Man hätte sich mehr trauen können

Kerbevadder Moritz Gebhardt blickt auf die besondere Kerb 2021 zurück

Neben dem Frühschoppen war die abschließende Kerbeverbrennung am Sonntagabend ein von allen Einschränkungen befreites Element der Kerb, der entsprechend auf große Resonanz stieß.

Letztlich ist er überzeugt, „dass wir das Beste daraus gemacht haben“. Aber Moritz Gebhardt betont auch, dass diese von den pandemischen Ereignissen geprägte Flörsheimer Kerb nicht alles bot, was eigentlich möglich gewesen wäre. „Ich finde, man hätte sich mehr trauen sollen“, sagt der Kerbevadder als Resümee im Nachhinein. Zwei Standpunkte des 18-Jährigen, der mit seinem 25-köpfigen Jahrgangsteam alles in die Waagschale geworfen hatte, damit die Kerbetradition nicht zum zweiten Mal in Serie komplett der Coronasituation zum Opfer fällt.

Am Sonntagabend endete die in der Stadt heiß diskutierte Veranstaltungsreihe mit der Kerbeverbrennung am Mainufer. Es war das einzige klassische Event der Kerb, das in einem normalen Rahmen stattfand, neben dem Frühschoppen im Pfarrgemeindezentrum acht Tage zuvor, „den konnten wir dank 2G-Regelung in voller Größe fahren und mussten nicht auf irgendwas verzichten - außer auf den Gickelschlag“, betont Gebhardt.

Die aufgekommene Debatte um das kümmerliche Geschehen auf dem Rathausplatz und die Kritik an der Stadtspitze wegen des starken Eindampfens der Kerb hat der Jahrgang natürlich mitbekommen. An der Schulddebatte will der Kerbevadder sich jedoch nicht beteiligen. Er schildert, dass sich der Jahrgang im Sommer mit Bürgermeister Bernd Blisch zusammengesetzt habe, „da haben wir uns gemeinsam gefragt, was könnte dieses Jahr gehen“.

Die Stadtspitze gab sich vorsichtig, niemand konnte ein Vierteljahr vor der Kerb genau abschätzen, welcher rechtliche Rahmen im Herbst gelten würde, es war letztlich die Entscheidung des Rathauses, die Linie zu fahren, die nun in der Kritik stand. Der Jahrgang akzeptierte dies, weil man es auch nicht besser einschätzen konnte. „Ich stimme im Nachhinein zu, dass mehr möglich gewesen wäre, das sieht man ja in anderen Städten“, sagt Gebhardt. „Aber ich finde, das sollte man niemanden übelnehmen.“

Zu dem Zeitpunkt jedenfalls. Als vor einigen Wochen die neuen Regelungen festgelegt wurden, „da haben wir im Nachhinein versucht den Kerbetanz zu retten“, denn mit der 2G-Regel als Rahmenbedingung müsste da doch was zu machen sein, dachte Gebhardt sich. „Wir waren super enthusiastisch, sind aber leider ausgebremst worden“, berichtet er von diesem neuerlichen Vorsprechen bei der Verwaltung. Diesmal ging es aber nicht um Viren und Abstände, sondern um die finanziellen Voraussetzungen, die das späte Aufpeppen des Programms gehabt hätte.

So ergaben sich die zehn Kerbebuben und 15 Kerbemädcher ihrem Schicksal und gingen in eine Kerb hinein, wie sie eben möglich war. „Wir hätten natürlich am liebsten eine Kerb gefeiert wie immer, aber wir haben uns an den Rahmen gehalten, der uns vorgegeben wurde.“

Für Gebhardt und seine Crew endete durch den Lockdown des Vorjahres eine aus dem kompletten Stillstand heraus angetretene Amtszeit. In Sichtweite des Mains aufgewachsen, habe er die Kerb von der Kindheit an aus nächster Nähe erlebt, „und ich wollte schon als kleiner Junge unbedingt mal Kerbeborsch sein“. Das Lebensziel hätte er sich erfüllt, wenn auch unter ganz außergewöhnlichen Umständen.

2019 hat er mit seinen Jahrgangskollegen als Vorsitzender der Vize-Vizeborsch angefangen, erlebte noch die Aktivitäten zu Weihnachten 2019 und Fasching 2020 – und nun rückte er ganz planmäßig als Kerbeborsch seines Jahrgangs 2013/14 nach.

Während dieser Jahrgang breit genug besetzt war, ist es der nachfolgende nicht, und so werden Gebhardt und wohl auch manch anderer Kerbeborsch und manch anderes Kerbemädcher im kommenden Jahr die Unterstützung den dann Verantwortlichen anbieten - aber eher inoffiziell und im Hintergrund: „Wir werden dann keine Pullis anhaben“. Aber hoffentlich doch wieder eine normale Kerb feiern, mit den Jahrgängen und den Flörsheimerinnen und Flörsheimern am Mainufer.

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