gerechnet.“ Er sei nun ab dem 1. November – dem ersten Arbeitstag des neuen Bürgermeisters – Pensionär, nun könne er sich auf den Ruhestand freuen. Er werde nun in Ruhe überlegen, wie es in der Politik, etwa auf Kreisebene, für ihn weitergeht.

„Viele Hunde sind des Hasen Tod“, brachte Gerd Mehler in Anspielung auf das Viererbündnis die Situation aus seiner Sicht auf den Punkt. „Das einzig Positive ist, dass es nun klare Verhältnisse gibt“, so Mehler, der dem Viererbündnis vorwarf, gegen den (nunmehr scheidenden) Bürgermeister stets das Prinzip „Schwarzer Peter“ angewandt zu haben. „Ab heute hat der Kommunalwahlkampf begonnen“, gab sich der SPD-Vorsitzende kämpferisch.

In aller Ruhe und überhaupt nicht kämpferisch möchte Bernd Blisch die mit knapp fünf Monaten recht lange Phase zwischen seiner Wahl und dem Amtsantritt am 1. November nutzen. Er werde, um eine reibungslose Übergabe der Amtsgeschäfte zu gewährleisten, zu gegebener Zeit Gespräche mit Antenbrink, den Amtsleitern und dem Ersten Stadtrat Sven Heß führen. Von großer Bedeutung sei zunächst, dass es bei den beiden momentan wichtigsten Projekten, nämlich bei dem kurz vor dem Baurecht stehenden ersten Bauabschnitt der Umgehung Weilbach und bei der Errichtung der Kita „Hauptstraße“, zu keinen Verzögerungen kommt, unterstrich Bernd Blisch am Dienstag gegenüber der Presse. Zudem werde er sich mit seinen zukünftigen Amtskollegen, etwa den Bürgermeistern von Hattersheim und Hochheim, bezüglich der Intensivierung der Interkommunalen Zusammenarbeit beraten. Er wolle sich auch bereits im Vorfeld darüber Gedanken machen, wie die von ihm angestrebte Belebung der Altstadt, etwa hinsichtlich der Nutzung der Gebäude in Nachbarschaft des Gallusplatzes, in Gang gebracht werden kann, so Blisch. Vordringlich sei auch die Wiederaufnahme der interfraktionellen Gespräche zur Entwicklung eines Stadtentwicklungskonzeptes, schließlich gehe es dabei um das Stadtbild der Zukunft. Verändert hat sich das Stadtbild jedenfalls schon jetzt, da Bernd Blischs Wahlplakate daraus verschwunden sind. Statt nämlich, wie üblich, Danksagungen auf Plakate zu kleben, will der designierte Bürgermeister seinen Wahlsieg mit einer großen Grillparty im Flörsheimer Stadtgarten feiern. Mit allen Bürgerinnen und Bürgern, also gemeinsam, versteht sich.

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